Zwei Super-Clouds 12.10.2010, 20:20 Uhr

Google und Microsoft

VMware-Chef Paul Maritz schockiert mit gewagten Prognosen. Gleichzeitig treibt VMware mit neuen Produkten sein virtualisiertes Infrastruktur-Portfolio voran. Computerworld berichtet live aus Kopenhagen.
VMware-CEO Paul Maritz: Innovationstreiber ist das Virtualisierungslayer.
Traditionelle Betriebssysteme wie Windows oder Linux werden zwar nicht aussterben, aber immer mehr an Bedeutung verlieren. Das Zentrum der Innovation, wo die Post abgeht, sei das Virtualisierungslayer, meinte Paul Maritz, CEO des Virtualisierungsmarktführers VMware, auf der VMworld in Kopenhagen. Software-Giganten wie Microsoft, die bislang Riesengewinne aus immer neuen Windows- und Office-Versionen gezogen haben, bleibt gar nichts anderes übrig, als ihr Heil in der Cloud zu suchen. Schon in etwa zehn Jahren, so orakelte der VMware-Boss, reichten für den gesamte Datenverkehr der Wolke locker zwei Super-Clouds aus. Heisse Aspiranten auf die Championstitel seien Google und Microsoft. Maritz muss es eigentlich wissen, denn der Mann kennt sich mit Betriebssystemen aus. Vor etwa zehn Jahren verantwortete er bei Microsoft die Entwicklung von Windows 95 und 2000. Die Fakten sprechen für sich: 2009 wurden erstmals mehr Applikationen auf Virtuellen Maschinen als auf physikalischen Servern implementiert. Seit Jahren rollt die Virtualisierungswelle, auch in der Schweiz. Nicht nur Kostenvorteile (Pay-per-Use-Modell, keine Fixkosten) und Effizienzgewinne, sondern vor allem Zuwächse an Flexibilität (Skalierbarkeit) und Agilität überzeugen.

IT braucht neues Sicherheitskonzept

Schnell merken Kunden jedoch, dass sie sich mit der V-Technik nicht nur Business-Vorteile, sondern auch einen Haufen neuer Probleme eingehandelt haben. Sind virtualisierte Clouds tatsächlich sicher? Virtualisierte Infrastrukturen seien viel leistungsfähiger als physikalische, aber auch das System der Checks&Balances müsse sich ändern, meint VMware-Chef Maritz. Sicherheitsbedenken adressiert das dreiteilige vShield-Produktportfolio, das VMware bereits vor einigen Wochen in San Francisco vorgestellt hat: vShield Endpoint, vShield Edge und vShield Apps.

Support-Programm für KMU

Für die europäische VMworld in Kopenhagen hatte sich Maritz einige ganz besondere Leckerbissen aufgespart, die in Kalifornien noch nicht zu sehen waren. Etwa VMware Go Pro, das KMU, die nur über begrenzte personelle Ressourcen verfügen, mit einer virtualisierten Infrastruktur ausstattet. Go Pro hilft KMU per Web-Browser und Wizards bei der Installation der Virtualisierungsplattform VMware vSphere Hypervisor. Vorkonfigurierte Templates, Konverter-Tools und Kompatibilitäts-Checks erleichtern das Aufsetzen Virtueller Maschinen. Go Pro identifiziert ausserdem riskante Maschinen und spielt bei Bedarf Patches ein. Das KMU-Paket wird im vierten Quartal 2010 erhältlich sein. VMware ergänzt seine virtuelle Infrastruktur um neue Komponenten, die auf dem vor einigen Wochen in San Francisco eingeführten vCloud Director aufsetzen. Der vCloud Request Manager automatisiert Workflows und hat ein Auge auf die Einhaltung von Business Policies. Das Storage-Analysewerkzeug vCenter Capacity IQ 1.5 spielt hypothetische Wenn-dann-Szenarien durch und optimierte die Ressourcenauslastung. Das ebenfalls in Kopenhagen neu vorgestellte GemFire 6.5 setzt auf dem Applikationsserver vFabric (Tomcat) auf und kümmert sich um Cache-Management, Datenreplizierung und Partitionierung.

Treueschwur auf Java

Die sehr technisch gehaltenen Produktvorstellungen wurden immer wieder mit strategischen Ausblicken gewürzt. Virtualisierte Umgebungen, so Maritz, verlangen nach einem ganz neuen Typ von Business-Applikationen. Und offene Entwicklungsplattformen wie das von VMware akquirierte SpringSource Java schaffen die idealen Voraussetzungen dafür. Damit ist VMware nicht das erste Unternehmen, das auf das plattformoffene Java und neue Framerworks wie Ruby on Rails oder Scala setzt. Vor drei Wochen stellte Oracle-Frontmann Larry Ellison in San Francisco seine Fusion ERP-Apps für das erste Quartel 2011 in Aussicht. Sie sind, wie auch die darunter liegende Fusion Middleware, vollständig in Standard-Java programmiert.



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