«SwissID soll die digitale Schweiz voranbringen»

Job-Antritt und gleich Lockdown

CW: Sie sind im März dieses Jahres bei SwissSign eingetreten – kurz vor dem Lockdown. Nicht eben optimal, um in der CTO-Rolle zu starten.
Sprenger: Korrekt. An den ersten Tagen konnte ich noch «normal» ins Büro in Glattbrugg gehen und mir ein Bild von der Situation machen. Ich fand eine IT-Produktefirma vor, die eigentlich eine Firma mit vielen unterschiedlichen IT-Projekten ist. Wir haben zwar Produkte auf dem Markt, intern laufen aber beispielsweise eine Plattformmigration, technische Funktionserweiterungen und die Lancierung neuer Produkte wie der digitale Signaturservice, der im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll.
Es wurde recht schnell klar, dass die Pläne zu gross waren für die vorhandenen Kapazitäten. Ausserdem ent­wickeln wir noch auf verschiedenen Ebenen: Erstens befinden wir uns in der erwähnten Migration von den über Jahre gewachsenen Systemen hin zu einer topmodernen Cloud-Infrastruktur. Diese Systeme werden wir selbst betreiben. Zweitens implementieren wir eine Middleware, auf der wir drittens sämtliche Applikationen aufsetzen werden.
Diese drei Entwicklungen waren ursprünglich in auf­einanderfolgenden Phasen geplant: zuerst die Plattform, dann die Middleware und schliesslich die Applikationen. Es gab jedoch immer wieder Verzögerungen in den Teilprojekten, sodass ich Anfang März ein riesiges Gesamtprojekt vorfand. Aber solche Herausforderungen reizen mich sehr! Und mittlerweile sind wir auch auf gutem Weg, einen erfolgreichen Abschluss zu erreichen.
CW: Sie haben erwähnt, dass Sie anfangs noch «normal» ins Büro gehen konnten. Wie war die Stimmung?
Sprenger: Ich war hocherfreut, sehr kompetente und hoch motivierte Kollegen anzutreffen. Sie arbeiten mit grossem Einsatz an den Projekten und haben Freude an ihrem Job. Sie wussten selbst, dass sie sich viel vorgenommen hatten und waren dankbar, dass ich ihnen beim Kanalisieren der Arbeiten zur Seite stand. Wie gesagt, wir sind jetzt auf einem guten Weg.
Für Mitte nächsten Jahres wollen wir die weiteren Produkte-Roadmaps aufgleisen und dann neue Features tatsächlich zu dem Zeitpunkt lancieren, auf den sie angekündigt wurden. Das hat in der Vergangenheit nicht immer einwandfrei geklappt. Dank meinen Erfahrungen aus dem Produkt-Management bei AdNovum bringe ich aber Methoden und Praktiken mit, die für mehr Planungssicherheit sorgen. Ich bin guter Dinge, dass uns in Zukunft auch ein sauberes Release-Management gelingt.
CW: Wenn Sie von Schwierigkeiten in der Vergangenheit sprechen – waren es eher technische Probleme oder lag es am Management?
Sprenger: Niemand gewinnt oder verliert in der Software-Entwicklung aufgrund der Technologie. Es stehen immer genug Optionen bereit, die ein Problem auf die eine oder andere Weise lösen können. Entscheidender ist die richtige Firmenkultur, der konstante Austausch mit dem Business und die Mitarbeiter mit der notwendigen Eigenmotivation und dem passenden Mindset. Ich bin der festen Über­zeugung, dass der Erfolg eines jeden Projekts mit den Soft Factors steht und fällt.
Zur Person
Tom Sprenger
ist seit März 2020 CTO und Mitglied der Geschäftsleitung der SwissSign Group. Er besitzt über 25 Jahre Erfahrung im IT-Security-Geschäft, zuletzt in der gleichen Rolle beim IT-Dienstleister AdNovum. Der diplomierte Informatik-Ingenieur hält einen Doktor der ETH Zürich und einen EMBA in Business Engineering der Univer­sität St. Gallen. Sprenger ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.



Das könnte Sie auch interessieren