Galaxy Note 7 im Test 06.09.2016, 15:12 Uhr

Lohnt sich das Warten?

Wer Samsungs Galaxy Note 7 vorbestellen will, muss derzeit mit längeren Wartezeiten rechnen. Aber wird uns hier wirklich eine Edelflunder auf dem Silbertablett serviert?
Mit dem Galaxy Note 7 überspringt Samsung eine Versionsnummer seines Stift-Phablets. Marketingtechnisch aus dem Grund, weil man das Galaxy S7 und das Note S7 zu einem gleichklingenden Brand zusammenführen will. Allerdings ist zurzeit beim Note 7 infolge zusätzlicher Qualitätskontrollen mit lngeren Wartezeiten zu rechnen, nachdem die Südkoreaner hierzulande für Vorbesteller den Verkaufsstart bereits auf den 9. September verschieben mussten. Aber ist die Sache auch das lange Warten wert?
Gute 829 Franken blättert man für Samsungs neustes Stift-Smartphone in der 64-GB-Version hin. Das per Speicherkarte erweiterbare Handy mit 5,7-Zoll-Riesenbildschirm bekommt man hierzulande in drei Farben (Black Onyx, Blue Coral und Silver Titanium). Wie gut es um die Verfügbarkeit der verschiedenen Farben bestellt sein wird, wissen wir noch nicht. Wir haben das silberne Modell getestet, das nebst der blauen Version zur raren Sorte zählen könnte.

Verarbeitung: Inspiriert vom Galaxy S7 Edge

Im Vergleich zu einem iPhone 6 Plus liegt das Note 7 trotz seines Gewichts von 169 Gramm etwa gleich schwer in den Händen. Samsung hat sich beim Design stark am Galaxy S7 Edge orientiert. Den Unterschied zwischen den beiden Modellen erkennt man zunächst fast nicht ? oder nur, wenn man die Geräte von hinten betrachtet. Das Note 7 ist ein wenig grösser und das S7 Edge an den Ecken abgerundet. Die Verarbeitung ist aber top, die Rückseite beim silbernen Modell ist im Vergleich zum «Butterblech» des Sony Xperia Z Premium aber doch ein wenig anfällig für Fingerabdrücke.

Schau mir in die Iris

Ganz neu bei Samsung ? man kennt das schon von Lumia-Smartphones ? ist der spezielle Irisscanner im oberen Bildschirmbereich. Dieser scannt mit seinem IR-Licht die menschliche Iris der beiden Augen. Der Hauptvorteil: Das Sicherheitsprinzip funktioniert unter Umständen sogar zuverlässiger als ein Fingerabdruck, zumal Hornhaut sich über die Jahre hinweg durch Verletzungen verändern kann, während die Iris lebenslang dieselbe bleibt. Im Test klappte das aber mit meiner Brille meistens nicht. Kommt dazu, dass ich stark kurzsichtig bin und ohne Sichtkorrektur nicht auf Anhieb den Scan-Radius erkenne, der mir im oberen Bildschirmbereich während ca. acht Sekunden eingeblendet wird.
In der Praxis fragen wir uns jedoch, wer die Entsperrung auf Augenkontakt oft nutzen wird. Das Problem: Für einen schnellen Griff zum Handy will man in der Regel nicht lange ins Handy starren, um es zu entriegeln. Zügiger geht das wirklich mit dem Fingerabdruckscanner. Als kleines Gimmick kann man den Augensensor auch für den versteckten Ordner mit sensiblen Daten nutzen, in den man etwa private Bilder, Videos und wichtige Dokumente reinpappt. So kann etwa eine andere Person, der man vielleicht einmal kurz das Handy gibt, keine privaten Bilder aus der Galerie-App erspähen. Den versteckten Ordner gab es schon früher, nur kann dieser jetzt zusätzlich mit den eigenen Augen abgesichert werden. Nächste Seite: Schneller Fingerabdruckscanner

Schneller Fingerabdruckscanner

Bei den Vorgänger-Smartphones störte uns ein wenig das hörbare Klicken der Home-Taste. Im Note 7 ist der Knopf besser ins Gehäuse eingearbeitet und stösst im Gegensatz zur leichten Glasrückwand der S6er-Reihe auf einen weniger lärmempfindlichen Widerstand. Der Sensor ist von hoher Qualität und reagiert merklich schneller als bei anderen Telefonen der günstigen Liga. Es gibt nichts Nervigeres als ein Fingerabdruckscanner, der zu knapp bemessen ist und schon deswegen zu viele Anläufe beim Entsperren beansprucht. Das ist hier nicht der Fall.

