29.01.2013, 12:21 Uhr

IBMs Grossangriff auf Microsoft

Keine Bescheidenheit mehr: IBM bläst mit Connections und Docs zum Grossangriff auf Microsofts Business-Geschäft. Auch bei Domino und Notes gibt es grosse Neuigkeiten.
Alistair Rennie nutzt für IBMs Software aus dem Privatleben bekannte Analogien
An den vergangenen Lotuspheres schlugen die Software-Verantwortlichen von IBM eher leise Töne an, wenn es um die Konkurrenz ging. Kompatibilität mit Exchange und SharePoint wurde zugesichert, Apps für Windows-Smartphones in Aussicht gestellt. Das ändert sich in diesem Jahr: Big Blue stichelte gegen den grossen Wettbewerber im Office-Markt. An der von Lotusphere in «Connect» umgetauften Hausmesse, die aktuell in Orlando stattfindet, sah Computerworld forsch auftretende IBM'ler. Die Manager positionieren ihre «Social Business»-Plattform als direkte Konkurrenz zu den Microsoft-Lösungen – unter anderem die Verkaufsschlager SharePoint und Office 365. Für Alistair Rennie, General Manager Social Business bei IBM, steht der Sieger des Wettstreits natürlich fest: «Connections übertrumpft SharePoint, IBM Docs lässt Office 365 alt aussehen.» Die Einschätzung des IBM-Managers deckt sich mit den Urteilen der Analysten, die der Social Software von Big Blue eine marktführende Position zubilligen. Indes benötigt Connections auch in der neusten Version selbstverständlich Datenquellen – dabei wird auch auf Exchange und SharePoint aufgesetzt. Das Cloud-Office IBM Docs ist «lediglich» eine Suite aus Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationsprogramm – nicht wie Office 365 eine ausgewachsene Kollaborationslösung inklusive E-Mail-Server.
Die künftigen Entwicklungen bei Connectionsskizzierte Rennie an der Konferenz mit den Worten, dass der Endverbrauchermarkt die Messlatte sei. «Wir trimmen unsere Software auf die Consumerization – also diejenigen Tools, die Angestellte aus dem Privatleben kennen», so der Verantwortliche für Social Software. In der kommenden Version werden Benutzer Medieninhalte in Connections einbinden und auch Videos direkt abspielen, anhand von Hashtags Themen in ihrem Kollegenkreis markieren und identifizieren können sowie mithilfe von Analytics Kompetenzen, Projektinhalte oder auch Dokumente finden. Connections kommt zudem im Paket mit einer Datenablage auf den Markt. Das Connections Content Management kombiniert die Social Software mit Filenet-Technologie. IBM-Manager Rennie nannte als Termin für den Verkaufsstart den März 2013. Ausserdem führt IBM die Connections-Lösung – die es heute On Premise und als der SmartCloud for Social Business gibt – in einem Programmcode zusammen. Produktmanagerin Heidi Ambler liess sich auf einen Zeitpunkt für den Abschluss der Konsolidierung aber nicht festlegen.

Soziales Office und soziale E-Mail

IBM Docs verwendet Connections als Dateiablage. Produktmanagerin Jeanette Barlow sieht in dem Konkurrenzprodukt von Google Docs und den Office Web Apps Microsoft grosses Potenzial. Die Office-Suite ist sowohl als reine Cloud-Version wie auch als On-Premise-Installation für die unternehmenseigene Infrastruktur erhältlich. Diese Private-Cloud-Option bieten weder Google Docs noch Microsofts Office 365. Native Apps für iOS und demnächst Android sollen mobiles Zusammenarbeiten ermöglichen, wobei Tablets im Vordergrund stehen, so Barlow. Für das Apple-Tablet hat IBM für die Office-Applikationen eine Oberfläche mit Finger-kompatiblen Bedienelementen entworfen. Den Zusatz «Social Edition» bekommt das Release 9.0 Domino und Notes. Das laut IBM-Manager Rennie erste grosse Update der Messaging-Tools seit fünf Jahren kommt im März auf den Markt. Mit den neuen Versionen soll der Posteingang «sozial» werden. Dafür bildet Notes in der Inbox neben E-Mails auch andere Aktivitäten des Benutzers ab, etwa Postings in firmeneigenen Foren oder das Teilen von Medien sowie Dokumenten. Der «Activity Stream» statt des Posteingangs ähnelt der Facebook-Pinnwand, eine von IBM bewusst gewählte Parallele. So will Big Blue den Anwendern die Adaptation der neuen Oberfläche und Arbeitsweise erleichtern.



Das könnte Sie auch interessieren