PCs auf Siegeszug in Schweizer Betrieben

Viel Rechenleistung für Schulen

Die gute Nachricht aus dem Bildungswesen: Die Informatik in Schweizer Schulen hatte 1991 das gleiche Niveau wie in anderen Industrienationen. Zu diesem Ergebnis gelangte ETH-Professor Karl Frey in einer internationalen Vergleichsstudie. Darin offenbarte sich, dass die helvetischen Schul-PCs sogar mit leistungsfähigeren Prozessoren bestückt waren als in allen anderen Ländern. Weiter nutzten 74 Prozent der obligatorischen Schulen in der Schweiz «elektronische Medien». Das Elektronik- und Exportvorbild Japan kam nur auf 37 Prozent, zitierte Computerworld aus dem Studienbericht. Beim Software-Einsatz im Unterricht lagen die Schweizer, französischen, japanischen, niederländischen und US-amerikanischen Schulen gleichauf. Überall werde der Umgang mit Textverarbeitungen, Tabellenkalkulationen und Datenbankprogrammen gelehrt, also Anwendungen, die für den späteren Berufsalltag der Schüler von Bedeutung waren. Deutliche Defizite verortete Frey aber bei Übungsprogrammen. Sie wurden nur von 35 Prozent der Schweizer Schulen eingesetzt, in den USA von 84 Prozent. Für die Zukunft riet er den Bildungseinrichtungen, die «Computer alle paar Jahre zu ersetzen, um Schüler und Lehrer nicht durch museales Material zu frustrieren».
Die Anzahl der PCs in Schweizer Firmen hatte sich seit 1988 mehr als verdoppelt
Quelle: Computerworld
Im Wallis wurde 1991 ein Universitätsstudium per Videokonferenz aufgegleist. Studierende aus dem Oberwallis bekamen den Lernstoff per Post von der deutschen Fernuniversität in Hagen. Für die persönlichen Kontakte zu den Lehrpersonen wurde in den Räumen der Kommunikationsmodellgemeinde Brig ein Studienzentrum eingerichtet. Die dort vorhandene Videokonferenzanlage sollte für Kolloquien der Professoren aus Hagen genutzt werden, erklärte Projektleiter Paul Otto Arnold der Computerworld. Für das zunächst sechsjährige Projekt nahmen der Kanton Wallis und die Fernuniversität 3 Millionen Franken in die Hand.

Disketten-Installation bei der SKA

Ging es nach Peter Rufener, benötigten die Angestellten der Schweizerischen Kreditanstalt SKA (heute Credit Suis­se) ab 1991 keine Schulungen mehr für das Bedienen der Banken-Software. Die SKA hatte Lizenzen des Programms F&A – kurz für «Fragen und Antworten» – für die Mitarbeiter beschafft. «Noch selten wurde ein Produkte-Entscheid von den Anwendern so gut aufgenommen», liess sich der Verantwortliche für die Individuelle Datenverarbeitung bei der SKA in Computerworld zitieren. Und führte als Beispiel die Installation an: Ein mit Druckereinstellungen und Programmverknüpfungen vorbereiteter Satz Disketten wurde an die Anwender verteilt. Sie konnten F&A dann selbstständig auf ihren Maschinen einrichten. Dies könne auch von Leuten mit wenig EDV-Erfahrung problemlos bewältigt werden, berichtete Rufener. Fortan konnten die Benutzer auf der grafischen Oberfläche von F&A mit Anwendungen wie Textverarbeitung und Listengenerator arbeiten. Weiter erlaubte ein «intelligenter Assistent» Datenbankabfragen mit natürlichsprachlichen Kommandos. Das Produkt der Firma Systrade löste Anwendungen aus der «Assistant»-Familie von IBM ab, die bei der SKA seit 1986 im Einsatz standen, aber nicht für alle anfallenden Aufgaben geeignet waren.
Die Entwicklung von Fachapplikationen hatte die SKA bereits seit fünf Jahren in eigene «Workcenters» ausgelagert. Die Satellitenbüros gab es in Basel, Ilanz, Lausanne, Lugano, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zug. «Die Bilanz fällt vorwiegend positiv aus. An die grösseren Centers werden inzwischen auch grössere Projektaufgaben wie die Entwicklung von Gesamtlösungen delegiert», berichtete die SKA-Verantwortliche Ursula Sonderegger. Die Kontakte zur Mutterorganisation würden über Telefon und regelmässige persönliche Kontakte sichergestellt. Die individuelle Tele­arbeit in den eigenen vier Wänden, die den Angestellten mit Hinweisen auf weniger Staus und geringerer Umweltbelastung schmackhaft gemacht werde, sei laut Sonder­egger allerdings weder durchsetzbar noch wünschbar. Denn sie führe zu sozialer Isolation, so die SKA-Verantwortliche.

Elektronischer Detailhandel

Der Faktor Mensch führte zu Problemen im Politprojekt von Denner und dem Hersteller Knorr zur elektronischen Datenübertragung. «Es hat sich herausgestellt, dass sehr viele Bestell- und Verkaufsgebräuche zwischen Denner und Knorr sowie Knorr-intern bisher stark mitarbeiterabhängig waren», erklärte Manfred Steigrad, Leiter Logistik & Organisation bei Knorr Nährmittel. «Maschinell war das häufig kaum nachvollziehbar, sodass die Umsetzung des Mitarbeiter­wissens in Software manchmal schwierig war.» Der Lieferant und der Händler übermittelten Bestellungen seit Ende 1990 elektronisch. Dabei kam erstmals die Neander-Norm (National EAN Data Exchange Rules) zum Einsatz, die sich bald zum Standard mausern sollte. Denners Leiter EDV, Flavio Vassalli, gab im Gespräch mit Computerworld allerdings zu bedenken, dass die Einführung einer inten­siven Vorbereitung von ein bis zwei Jahren bedarf.


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