18.12.2006, 11:50 Uhr

Mit Java preisgünstig zur Indivual-Software

Massgeschneiderte Geschäftsapplikationen bieten grundlegende Vorteile. Dank Java lassen sie sich heutzutage zum Preis von Standard-Software entwickeln.
Raoul-Thomas Herzog ist Geschäftsführer von The Virtual Solution.

Individuell konzipierte Softwarelösungen, zugeschnitten auf die unternehmenseigenen Anforderungen, bieten grundlegende Vorteile. Der wichtigste: Entscheidende Geschäftsprozesse werden abgebildet statt sie in eine vorhandene Standard-Applikation hineinzupressen. Auf diese Weise kann ein Unternehmen zentrale Alleinstellungsmerkmale schaffen, mit denen es sich vom Wettbewerb abgrenzt.
Viele Unternehmen sind sich der Vorteile bewusst, die der Einsatz einer Individuallösung bietet. Indes herrscht immer noch das gängige Vorurteil, diese sei ungleich teurer als eine Standardsoftware. Dank Java aber lassen sich heutzutage massgeschneiderte Anwendungen zum Preis einer Standardlösung entwickeln - im Hinblick auf die Gesamtkosten, die durch Customizing, Einzelplatz-Lizenzen und Co. entstehen, ist die Individuallösung tatsächlich oft sogar günstiger. Die Vorteile einer massgeschneiderten Anwendung bleiben so nicht mehr allein den finanzstarken Global Playern vorbehalten, sondern stehen auch kleineren Unternehmen offen.

Einsatz fertiger Komponenten

Eine der Hauptursachen für die kostengünstige Entwicklung liegt in den spezifischen Möglichkeiten der Java-Plattform begründet. Java verfügt über die grösste Entwicklerbasis weltweit. Dadurch steht eine Vielzahl an Funktionen bereit, die als fertige Komponenten genutzt werden können. Bei der Verwendung anderer Technologien müssen diese erst aufwändig in Eigen-arbeit entwickelt werden. Aus dem Open-Source-Umfeld kommen zusätzlich fast im Wochenrhythmus neue Frameworks hinzu. Durch den Einsatz fertiger Bausteine, die nach Bedarf verwendet werden können, lassen sich die Entwicklungszeiten deutlich verringern.
Eine weitere Ursache für den beschleunigten Prozess: Eine Softwarearchitektur basierend auf Java ermöglicht eine saubere Trennung von Darstellung, Logik und Datenspeicherung. Dadurch dass einzelne Komponenten unabhängig voneinander entwickelt werden können, lässt sich die Komplexität von Software-Projekten spürbar senken. Beide Faktoren - sowohl der Einsatz fertiger Bausteine als auch die Trennung der einzelnen Komponenten - führen dazu, dass sich die Entwicklungszeiträume in den letzten Jahren drastisch verkürzt haben. Ein geringerer Zeitaufwand bedeutet aber natürlich in der Folge auch immer eines: weniger Kosten. Diese werden durch einen zusätzlichen Umstand weiter gesenkt: Java ist eine verhältnismässig einfach zu erlernende Sprache. Gut ausgebildete Programmierer sind dadurch in grosser Zahl vorhanden und verhältnismässig günstig verfügbar.
Während bei einer Individualsoftware ausschliesslich die Entwicklungskosten kalkuliert werden müssen, zieht eine Standardlösung diverse Folgekosten nach sich. Insbesondere das Customizing fällt hierbei ins Gewicht. Denn bei der Implementierung der Software muss die vorhandene Standard-Applikation umständlich an die individuellen Geschäftsprozesse angepasst werden. Auch die Integration in die vorhandene Systemlandschaft erweist sich oft als sehr viel aufwändiger und zeitintensiver als geplant. Um die Geschäftsprozesse eines Unternehmens aber tatsächlich adäquat und effizient abzubilden, ist eine möglichst tiefe Integration vonnöten. Auch in dieser Hinsicht bietet Java Vorteile. Dadurch dass Schnittstellen zu praktisch allen Umgebungssystemen entwickelt werden können, lässt sich Java hervorragend in nahezu jede bestehende IT-Infrastruktur integrieren. Es gilt «Write Once Run Every-where»: Java ist plattform-unabhängig und läuft sowohl auf dem Handy, dem Arbeitsplatz-PC oder dem Enterprise-Class-Server - unabhängig von der Art des Betriebs-systems oder der Hardware.

