25 Jahre MP3: Wie ein Datenformat die Musikindustrie auf den Kopf stellte

Drei verschiedene Standards

Weil sich die Moving Picture Experts Group (MPEG) nicht auf ein Verfahren einigen konnte, wurden gleich drei verschiedene Methoden standardisiert, wie in Zukunft Musik und Audio gespeichert, im Internet und über digitalen Hörfunk übertragen werden sollen. MPEG Layer 1 spielt mittlerweile keine Rolle mehr. Layer 2 kommt noch bei älteren Fernsehgeräten beim Stereosound zum Einsatz. Auf breiter Front durchgesetzt hat sich dagegen Layer 3, der mit der Namensgebung der Dateiendung vor 25 Jahren allgemein als MP3 bekannt ist. «Wir haben über unsere Technik bestehen müssen», sagt Brandenburg.
Der erste iPod, den der damalige Apple-Chef Steve Jobs am 23. Oktober 2001 vorgestellt hat, enthielt eine 5-Gigabyte-Festplatte und konnte dank MP3-Komprimierung rund 1000 Musikstücke speichern
Quelle: Apple Inc./dpa
Der MP3-Erfinder musste dann aber feststellen, dass sein Algorithmus ausgerechnet bei einem seiner Lieblingssongs, «Tom's Diner» von Suzanne Vega, versagte und schrecklich klang. So machte er sich an die Arbeit, das Kompressionsverfahren unzählige Male zu optimieren, bis der A-Cappella-Song als MP3 natürlich rüberkam. «Ich habe auf diese Art und Weise diesen Song sicher Tausende Male gehört. Aber weil ich die Musik mag, ist die mir nie zum Hals herausgehangen.»
Die Entwicklungsarbeit von Brandenburg und seinen Kollegen Heinz Gerhäuser, Ernst Eberlein, Bernhard Grill, Jürgen Herre und Harald Popp sollte dann nicht nur die Rundfunktechnik grundlegend erneuern, sondern die Musikindustrie völlig umkrempeln.

Krimineller Hack

Zu dieser MP3-Revolution hat auch ein krimineller Hack beigetragen. Die Erlanger Forscher hatten einen «Referenzencoder» ins Netz gestellt, der die Fertigkeiten von MP3 demonstrieren sollte. Er encodierte nur eine Minute Musik. Ein Student durchbrach jedoch die Spielzeitbeschränkung, stellte diese geknackte Version des Programms ins Netz – und löste damit die MP3-Welle aus, die in der Plattform Napster ihren ersten Höhepunkt erreichte.
Das Format mit der Dateiendung «.mp3» erschütterte die Musikindustrie in ihrem Fundament, denn auf einen Schlag war es möglich, weltweit Musik über das Internet zu tauschen, auch wenn die Datenleitungen im Vergleich zu heutigen Gigabit-Verbindungen viel langsamer waren. Erst mit dem Erfolg des iTunes Music Stores ab 2003 und legalen Streamingdiensten wie Spotify ab 2008 erholte sich die Musikbranche langsam wieder.



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