14.10.2005, 08:45 Uhr

Alles im Zugriff

Die Terminal-Software der Access-Suite 4.0 von Citrix ermöglicht von beliebigen Orten aus den Zugriff auf Geschäftsdaten und Applikationen.
Zentral betriebene Arbeitsplatzumgebungen erfreuen sich in Unternehmen wachsender Beliebtheit. Solche Terminal-Services-Infrastrukturen warten gegenüber vollwertigen Desktop-PC mit verschiedenen Pluspunkten auf. So lassen sich Anwendungen für mehrere Benutzer schnell bereitstellen und aktualisieren, und der Administrationsaufwand für die Arbeitsplatz-rechner wird tief gehalten. Der Zugriff kann über praktisch beliebige Verbindungen erfolgen und ist zudem nicht an einen bestimmten Rechner gebunden.
Diese Punkte deckt in der Access-Suite von Citrix der Presentation-Server 4.0 ab. Er stellt Windows-, Unix-, Web- und Java-Anwendungen zentral zur Verfügung. Darüber hinaus bietet das Paket zwei weitere wichtige Komponenten: Der Password-Manager 4.0 liefert eine Single-Sign-On-Lösung, die sich in das Active-Directory von Microsoft integrieren lässt. Und das Access-Gateway 4.0 sorgt für einen sicheren, orts- und geräteunabhängigen Zugang zu Geschäftsinformationen und Anwendungen. Mit der Access-Suite 4.0 sind diese Produkte erstmals als integriertes Paket erhältlich. Für KMU mit maximal 75 Mitarbeitern bietet Citrix zudem Access-Essentials 1.0 an. Dabei handelt es sich um eine abgespeckte Version des Presentation-Server 4.0.
Citrix oder Microsoft?
Die Funktionsvielfalt ist wohl das wichtigste Argument, das Citrix bei Kunden ins Feld führen kann, die mit einem Einsatz der in Windows 2003 integrierten Terminal-Services (TS) liebäugeln. Für kleine und mittlere Firmen, die eine solche Umgebung an einem zentralen Standort einsetzen, dürfte die Microsoft-Variante ausreichen. Sobald Unternehmen ihre TS-Infrastruktur jedoch auf Filialen ausdehnen oder mobilen Mitarbeitern einen sicheren Zugang ermöglichen wollen, dürften sich die Zusatzkosten für die Access-Suite rechnen.Für den Test wurde ein Netzwerk aus zwei Windows-2003-Servern und zwei Clients aufgebaut. Ein Server diente als Domänen-Controller. Auf dem zweiten wurde die Access-Suite aufgespielt. Sie lässt sich auch auf einem Windows-2000-Server betreiben. Vor dem Setup der Access Suite muss zunächst anhand einer Checkliste geprüft werden, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind. Für das Web-Interface müssen auf dem Server ein Microsoft Internet Information Server (IIS) 5.0 oder 6.0 sowie ASP.Net vorhanden sein. Als Test-Client kam zum einen der Thin-Client Blazer von Wyse zum Einsatz. Zum anderen diente ein normaler Windows-XP-PC als Testrechner.
Verwaltung und Kunden

Die Verwaltung des Presentation-Server erfolgt wie gewohnt über die Citrix Management-Console. Mit ihr lassen sich die gewünschten Anwendungen und Funktionen in Abhängigkeit von der Gruppenzugehörigkeit des jeweiligen Benutzers bereitstellen. Neu hinzugekommen ist die Access-Suite-Console, mit der ein Administrator alle Citrix-Farmen zentral überwachen und steuern kann. Auch der Password-Manager wird von hier aus verwaltet. Um auf das Webinterface zuzugreifen, muss der Administrator in der Konsole mindestens eine Site konfigurieren. Für die Kommunikation der Clients mit dem Terminalserver verwendet Citrix das hauseigene ICA-Protokoll (Independent Computing Architecture). Die Access-Suite enthält ICA-Clients für mehr als 20 Plattformen, darunter Windows CE, Linux und Mac OS X.
Mit dem Program-Neighborhood-Client (PN), der lokal eingerichtet wird, steht der volle Funktionsumfang der Access-Suite zur Verfügung. Auch der PN-Agent (PNA) unterstützt alle Funktionen, setzt aber das Webinterface voraus. Mit diesem Client lassen sich vom Presentation-Server bereitgestellte Applikationen transparent in den lokalen Desktop einbinden. Der Web-Client setzt ebenfalls das Webinterface voraus, bietet aber nicht alle Funktionen. Der Benutzer greift hierbei per Browser auf die ins Webportal integrierten Anwendungen zu.
Für den Test wurden die drei Client-Versionen auf dem Windows-XP-Rechner installiert. Der Zugriff auf den Presentation-Server war auf allen Wegen problemlos möglich. Die Speed-Screen-Technik von Citrix sorgt dabei für schnelle Antwortzeiten: Die vom Anwender eingegebenen Daten sind sofort am Bildschirm zu sehen, bevor sie beim Server angekommen sind.

