E-Government 20.04.2022, 13:28 Uhr

E-Voting-System der Post hat noch Mängel

Das E-Voting-System der Post ist monatelang auf IT-Security-mässig auf Herz und Nieren getestet worden. Nun liegt eine erste Analyse vor: Das System ist zwar besser geworden, es wurden aber auch weiterhin Mängel entdeckt.
Das E-Voting-System der Post ist zwar sicherer geworden, weist aber nach wie vor Mängel auf
(Quelle: Archiv CW)
Das von der Post entwickelte E-Voting-System ist zwar massgeblich verbessert worden, hat aber noch immer Mängel. Die Post arbeitet an Korrekturen und erwartet, dass die Kantone das System voraussichtlich ab 2023 einsetzen können. 
Am 5. Juli 2021 hatte die Bundeskanzlei eine unabhängige Überprüfung des E-Voting-Systems der Post gestartet. Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Industrie nahmen das System während Monaten unter die Lupe. Erste Prüfberichte liegen nun vor, wie die Bundeskanzlei am Mittwoch mitteilte. 

Kein erfolgreicher Angriff im Intrusionstest 

Demnach wurde das System wesentlich verbessert. Nach Angaben der Bundeskanzlei ist die Dokumentation klarer, umfassender und besser strukturiert, und der Quellcode erhält in weiten Teilen gute Noten. Als gut beurteilt wurden auch die Prozesse der Systementwicklung. Im Intrusionstest brachte kein Angriff auf das System Erfolg. 
Dennoch braucht es laut den Berichten noch weitere Verbesserungen. Mängel wurden unter anderem beim kryptografischen Protokoll ausgemacht - dieses soll die Verifizierbarkeit unter Wahrung des Stimmgeheimnisses gewährleisten. 
Noch nicht durchwegs genügend klar dokumentiert sind für die Sicherheit mitentscheidende Aspekte des Systems. Damit bleibe offen, wie das System in den entsprechenden Punkten funktionieren solle, schrieb die Bundeskanzlei. Der Post wurden die Befunde gemeldet, damit sie die nötigen Verbesserungen sofort an die Hand nehmen kann. 
Sind die Verbesserungen umgesetzt, wird das System nach Angaben der Bundeskanzlei noch einmal von unabhängiger Seite überprüft. Die Fachleute untersuchen, inwiefern das System die Sicherheitsanforderungen erfüllt, die die überarbeiteten rechtlichen Grundlagen für den Einsatz von E-Voting-Systemen vorgeben. 

Arbeit an rechtlichen Grundlagen 

Bis Mitte 2022 sollen diese rechtlichen Grundlagen - es sind die Verordnung über die politischen Rechte (VPR) und die Verordnung über die elektronische Stimmabgabe (Veles) - fertig erstellt sein. Die VPR wird vom Bundesrat in Kraft gesetzt, die Veles von der Bundeskanzlei. 
Danach können die Kantone, die das elektronische Abstimmungssystem einsetzen wollen, eine Grundbewilligung für eidgenössische Urnengänge beantragen. Zurzeit ist die Überprüfung der Infrastruktur und des Betriebs bei den Kantonen noch im Gang. 
Gegenüber der Bundeskanzlei hätten die Kantone Basel-Stadt, Thurgau und St. Gallen signalisiert, bald Versuche mit dem neuen E-Voting-System durchführen zu wollen, sagte Urs Bruderer, Sprecher der Bundeskanzlei, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. 
Die Post hat einen Handlungsplan für die Behebung der gemeldeten Mängel, wie sie schrieb. Die Bundeskanzlei und die involvierten Kantone seien darüber informiert worden. Erst wenn alles behoben ist, will die Post das System zur Verfügung stellen. 

97'000 Franken der Post für Befunde 

Dank Analysen und Tests von unabhängigen Fachleuten erhielt die Post nach ihren Angaben bisher rund 130 Meldungen der internationalen Fachwelt. Diese Befunde trügen dazu bei, dass in der Schweiz ein E-Voting-System der neusten Generation entstehe. Befunde belohnte die Post bisher mit insgesamt rund 97'000 Franken.  
Gemäss Handlungsplan soll es voraussichtlich im Lauf des Jahres 2023 so weit sein, wie die Post festhält. Bruderer von der Bundeskanzlei nannte dieses Ziel «aus zeitlicher Sicht sportlich». 
Im Juni 2019 hatte der Bundesrat entschieden, dass E-Voting vorläufig nicht als ordentlicher Stimmkanal eingeführt wird. Er hatte dies mit Sicherheitsproblemen begründet. Die Post zog daraufhin ihr damaliges E-Voting-System zurück. E-Voting wird namentlich von Schweizerinnen und Schweizern, die im Ausland leben und im Heimatland abstimmen wollen, immer wieder gefordert.



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