Christian Sciullo, Google Cloud Schweiz, im Interview 07.07.2020, 15:15 Uhr

«In manchen Bereichen haben wir unsere Ziele übertroffen»

Seit gut einem Jahr betreibt Google hierzulande seine Daten- und Rechenwolke. Der Schweizer Cloud-Chef, Christian Sciullo, spricht im Interview über Kunden, Projekte und welchen Einfluss Corona auf das Cloud-Geschäft hat.
Christian Sciullo, Country Director Schweiz und Österreich Google Cloud, Google
(Quelle: NMGZ/Computerworld)
Computerworld: Wie haben Sie den Corona-Lockdown erlebt? Inwieweit mussten Sie Ihre Arbeitsweisen umstellen?
Christian Sciullo: Generell war es keine grosse Umstellung, denn die Möglichkeit für Remote Work ist bei uns ja seit jeher gegeben. Aber natürlich ist es schon psychologisch etwas anderes, ob man «hie und da» einen Tag vom Home Office aus arbeitet, als eben monatelang am Stück. Was sicher neu, bzw. mehr geworden ist, sind die virtuellen «Team Coffees», und auch häufigere «Check-ins» mit den Kollegen via Google Meet Chat. Google bietet auch grosse Flexibilität bei den Arbeitszeiten, besonders für Eltern und Mitarbeitende, die zum Beispiel eine pflegebedürftige Person betreuen - die Unterstützung der Firma ist und war in dieser speziellen Zeit in jeder Hinsicht sehr gross.
CW: Cloud-Lösungen waren zuletzt gefragt, wie lange nicht, insbesondere im Collaboration-Umfeld. Inwieweit konnte Google hiervon profitieren?
Sciullo: Für uns steht im Mittelpunkt, unseren Kunden helfen zu können. Einige wurden ja mit Beginn der Krise und dem Lockdown geradezu in die Digitalisierung hinein katapultiert, mussten also schneller Massnahmen ergreifen und umdenken, als sie es geplant hatten. Manche sind auf der Digitalisierungs-Reise schon etwas weiter und waren daher vorbereitet, ohne grössere Umstellungen noch stärker auf Cloud Collaboration-Tools zu setzen. Wir haben hier einige Initiativen gestartet, auch mit Partnern zusammen, um in dieser aussergewöhnlichen Situation zu unterstützen. So bieten wir etwa Google Meet bis Ende September für alle kostenlos an, aber es gibt auch sonst zahlreiche Beispiele: zum einen, wie wir Kunden aus allen Bereichen besonders in diesen Zeiten «digital unter die Arme greifen»; und zum anderen, wie wir gemeinsam mit ihnen den Weg aus der Krise suchen, indem wir sie dabei unterstützen, veränderte Businessmodelle langfristig aufzusetzen.
“Manche Kunden wurden mit Beginn der Krise und dem Lockdown geradezu in die Digitalisierung hinein katapultiert„
Christian Sciullo, Google Cloud Schweiz
CW: Wie haben Sie die plötzliche zusätzliche Last gestemmt? Muss Ihr Rechenzentrumspartner nun schneller ausbauen?
Sciullo: Wie Urs Hölzle, Senior Vice President Technical Infrastructure, kürzlich erklärte, waren wir gut vorbereitet, da wir unsere Infrastruktur, Rechenleistung und das Netzwerk so konzipiert haben, dass es auch in Zeiten extrem hoher Nachfrage funktioniert. Dieselben Systeme, die wir entwickelt haben, um Belastungsspitzen wie den Online-Shopping-Ansturm am Cyber Monday zu bewältigen oder um einen grossen Event zu streamen, unterstützen auch den erhöhten Datenverkehr, wenn Menschen Nachrichten und Informationen googlen, sich mit anderen verbinden oder während einer solchen Pandemie-Zeit ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen.
CW: Wie muss man sich das technisch vorstellen?
Sciullo: Das Google-Netzwerk besteht aus einem System von Glasfaserkabeln mit einer hohen Kapazität, die den Erdball sowohl zu Lande als auch zu Wasser umspannen und unsere Rechenzentren untereinander verbinden. Der Datenverkehr fliesst somit über unser dediziertes Netzwerk, das auf Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit ausgelegt ist, bis wir den Traffic für die «letzte Meile» an mehr als 100 Points of Presence oder an mehr als 3000 Internetdienstanbieter (ISPs) in über 200 Ländern und Territorien zur lokalen Auslieferung weitergeben. Dank der leistungsfähigen Infrastruktur und der hohen Rechenleistung konnten sich somit auch Googles Cloud-Kunden und ihre Belegschaft sowie Partner in dieser speziellen Zeit auf die Stabilität und Verfügbarkeit unserer Dienste absolut verlassen.



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