Wie sicher sind Fingerabdruck und Gesichtserkennung wirklich?

Verdoppelung der Umsätze

Für die Industrie ist es zudem ein wichtiges Wachstumsfeld. Die gleichen Sensoren, die Unternehmen wie Osram und Infineon unter anderem für das autonome Fahren entwickeln, werden zunehmend auch für biometrische Verfahren in Handys oder Laptops verbaut. Das darauf spezialisierte Marktforschungsunternehmen Acuity Market Intelligence geht davon aus, dass sich die weltweiten Umsätze mit biometrischen mobilen Anwendungen von derzeit rund 26 Milliarden US-Dollar bis 2022 nahezu verdoppeln werden. Darin sind Umsätze mit Hardware sowie Software enthalten.
Und die Sensoren können mehr messen als Fingerabdrücke, Gesichter und Augen. Längst können sie auch Menschen anhand ihres Gangs oder ihrer Bewegungen identifizieren. Besagte Venenscanner wiederum erkennen mittlerweile auch, ob Blut durch diese Venen fliesst, oder ob ihnen jemand eine leblose Handattrappe hinhält. Man habe alle körperlichen Merkmale erforscht und zumindest versuchsweise auch erfasst, sagt Florian Kirchbuchner, Leiter der Abteilung Smart Living & Biometric Technologies beim deutschen Fraunhofer-Institut für Grafische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt.

Sensible Daten

Auf diese Weise lassen sich Menschen im Idealfall eindeutig identifizieren. Mitarbeiter einer Firma etwa, die, einmal am Gang erkannt, Zugang zu ihrem Arbeitsplatz erhalten. Die fortschreitende technische Sicherheit lässt sich noch erhöhen, indem verschiedene Verfahren miteinander kombiniert werden.
Doch die dabei anfallenden Daten sind sensibel. Mit den so gewonnenen Bewegungsmustern liessen sich auch Rückschlüsse auf unser Verhalten, unsere Vorlieben, oder sogar unsere Emotionen ziehen, sagt Kirchbuchner. Vor allem dann, wenn solche Techniken im Heimbereich installiert werden – sei es zum Schutz vor Einbrechern, oder zu medizinischen Zwecken, etwa zur Überwachung von pflegebedürftigen Bewohnern.
Der Schutz dieser Daten müsse gewährleistet sein, sagt Kirchbuchner. Eine wichtige Massnahme sei etwa, keine Rohdaten zu speichern, also keine Fotos oder Audioaufnahmen der Stimme. Apple etwa speichert bei seinen «TouchID»-System keine Bilder der Fingerabdrücke, sondern lediglich mathematische Darstellungen davon. Ein tatsächlicher Fingerabdruck kann aus diesen Daten nicht hergeleitet werden. Selbst wenn die Daten gehackt würden, wäre damit eine Identifizierung des Nutzers nicht möglich.
Mit diesen Massnahmen dürfte die Akzeptanz biometrischer Verfahren weiter zunehmen. Die Hardware liegt vor. Bei der Entwicklung der Software hingegen, sagt Kirchbuchner, stünden Forschung und Industrie noch ganz am Anfang. Erkennungs-Algorithmen und natürlich die Sicherheit müssten ständig weiter entwickelt werden. Gute Nachrichten für die Branche.



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