Alltagsgegenstände als Datenspeicher

Vergleichbar mit der Biologie

Als Anwendungsbeispiel stellten die Wissenschaftler mittels 3D-​Druck ein Häschen aus Kunststoff her, das seine eigene Bauanleitung (im Umfang von rund 100 Kilobytes) in sich trägt. Die Forschenden fügten dazu DNA-​enthaltende Glaskügelchen dem Kunststoff bei. «So wie richtige Hasen tragen auch unsere Häschen ihren Bauplan in sich», sagt Grass.
Und wie in der Biologie bleibt auch in diesem neuen technologischen Ansatz die Information über mehrere Generationen erhalten. Dies zeigten die Wissenschaftler, in dem sie aus einem kleinen Teil des Häschens die Druckinformation zurückgewannen und daraus wiederum ein neues Häschen druckten. Diesen Prozess konnten sie fünfmal wiederholen. Sie stellten also quasi «Urururenkel» des Häschens her.
«Alle anderen bekannten Speicherformen haben eine unveränderliche Geometrie: eine Festplatte muss wie eine Festplatte aussehen, eine CD wie eine CD. Man kann die Form nicht verändern, ohne Information zu verlieren», sagt Erlich. «DNA ist derzeit die einzige Datenspeicherform, die auch in flüssiger Form vorliegen kann. Dies erlaubt es uns, sie in Objekte jeglicher Form einzubringen.»

Information verstecken

ETH-​Doktorand Julian Koch trägt eine Brille, in deren Gläser ein Kurzfilm gespeichert ist.
Quelle: Jonathan Venetz/ETHZ
Eine weitere Anwendung der Technologie ist, Information in Alltagsobjekten zu verstecken. Experten sprechen dabei von Steganografie. Als Anschauungsbeispiel erwiesen die Wissenschaftler der Geschichte Referenz: Zu den wenigen Dokumenten, die heute vom Leben im Warschauer Ghetto während des Zweiten Weltkriegs zeugen, gehört ein geheimes Archiv, welches ein jüdischer Historiker und Ghettobewohner damals anlegte und in Milchkannen vor Hitlers Truppen versteckte. Heute ist dieses Archiv Teil des Weltdokumentenerbes.
Grass, Erlich und ihre Kollegen verwendeten die Technologie, um einen Kurzfilm über dieses Archiv (1,4 Megabytes) auf Glaskügelchen zu speichern, welche sie in ein unauffälliges Brillenglas eingossen. «Mit einer solchen Brille wäre es problemlos möglich, die Sicherheitskontrolle an einem Flughafen zu passieren und damit unerkannt Informationen von einem Ort zu einem anderen zu transportieren», sagt Erlich. Verstecken könne man die Glaskügelchen im Prinzip in allen Kunststoffobjekten, welche bei der Herstellung nicht allzu hoch erhitzt werden müssen, zum Beispiel in Epoxide, Polyester, Polyurethane und Silikone.

Autor(in) Fabio Bergamin, ETH-News



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