Hysterie um das Michelangelo-Virus

Verkaufsfördernde Virusinfektion

Böse Zungen behaupteten, dass die Hersteller von Antivirenprogrammen die Michelangelo-Hysterie selbst inszeniert hätten. Der Virenjäger John McAfee behauptete unter anderem, dass ein Scan aller gespeicherten Daten nach bestimmten (Viren-)Mustern die «einzige» Methode sei, um einen Computer wirklich zu schützen. Computerworld doppelte mit der Bemerkung nach, dass John McAfee «nicht ganz zufälligerweise» der Chef des Softwarehauses McAfee Associates sei, dessen Programm mit ebendieser Methode arbeite. Es sollte McAfees Schaden nicht sein: Die Verkäufe 1991 generierten 6,9 Millionen US-Dollar. Im ersten Halbjahr 1992 belief sich der Ertrag bereits auf 6,3 Millionen. An diesem Ergebnis war nicht zuletzt Michelangelo massgeblich beteiligt, was McAfee prompt den Vorwurf eintrug, die Panik, wenn nicht angezettelt, so doch wenigstens tatkräftig geschürt zu haben
Die IBM-Billigrechner PS/1 wurden ab 1992 standardmässig mit einer Antivirensoftware ausgeliefert.
Quelle: Computerworld
Gemäss Computerworld war McAfee nicht allein der Profiteur: US-amerikanische Softwarehändler meldeten Umsatzsteigerungen für Antivirenprogramme von bis zu 3000 Prozent. In der Schweiz blieb die Lage jedoch traditionell gemütlich. Der Verlag Markt & Technik konnte laut Computerworld zwar «etwas mehr verkaufen», stellte jedoch vor allem eine Verunsicherung unter PC-Anwendern fest, die sich häufiger per Telefon Rat holten. Deutlicher schlug sich die Virenpanik auf das Geschäft von Computer 2000 nieder: Die Firma konnte «sechsmal mehr» Antivirenkiller verkaufen als sonst.
Der PC-Marktführer IBM fühlte sich angesichts der neuen Bedrohungslage genötigt, seinen neu lancierten Einsteigermodellen aus der PS/1-Serie ein ganzes Softwarebündel beizulegen. Neben DOS und Windows waren auch die Office-Software Works for Windows sowie ein Antivirenpaket auf den Rechnern zu finden. Für Computerworld war der Zweck der Ungezieferbekämpfungs-Software «nicht ganz klar». Möglich sei, so die Zeitung, dass Big Blue den Anwendern damit ein Gefühl von Sicherheit suggerieren wollte. 



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