09.07.2009, 09:25 Uhr

Google schraubt an eigenem OS (Update)

Google Chrome OS ist für den schnellen Internet-Zugriff auf Netbooks und PCs gedacht. Damit gerät Microsoft Windows unter Beschuss. Auch die Abverkäufe von Windows 7 könnten leiden.
Wie Google in einem Blog-Eintrag mitteilt, soll Chrome OS ein Browser-zentrisches Betriebssystem werden, das Anwendern möglichst schnellen Zugriff auf das WWW ermöglichen soll. Das Betriebssystem soll innerhalb von wenigen Sekunden booten und den Browser zur Verfügung stellen.
Zielplattformen werden dem Internet-Giganten zufolge zunächst Netbooks sein. Dabei will der Konzern die Architekturen x86 und ARM unterstützen - letztere wird beispielsweise in der Snapdragon-Plattform von Qualcomm eingesetzt. Mobile Devices sind eine der wenige Marktsegmente, die auch in der Krise noch Zuwachsraten verzeichnen.
Google Chrome setzt auf einem Linux-Kernel auf. Applikationen werden entweder direkt unter Chrome OS oder als Web-Apps im Chrome Browser arbeiten, der auf Windows-, Mac- und Linux-Rechnern läuft. Vorhandene Web-Programme müssen also nicht portiert werden. Zur Entwicklung neuer Software können Entwickler auf ihre gewohnten Programmierwerkzeuge zurückgreifen. Google Chrome OS soll später auch als vollfunktionsfähiges Desktop-Betriebssystem zum Einsatz kommen.

Frontalangriff auf Windows

Mit dieser Ankündigung sagt die Internet-Krake Google dem Software-Riesen Microsoft den Kampf an, und kopiert damit die Marktstrategie der Redmonder. Auch Microsoft hat oft genug mit agressiven Ankündigungen Politik betrieben, obgleich die Produkte noch tief in der Entwicklungsphase steckten. Obwohl Chrome OS erst in der zweiten Jahreshälfte 2010 für Endnutzer erhältlich sein soll, könnte es den Marktstart von Microsofts Windows 7 in Mitleidenschaft ziehen, der für Ende dieses Jahres anvisiert ist.
Noch 2009 will Google den Quelltext als Open Source bereitstellen. Jeder könnte den Code dann einsehen und ändern. "Wir haben uns eine ganze Menge Arbeit vorgenommen und werden ganz sicher die Hilfe der Open-Source-Gemeinde brauchen", hiess es in einem Google-Posting. Ausserdem will das Unternehmen
die Sicherheitsarchitektur seines neuen Betriebssystems neu entwerfen, um "Anwendern den täglichen Stress mit Viren, Malware und Sicherheits-Patches weitgehend zu ersparen". Auch dies lässt sich ohne viel Fantasie als Seitenhieb gegen Microsoft verstehen.

Konkurrierende Geschäftsmodelle

Google wird Chrome OS als strategischen Hebel einsetzen, um seiner Vision von Software aus dem Web (Google Apps u.a.) zum Durchbruch oder zumindest zu mehr Erfolg zu verhelfen. Dabei wird es vor allem auf Partnerschaften mit Netbook- und PC-Herstellern ankommen. Mit Hewlett-Packard und Acer arbeitet Google dem Vernehmen bereits an neuen Devices rund um Chrome OS, mit dem chinesischen PC-Riesen Lenovo, Asustek und den drei Handy-Chipherstellern Texas Instrument, Qualcomm und Freescale Semiconductor laufen Gespräche. Microsoft verdient sein Geld bislang noch weitgehend mit lokal installierter, closed-source Software.

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