Anstieg der Cyberangriffe 04.05.2022, 05:43 Uhr

Zunehmend im Fadenkreuz

Auch wenn IT-Verantwortliche sich der Gefahren des Cyberspace zunehmend bewusst sind, häufen sich die Attacken auf Schweizer Firmen und Organisationen. Das zeigen sowohl Statistiken als auch konkrete Anschauungsbeispiele.
Die Schweiz rückt vermehrt ins Fadenkreuz von Cyberkriminellen
(Quelle: Shutterstock/Sergey Nivens)
Trotz vieler, zum Teil durchaus auch erfolgreicher Gegenmassnahmen von Firmen und Behörden scheinen sich Cyberkriminelle immer wieder einen Weg in Schweizer Institutionen zu bahnen und diese angreifen zu können. Dies zeigen diverse Statistiken von IT-Sicherheitsfirmen und von offiziellen Stellen.
So haben die Sicherheitsforscher von Check Point Research (CPR), der Forschungsabteilung der israelischen Cybersecurity-Spezialistin Check Point Software Technologies, 2021 einen teils dramatischen Anstieg der Cyberangriffe auf Schweizer Unternehmensnetze feststellen müssen. Diese nahmen nämlich um 65 Prozent zu und damit drastischer als im weltweiten Durchschnitt. Denn hier wurde ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem ­Vorjahr registriert. Auf Branchen bezogen, waren in der Schweiz Healthcare-Anbieter unter Dauerfeuer und verzeichneten 107 Prozent mehr Attacken als 2020. Danach kommen die Bereiche Finance/Banking mit 98 Prozent sowie Government/Military mit 86 Prozent Zunahme.

Doppelt so viele Meldungen

Aber nicht nur IT-Security-Firmen stellen fest, dass Schweizer Institutionen zunehmend von Cyberkriminellen ins Visier genommen werden. Auch das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) zählte 2021 mit 21 000 Meldungen doppelt so viele Vorfälle wie im Jahr davor.
Das NCSC führt wöchentlich Buch über die rapportierten Cybervorfälle (vgl. Grafik). Hier zeigt sich eindrücklich, dass die Meldungen vor allem gegen Ende 2021 zugenommen haben und auch Anfang 2022 auf ähnlich hohem Niveau verharren.
Meldungseingang Cyberangriffe
Quelle: NCSC.ch
Besonders markant war der Anstieg der Fälle in der Woche 41, als das NCSC 832 Meldungen entgegennehmen musste. Grund war eine Welle von gefälschten SMS, welche die Empfänger dazu verleiten sollten, eine bösartige Android-App auf ihrem Mobiltelefon zu installieren, welche die Schadsoftware «FluBot» enthielt.
Diese Rekordzahl für das Jahr 2021 wurde bereits Anfang 2022 getoppt. Denn in der Kalenderwoche 2 erhielt das NCSC 881 Meldungen. Eigenen Angaben zufolge ist dies der höchste Meldeeingang in seiner Geschichte. Grund dafür seien vor allem sogenannte «Fake-Extortion E-Mails» im Namen von Strafverfolgungsbehörden ge­wesen, die fast 40 Prozent der Meldungen ausmachten.
Schliesslich zeigt auch die Polizeistatistik in Sachen Cybercrime steil nach oben. Zählte die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Bundesamts für Statistik (BFS) im Jahr 2020 noch 24 398 Straftaten mit einer digitalen Komponente, waren es 2021 bereits deren 30 351. Dies entspricht einer Zunahme von knapp 25 Prozent. Während auch hier Betrugsfälle die dominierende Mehrheit der Straftaten ausmacht, nämlich mehr als die Hälfte, sind besonders Erpressungen mit «einem Cybermodus» kräftig angestiegen. Diese Straftaten nahmen um sage und schreibe 83,5 Prozent zu.



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