Onboarding mit KI-Technik

Fazit & Ausblick

KI-Lösungen sind keine Zukunftsmusik mehr, doch ihre Akzeptanz im Bereich HR hält sich noch in Grenzen. Laut Anil Vijayan sind virtuelle Agenten in den Personalabteilungen weit mehr verbreitet als andere KI-basierte Technologien. Aber der Everest-Group-Experte ist sich sicher, dass der Bedarf an diesen Lösungen zunehmen wird: «Remote-Arbeit und insbesondere Remote-Onboarding haben viele Organisationen dazu veranlasst, nach Automatisierung zu suchen, und dabei sind sie auch auf diese KI-basierten Lösungen aufmerksam geworden.»
Auch Kavita Ganesan sieht im Trend zur Telearbeit die treibende Kraft hinter der Verbreitung solcher Lösungen: «Die Rationalisierung des gesamten Onboarding-Prozesses ist von entscheidender Bedeutung und kann die grosse HR-Belastung verringern, während die Mitarbeiter dazu gebracht werden, ihre Rollen effektiv auszufüllen.»
Virtuelle Agenten und Mentoren werden vollwertige HR-Software und menschliche Coaches nicht ersetzen. Sie helfen aber sehr dabei, neue Mitarbeiter abzuholen und eine optimale Onboarding-Erfahrung sicherzustellen. Sie entlasten Personaler und erfahrene Kollegen, weil diese nur noch bei komplexen und kritischen Fragestellungen zurate gezogen werden müssen. Adit Jain, Mitgründer von Leena AI, bringt es auf den Punkt: «Onboarding und Training sind im Wesentlichen die ersten Schritte eines Mitarbeiters in einem Unternehmen. Es prägt den ersten Eindruck von dem Unternehmen und seiner Kultur.» Und der erste Eindruck ist bekanntlich entscheidend.
Vier Einsatzbereiche für KI im Personalwesen
Automatisierung wiederkehrender Aufgaben: KI-basierte virtuelle Agenten können die Beantwortung häufig gestellter Fragen übernehmen, Erinnerungen verschicken oder beim Freischalten bestimmter Systeme unterstützen. Das befreit HR von Routine-Aufgaben und schafft Möglichkeiten, den Mitarbeitern personalisierte Dienste anzubieten. Beispiele: Leena AI, Moveworks, Amelia, ebm.
Rekrutierung und Kandidatenbewertung: KI-Lösungen in diesem Bereich unterstützen HR bei der Suche nach passenden Kandidaten auf der Basis der Stellenbeschreibungen und übernehmen die erste Kontaktaufnahme. Auch beim Bewerber-Screening kann KI eine enorme Hilfe sein, indem sie binnen kürzester Zeit eine Vielzahl von Lebensläufen analysiert, um die Best Matches zu finden. Interessante Lösungen in diesem Segment sind HireVue, Pymetrics und PredictiveHire.
Mitarbeiterentwicklung: Hier kann KI anhand der Beschreibungen der Aufgaben und des Mitarbeiterprofils die Verbesserungspotenziale aufzeigen und die Neueinstellungen automatisch mit den am besten geeigneten Mentoren und Buddies verknüpfen oder sie proaktiv mit aufgabenrelevantem Wissen versorgen, um die fachliche Einarbeitung zu beschleunigen.
Besonders spannend ist in diesem Bereich der KI-Mentor von aiconver, der für neue Mitarbeiter kuratierte Empfehlungen für interne Dokumente sowie Bei­spiele und Arbeitsergebnisse zu ihren aktuellen Arbeitsthemen beschafft; andere Lösungen sind CoachHub, BetterUp und Zenarate AI Coach.
Kulturpflege und Talentmanagement: Ein weiteres, noch sehr junges Feld beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz im HR-Bereich sind Lösungen, die Organisationen dabei unterstützen, den kulturellen Treiber von Menschen im gesamten Unternehmen zu messen, potenzielle kulturelle Risiken zu identifizieren, die Anzeichen eines bevorstehenden Burn-outs anhand von Leistungsabbau zu erkennen oder Schlüsselbereiche für die Verbesserung des Betriebsklimas aufzuzeigen. Zu den Lösungen in diesem Sektor zählen etwa Platypus, Aware, retorio und Punditas AI Advisor.



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