08.04.2010, 09:18 Uhr

Die Nachteile des iPad

Um Apples iPad hat sich ein Hype entwickelt, wie es ihn seit dem iPhone nicht mehr gab. Unsere Kollegen von der deutschen Macwelt haben sich die Apple-Flunder genauer angesehen und zeigen, welche Dinge am iPad stören.
Trotz der riesigen Begeisterung rund um das neue iPad muss man Apple auch Schwächen vorwerfen. Nicht alles am iPad ist vollkommen gelungen, auch wenn dies in der allgemeinen Euphorie untergeht. Hier sind die Kritikpunkte unserer deutschen Schwesterpublikation Macwelt:
Das Gewicht
Mit knapp 800 Gramm ist das iPad im Vergleich zu den meisten Laptops scheinbar ein Leichtgewicht. Durch die besondere Handhabung wirkt das iPad nach einiger Zeit in der Hand dennoch nicht besonders leicht, im Gegenteil. Dadurch, dass man die Apple-Flunder meist nicht auf den Schoss legt oder auf einem Tisch abstellt, hat man das Gerät fast ständig in der Hand. Weil man es am Rand anfasst, verstärkt sich der Gewichtseindruck durch die Hebelwirkung noch. Dies kann nach einiger Zeit zu einem müden Handgelenk führen.
iPhone-Apps
Apple verspricht, dass man fast alle iPhone-Apps auch mit dem iPad nutzen kann. Ja, das kann man - möchte man aber nicht, wenn man es einmal ausprobiert hat. Denn das iPad zeigt iPhone-Apps entweder in Originalgrösse oder gezoomt an. Dadurch hat man die Wahl: Entweder wird nur ein kleiner Teil des grossen Bildschirms genutzt oder die Grafikdarstellung wird fast unerträglich grob. Schrift, Bedienelemente und Inhalte werden überproportional gross und äusserst grobkörnig, der Vorteil des grösseren Bildschirms ist dahin. Weder Spiele noch Nachrichten-Apps machen auf diese Weise Spass.
Der zweite Haken: Fast alle Apps, die jetzt bereits für das iPad im App Store zu finden sind, sind spezielle Versionen. Die Entwickler wollen, dass man ihre Anwendung für das iPad erneut kauft. So muss man ein Spiel, das man für das iPhone bereits gekauft hat, noch einmal als «XL» oder «HD»-Variante für das iPad kaufen. Diese Versionen sind zudem meist teurer als die iPhone-Versionen. Sehr ärgerlich für Nutzer, die bereits Hunderte Franken im App Store ausgegeben haben und jetzt für das iPad fast alles noch einmal bezahlen sollen.
Stromhunger
Die Ladefunktion des iPad ist besonders leistungshungrig. Während man jeden iPod und auch das iPhone an einem Computer mit USB aufladen kann, gelten beim iPad besondere Regeln. Hier eignen sich nur moderne Macs als Tankstelle. An älteren Geräten meldet die Ladeanzeige ein schlichtes «Lädt nicht». Dies passiert beispielsweise an einem älteren Mac Pro. Neue Macs mit so genannten "High Power"-USB-Anschlüssen laden das iPad. Dies hat bei unseren Macwelt-Kollegen beispielsweise mit einem iMac und Macbook Pro aus dem Jahr 2009 funktioniert.
Apple legt dem iPad wegen dieses Stromhungers ein stärkeres Netzteil bei als dem iPhone. Dieses leistet zehn Watt statt der für USB-Ladegeräte üblichen fünf Watt. Unsere deutsche Schwesterpublikation hat es mit einem iPhone-Ladegerät eines Drittanbieters versucht. Dies hat zwar funktioniert, allerdings dauerte die Ladezeit mit einem USB-Anschluss oder gewöhnlichen Ladegerät deutlich länger als mit dem Originalnetzteil. In der Praxis werden viele universelle Ladegeräte nichts mit dem iPad anfangen können.
Fingerabdrücke
Selbst wenn man das iPad nur kurz benutzt, sieht es sofort so aus, als ob die Forensiker von CSI Miami einen Tatort mit ihren Fingerabdruckdetektoren eingenebelt hätten: Man kann fast jede Fingerberührung anhand der Spuren auf dem Glas nachvollziehen. Dies fällt vor allem dann auf, wenn das Display ausgeschaltet ist und wird im Betrieb von der Displaybeleuchtung weitgehend überstrahlt. Im Standby-Modus ist die spiegelnd-glänzende Display-Konstruktion jedoch eine fettverschmierte Angelegenheit.
Kaum Zubehör
So schlank der iPad-Karton geschnitten ist, so knapp ist auch das mitgelieferte Zubehör. Die einzigen beiden Utensilien: Ein USB-Kabel und ein Netzteil. Mehr erhält der Käufer nicht zu seinem iPad. Weder Kopfhörer, Tischständer/Dock oder ein nützliches Putztuch wie zu einem iPhone gibt es. Dies freut den Markt der Drittanbieter und Zubehörhersteller, zwingt Nutzer aber dazu, noch einmal in die Tasche zu greifen.
Rechnet man sinnvolle und notwendige Dinge wie einen Dock-Ständer und eine Schutzhülle für unterwegs dazu, dann kommen insgesamt noch einmal rund 70 US-Dollar zusammen. Will man die Tastatur mit Dock-Anschluss statt des normalen Docks: Diese kostet 70 Dollar. Kamera anschliessen? 30 Dollar. Einen Monitor oder Projektor anschliessen? Wieder 30 Dollar.
Diese Zusatzkosten sollte man vor der Anschaffung einkalkulieren.
Bildschirmtastatur
Auch wenn die Tastatur gut umgesetzt ist, ist das Tippen von längeren Texten auf dem Touchscreen dennoch kein Vergnügen. Denn durch die flache Tablet-Bauart ist es recht schwer, in angenehmer Position einen guten Blick auf den Bildschirm zu haben. Das bedeutet: Entweder hält man es in einer Hand oder in beiden Händen und kann dann nur mit den Daumen oder mit einer Hand tippen. Um wie bei einer echten Tastatur tippen zu können, muss man die Hände frei haben. Dazu legt man das Gerät auf den Schoss oder eine Unterlage wie einen Tisch. Dann zeigt der Bildschirm allerdings senkrecht nach oben. Dies hat zur Folge, dass man sich über das iPad beugen muss - keine bequeme Haltung.
In der Praxis werden Vieltipper deshalb auf Halterungen und externe Tastaturen zurückgreifen müssen.
Funktionen, die noch fehlen
Neben den störenden Eigenheiten gibt es noch einige kleinere Haken, die nach Ansicht unserer deutschen Kollgegen verbesserungswürdig sind. So wäre eine Coverflow-Ansicht für die iPod-App hübsch und nützlich. Ausserdem sollte das iPad drucken können. Da Apple die Produktivfähigkeiten mit iWorks hervorhebt, sollte man die Dateien auch anders zu Papier bringen können als über den relativ umständlichen Umweg, Dateien per Mail oder iTunes auf den Mac zu kopieren. iPhone-OS 4.0 könnte diese Funktion nachreichen.
Sinnvoll wäre zudem, wenn Apple die Sprachnotiz-App vom iPhone auch auf das iPad bringen würde. Da das iPad ein Mikrofon hat und Headsets unterstützt, könnte man damit problemlos Notizen einsprechen oder Interviews mitschneiden.



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