Leistungsfähige Access-Services

Der Presentation-Server verfügt über ausgefeilte Mechanismen zur Lastverteilung. Er erfasst hierfür unter anderem die aktuelle Auslastung von CPU und Arbeitsspeicher sowie die Anzahl der Benutzer-Sitzungen. Dadurch kann das System neue Sessions auf dem Server starten, der am wenigsten ausgelastet ist. Bei getrennten Sitzungen merkt es sich den jeweiligen Server und verbindet den Anwender wieder mit diesem. Der Resource-Manager ist nun in der Lage, eine Anwendung, die 100 Prozent der CPU beansprucht, automatisch niedriger zu priorisieren. Das Werkzeug ermöglicht detaillierte Abrechnungen, zum Beispiel, welche Clients welche Programme wie oft genutzt haben, und erstellt Echtzeit-Diagramme und Reports über Kennzahlen der Farmauslastung. Werden die vom Administrator definierten Schwellwerte überschritten, alarmiert ihn das Tool automatisch.
Neu ist die Funktion, Anwendungen in einer isolierten Umgebung bereitzustellen. Dadurch gehören Probleme mit unterschiedlichen DLL-Versionen oder Registry-Einträgen der Vergangenheit an. Zum Beispiel lässt sich das Activesync-Programm neu in mehreren Sessions gleichzeitig ausführen. Über virtuelle IP-Adressen unterstützt der Presentation-Server nun Anwendungen, die zwingend eine eigene IP-Adresse für jede Sitzung voraussetzen.
Die neue Version unterstützt auch USB-Geräte wie Scanner und Kameras. Verbessert hat Citrix die Druckfunktionen des Universal-Printer-Driver, wodurch Ausdrucke laut Hersteller um etwa 50 Prozent schneller erfolgen. Das so genannte Proximity-Printing sorgt dafür, dass die Ausgabe automatisch auf dem Drucker erfolgt, der am nächsten beim Benutzer steht.
Das Access-Gateway bietet im Zusammenspiel mit einer zusätzlichen SSL/VPN-Hardware-Appliance einen sicheren, Browser-gestützten Zugang zu allen Ressourcen. Der Client verfügt über eine automatische Update-Funktion, die sicher stellt, dass auch mobile Geräte immer die aktuellste Version verwenden. Mit Hilfe eines Active-X-Controls erkennt das Access-Gateway die Konfiguration des jeweiligen Gerätes und stellt dem Benutzer die dafür definierten Ressourcen bereit.

Fazit

Insbesondere in grösseren Netzwerken mit verteilten Standorten bietet die Access-Suite 4.0 deutlich mehr Funktionen als die in Windows 2003 integrierten Terminal-Services. So sind die Mechanismen für die automatische Lastverteilung wesentlich ausgefeilter. Auch bei der Bereitstellung von Anwendungen bietet Citrix die flexibleren Möglichkeiten. Mit dem Web-Client ist der Zugriff von überall her möglich, wobei das Access-Gateway für Sicherheit sorgt. Einziger Wermutstropfen ist die hohe Komplexität der Suite, was die Administration nicht gerade vereinfacht. Abgesehen davon ist Citrix mit der Access Suite 4.0 ein rundes Paket gelungen, das für Unternehmen eine leistungsfähige Zugangslösung bereitstellt.
Christoph Lange



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