Innovation für Kinderbetreuung

Die digitale Lösung von Leoba

Die Jungunternehmerin sah aber auch die Lösung: Alle Administrations-, Organisations- und Führungsaufgaben müssen digital unterstützt werden und medienbruchfrei ablaufen können – von der Anmeldung der Kinder durch die Eltern über die Zusage von Betreuungsplätzen, die Kommunikation zwischen Eltern und Betreuenden in den unterschiedlichsten Situationen, die interne Ressourcenplanung, Aufgabenkommunikation und Zeiterfassung sowie das interne operative Tagesmanagement bis hin zur Fakturierung. Die Lodises machten deshalb eine Bedarfsumfrage bei über 100 Schweizer Betreuungsinstitutionen, die ihre Annahmen bestätigte. Danach gründeten sie das Unternehmen Leoba GmbH und suchten sich Partner (siehe Kasten). Dabei stand für sie fest, dass es eine schweizerische Lösung werden sollte:
  • In der Schweiz konzipiert für Schweizer Betreuungsinstitutionen
  • Von einem jungen, flexiblen Schweizer KMU entwickelt
  • In der Schweiz gehostet, um maximalen Datenschutz zu bieten
  • Und – wenn möglich – von Schweizer Institutionen unterstützt
In diesem Zusammenhang wurde ich als Vertreter der ­Berner Fachhochschule BFH angefragt, ob wir das Start-up in den kritischen Phasen – Lösungsentwicklung, Testen und erste Kundenakquise – wissenschaftlich begleiten würden, was wir gerne machen wollten. Dank der Projektförderung durch das Hightech Zentrum Aargau konnten wir früh in der Entwicklungsphase ins Projekt einsteigen.
Das Ziel von Leoba
Das Unternehmensziel der Leoba GmbH ist die umfassende Unterstützung der medienbruchfreien Erledigung von organisatorischen und administrativen Aufgaben in Kinderbetreuungseinrichtungen und in der Kommunikation mit den Eltern. www.leoba.ch
Projektbeteiligte

Die Rolle der Hochschule

Für uns als Fachhochschule kommen hier drei Aufgaben ideal zusammen. Wir können erstens das Unternehmertum von Absolventinnen und Absolventen unterstützen, zweites etwas dazu beitragen, dass ein konkretes praktisches Problem digital gelöst wird, und drittens unsere Praxiserfahrung aktuell halten. Letzteres ist notwendig, um praxisbezogen zu unterrichten und die richtigen Fragen in der Forschung zu stellen. Die Begleitung von Schweizer Start-ups und KMU ist dabei genauso wichtig wie internationale Pilotprojekte (STORK, TOOP) oder massgeschneiderte Kaderweiterbildungen für einen Grosskonzern (Fenaco, Umsatz: 7,4 Milliarden Franken). Bei erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern gehen wir dabei grössere Umsetzungsrisiken ein (Beispiel: ADA). Im Fall von Start-ups wie Leoba oder einer sozial orientierten Genossenschaft ist unsere wissenschaftliche Begleitung dagegen ganz auf die Risikominimierung ausgerichtet.

Das Umsetzungsprojekt

Die grossen Herausforderungen waren im Fall von Leoba der Einstieg ins digitale Unternehmertum und die Zeitlimitierung (Verträge werden meistens im Frühjahr abgeschlossen). Im Zentrum unserer Begleitung stand das Qualitätsmanagement – von der Spezifikation und dem sauberen Architekturdesign über das Testen und die Gestaltung der Swissness bis zur Reflexion der Erfahrungen aus den Kundenpräsentationen. Dies in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Software-Unternehmen Apptiva.
Die Lösungsentwicklung ist gelungen. Aktuell werden Erfahrungen der Tests bei Kinderbetreuungseinrichtungen für die letzten Verbesserungen des Produkts eingesetzt. Schon jetzt existiert eine Lösung, die Kinderbetreuungseinrichtungen eine einfach nutzbare, intelligente Automatisierung ermöglicht und die wichtige Kommunikation mit den Eltern sehr gut unterstützt. Damit ist ein Produkt entstanden, das die tatsächlichen Probleme der Branche adressiert und die Anpassungen an institutionelle Spezifika ebenso vorsieht wie die zukünftige Weiterentwicklung. Fast wie im Lehrbuch – und das in echt!
Der Autor
Reinhard Riedl
beschäftigt sich mit der menschenzentrierten Entwicklung digitaler Lösungen in verschiedenen Sektoren: Gesundheits­wesen, Sport, Kunst, Stadt- und Regionalentwicklung, Verwaltung, Landwirtschaft und Verkehr. Er ist Heraus­geber des Wissenschafts­blogs «Societybyte» der Berner Fachhochschule. www.societybyte.swiss



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