Notizen, aber nur für Samsung

Den fingergrossen Stylus, den man wie früher rechts auf Knopfdruck aus dem unteren Gehäuse zieht, fühlt sich immer noch ein wenig wie günstiges Plastik an. Diesmal liegt er aber sehr gut und leicht in der Hand ? wie ein kleiner Bleistift, mit dem man im Fitness-Center seinen Trainingsplan abhakt. Im Vergleich zum Note 4 ist die Stiftspitze feiner und weniger nachgiebig. Noch besser: Das Note 7 ist nach IP68 wasserdicht. Der S Pen kann sogar auf dem nassen Bildschirm verwendet werden. Der Vorteil: Notizen auf dem Note 7 gelingen auch bei Regen. Was gleich auffällt: Zieht man den Stift aus dem Gerät, lassen sich sogar auf dem Standby-Bildschirm mit seiner Always-On-Uhrzeit weisse Wandtafelnotizen anbringen. Praktisch, wenn man mal gerade kein Papier zur Hand hat und etwas Wichtiges notieren möchte.
Eine gewisse Liebe zum präzisen Stift entwickelt sich beim Note 7 gleich von Anfang an. Samsung hat dazu eine ganze Palette von Software-Funktionen eingebaut. Ein paar davon sind eher Spielereien. So kann, wer Spass an Katzen-GIFs hat, nun mittels Smart-Select-Option mit dem Stift ein Aufnahmefenster in einem YouTube-Clip zeichnen und dazu einen lustigen Spruch hinkritzeln. Angepriesen wurde damals vor dem Launch die Übersetzungsfunktion. Diese funktioniert leider nur mittels Markieren einzelner Wörter und geht nicht besonders zügig von den Fingern. Gelungen sind hingegen die vielen neuen Strich- und Farboptionen, die das Kritzeln auf dem Touchscreen verschönern.
Nutzen lassen sich Notizen leider nach wie vor nur mit Samsungs eigenem Ökosystem. Synchronisieren und Zusammenführen mit anderen Diensten wie OneNote geht hier nicht. Mehr Apps anderer Anbieter wird es wohl erst geben, wenn Samsung sich überhaupt einmal entscheidet, die Stylus-Programmierschnittstelle auch für andere Anbieter (per Lizenz?) freizugeben oder mehr Kooperationen mit anderen Software-Häusern einzugehen.

Heller gehts nicht

Auffallend hell ist der seitlich leicht gewölbte Bildschirm des Amoled-Phablets mit seinen 2560 x 1440 Pixeln. Alles ist sehr scharf und auch die Schwarzwerte sind sehr gut. Einzig nervig: Die seitliche Wölbung ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. So ist es mir im Alltagszenario schon ein paar Mal passiert, dass ich über die Wölbung eine App angestossen habe, als sich das Phablet noch nicht ganz im Standby-Modus befand. Ansonsten überzeugt der Bildschirm absolut: An der Ausleuchtung wurde geringfügig geschraubt. Sonst würde wohl Samsung auch seinen neuen «HDR-Kinomodus» nicht derart laut in die Welt hinausposaunen, der zum kontrastreicheren Genuss hochauflösender Videos einladen soll. Im direkten Vergleich mit einem wesentlich dunkleren Bildschirm eines Nexus 6P kann sich der Unterschied bei derselben Auflösung und maximaler Helligkeit durchaus sehen lassen.  Speziell optimierte Inhalte für kleine Bildschirme gibt es aber noch keine. Da nützt auch ein Netflix-UHD-Abo nichts, wenn die Smartphone-App «Marco Polo» nur in HD-Qualität abspielt.  Nächste Seite: Déjà-vu bei der Hardware

Déjà-vu bei der Hardware

Bei der Hardware-Ausstattung stimmt ziemlich viel vom Galaxy S7 mit den Innereien des Phablet-Bruders überein. Da ist zum einen der Samsung-eigene Exyons-Prozessor mit seinen acht Kernen (Exynos Octa 8890), wovon vier mit bis zu 2,3 GHz und die anderen vier mit bis zu 1,6 GHz takten. Da das ganze SoC (System-on-a-Chip) identisch ist, belassen wir es für einmal mit den synthetischen Benchmarks. Diese fallen nämlich fast haargenau gleich aus. Und das Note 7 dürfte wie das Galaxy S7 länger ein Spitzenreiter sein, wenn es um Hardware-Leistung geht. Das Galaxy S6 liess sich hinsichtlich theoretischer Leistungswerte für eine lange Zeit nicht von der Konkurrenz verdrängen.
Die Software-Dreingabe von Samsung (Touchwiz) bremst die Systemleistung unter Android 6.0 nicht gross aus. Leider kommt das Note 7 noch nicht mit der neusten Android-Version (Android 7.0). Denkbar scheint jedoch ein baldiges Update, wenn es denn klappt: Samsung hat erfahrungsgemss immer ein wenig lange mit den finalen Update-Belieferungen. Dickes Lob verdient der 3500-mAh-Akku. Für das grosse Phablet hätten wir uns zwar eine 4000-mAh-Batterie gewünscht, aber dem Note 7 geht der Schnauf tagsüber wirklich nicht so schnell aus. Nach Intensiv-Surftagen ohne viel audiovisuelles Vergnügen und mittlerer Helligkeit bleiben gegen Abend noch gut 50 Prozent. Aufgeladen wird über einen schnellen USB-C-Anschluss.

Exzellente Kamera

Samsung hat sich schon mit dem Galaxy S7 einen Platz in der Liga der besten Handy-Kameras erobert. Auch hier setzt man auf Bewährtes. Beide, die 12-Mpx-Hauptkamera und auch die 5-Mpx-Frontkamera, schiessen perfekte Fotos und sackstarke 4K-Videos ohne Autofokusverzögerung. Die rückseitige Kamera, die auch über einen optischen Bildstabilisator verfügt, trägt zusätzlich zu besseren Nachtaufnahmen bei. https://www.flickr.com/photos/138573789@N02/28854245804/in/dateposted-public/ https://www.flickr.com/photos/138573789@N02/28854212334/in/dateposted-public/ https://www.flickr.com/photos/138573789@N02/29444349636/in/dateposted-public/

Fazit

Das Samsung Galaxy Note 7 ist zweifelsohne das beste Android-Phablet, das man derzeit kaufen kann. Dafür spricht die starke Hardware und die Top-Verarbeitung. Das Tüpfelchen auf dem «i» wäre ein 4000-mAh-Akku gewesen. Ein Highlight ist die Stiftfunktion, die Samsung immer wieder um neue Features bereichert. Ein paar Gimmicks wie der Irisscanner und die YouTube-GIF-Funktion sind eher Spielereien, aber Samsung kann es sich bei seinem neusten Phablet leisten, ein wenig mit Technik zu prahlen.