«Flexibles Arbeiten ist nur der Anfang»

SAP-interne Umsetzung

CW: Wie will SAP das intern umsetzen?
Schmeichel: Während der Pandemie haben wir in Mit­arbeiterumfragen gelernt, dass die grosse Mehrheit un­serer Belegschaft weiterhin flexibel arbeiten möchte. SAP hat sich für ein hybrides Arbeitsmodell entschieden, das wir «Pledge to Flex» nennen. Dieses ist ein Versprechen des Unternehmens an unsere rund 100 000 Mitarbeitenden weltweit, um auch nach der Pandemie flexibel arbeiten zu können, in einem Mix aus Home Office und Arbeiten im Büro. Wir sehen beides als sehr wertvoll an, aber ein hybrides Setup heisst eben auch, dass ein Teil der Leute vor Ort und der andere Teil remote arbeitet. Dies muss das Unternehmen natürlich bestmöglich unterstützen. Das verlangt auch von den Führungskräften, dass sie sich weiterentwickeln: Einerseits benötigen sie ein modernes Führungsverständnis und müssen mit flachen Hierarchien umgehen können, andererseits müssen sie mehr Selbstverantwortung und Selbstorganisation ins Team bringen. Gleichzeitig sind aber auch die Mitarbeitenden gefordert, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Mit mehr Freiheit geht immer auch ein Mehr an Verantwortung einher.
“Modernes HR ist keine reine Backoffice-Funktion mehr, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor„
Christian Schmeichel
CW: Wie wird das softwareseitig unterstützt?
Schmeichel: Die erste Dimension sind die Kommuni­kation bzw. Kollaboration-Tools, die zweite unsere FlexConnect App für die digitale Arbeitsumgebung. Die dritte Dimension sind unsere SAP-Standardlösungen, die wir auch selbst nutzen, um New Work im Unternehmen zu leben. Da gibt es beispielsweise unsere «Success Factors»-Lösung für den Bereich Human Experience Management, mit der sich Standard-HR-Prozesse in einer neuen Arbeitswelt abbilden lassen. Dazu gehört auch «SAP Fieldglass», unsere Software für Contingent Workforce, also die Gelegenheitsarbeit von sogenannten Gigworkern, die keinen festen Arbeitsvertrag haben, sondern temporär für uns arbeiten.
CW: Weshalb ist Letzteres wichtig?
Schmeichel: Die Software-Industrie ist sehr schnelllebig und setzt daher auf agile Ansätze zur Entwicklung neuer Applikationen und kompletter Geschäftslösungen. In ­diesem Umfeld gibt es immer wieder Aufgabenfelder, die spezielles Fachwissen erfordern, das intern kurzfristig nicht zur Verfügung steht. Der Ansatz der «Contingent Workforce» eignet sich hervorragend, um diese Lücke schnell und projektorientiert zu schliessen. Zudem sehen wir, dass künftige Generationen flexible Arbeitsverträge erwarten, um ihre Fähigkeiten in diversen Projekten anzuwenden und sich bei Bedarf flexible Auszeiten nehmen zu können.
CW: Soll das den persönlichen Kontakt ersetzen?
Schmeichel: Nein, auf gar keinen Fall. Wir glauben ganz fest daran, dass die Zukunft der Arbeit zumindest in ­unserem Unternehmen ein hybrides Arbeitsmodell ist. Das bedeutet mehr Flexibilität für alle, um zu entscheiden, wann, wo und wie man am besten arbeitet. Wir sehen weiterhin im persönlichen Kontakt einen grossen Mehrwert, schliesslich sind wir alle soziale Wesen. Das sehen unsere Mitarbeitenden übrigens genauso. Dazu muss man aber nicht mehr fünf Tage die Woche im Büro arbeiten, vielmehr kommt es auf den richtigen Mix an.



Das könnte Sie auch interessieren