Mit Java preisgünstig zur Indivual-Software

Browser-basierte Lösungen

Java steht heute für Browser-basierte Lösungen. Zeitintensive Installationen auf diversen Einzelplatzrechnern entfallen ebenso wie die Ausgaben für die entsprechenden Lizenzen. Stattdessen wird sämtliche Logik auf dem zentralen Server ausgeführt. Der einzelne Rechner fungiert nur noch als Benutzerschnittstelle. Dadurch, dass das Programm nicht vor Ort ausgeführt wird, sinken in der Folge auch die Hardwareanforderungen: Ein beliebiger Computer mit ebenso beliebigem Betriebssystem, ein Webbrowser und eine Netzwerkverbindung - mehr braucht es nicht, um auf die neue Anwendung zuzugreifen.
Die Anwender selbst schätzen Browser-basierte Lösungen derweil aus ganz anderen Gründen. Dadurch, dass sie die Funk-tionen eines Webbrowsers aus ihrem all-täglichen Umgang kennen, fällt ihnen der Einstieg in eine Browser-basierte Software entsprechend leicht. Die Akzeptanz eines neuen Systems erhöht sich dadurch deutlich. Dabei ist es erfahrungsgemäss oft gerade die Benutzeroberfläche, die über Erfolg oder Misserfolg einer neuen Software entscheidet. Denn auch die beste Technologie scheitert, wenn der Anwender sie nicht bedienen kann. Eine massgeschneiderte Anwendung ist darüber hinaus auf die Bedürfnisse der Anwender angepasst: Wichtige Funktionen befinden sich an entsprechend prominenter Stelle, statt sich in verschachtelten Untermenüs zu verstecken. Überflüssige Funktionen hingegen, die das System unnötig belasten und höchstens Verwirrung stiften, fehlen. Die Folge: Einarbeitungszeit und -kosten fallen bei einer Browser-basierten Lösung niedriger aus.

Langfristige Flexibilität

Um den dauerhaften Erfolg eines IT-Projektes zu gewährleisten, muss eine Lösung langfristig angelegt und damit flexibel sein. Denn jedes erfolgreiche Unternehmen muss sich stetig an die Erfordernisse des Marktes anpassen. Die Geschäftsprozesse unterliegen daher einem permanenten Wandel. Java gibt den Entwicklern strenge Strukturen vor, auf welche Art Anwendungen modular und komponentenbasiert entwickelt werden. Ein auf Java basierendes System kann daher auch von Programmierern gepflegt werden, die ursprünglich an der Entwicklung des Systems nicht beteiligt waren. Anpassungen im System sind schon deshalb einfach, weil sich der Grossteil der Anwendungen über einfache Konfigurationen ändern lässt.
Während ein Unternehmen also beim Einsatz einer Standard-Software von einem bestimmten Produkt und dem Unternehmen, das es vertreibt, abhängig ist, bedeutet Java die Verwendung eines Standards. Nicht ein Einzelunternehmen bestimmt die Weiterentwicklung und damit die Zukunft von Java, sondern diese wird in einem transparenten und gemeinschaftlichen Prozess gesteuert. An diesem sind nicht nur ein Grossteil der einflussreichsten IT-Unternehmen weltweit beteiligt, wie etwa IBM, Apple und natürlich Sun selbst: Auch jeder einzelne Programmierer kann mitwirken, indem er Vorschläge für eine Erweiterung von Java einbringt. Flexibilität bietet Java speziell auch solchen Unternehmen, die sich auf Expan-sionskurs sehen: Auf eine Anwendung, die ursprünglich für zehn Benutzer geschrieben wurde, können später problemlos auch Hunderte oder auch Tausende zugreifen. Systematische Änderungen sind hierfür nicht erforderlich.
Raoul-Thomas Herzog



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