13.01.2016, 18:21 Uhr

Twitter auf Allzeit-Tief - was läuft falsch?

Twitter im Tal der Tränen, die Aktie sackte am Mittwoch auf ein Allzeittief. Die Wallstreet gibt dem amtierenden CEO Jack Dorsey die Schuld. Wie könnte ein tragfähiges Geschäftsmodell für Twitter aussehen?
Seit ihrem Allzeithoch Mitte April (49,18 US-Dollar) kennt die Twitter-Aktie nur eine Richtung: kräftig nach unten. Am heutigen Mittwoch erreichte das mit viel Hoffnung und Vorschusslorbeer gestartete Papier sein Allzeittief: 17,36 Dollar. Im neuen Jahr ging es an jedem Börsentag ein wenig weiter abwärts. Die Schuld daran trifft auch den amtierenden CEO Jack Dorsey. Der Microblogging-Dienst ist zwar beliebt und hat seit dem ersten Quartal 2010 die Anzahl der Mitglieder kontinuierlich gesteigert. Statistica nennt für das dritte Quartal 2015 307 Millionen monatlich aktive Nutzer. Die Anzahl passiver Twitter-Freunde dürfte noch weit darüber liegen. Aber einen Gewinn hat Twitter bislang noch nicht erwirtschaftet, ein tragfähiges Geschäftsmodell ist noch nicht gefunden. Daran konnte auch Jack Dorsey nichts ändern, der am 6. Oktober 2015 (wieder) den Posten des CEO übernommen hat. Nachdem er vorher bereits als Verwaltungsratschef Mitglied der obersten Management-Riege bei Twitter war. Seit seiner Amtszeit ist das Twitter-Papier noch einmal um satte 30 Prozent abgerauscht.

Lässiger Dorsey: Kein Gewinn, kein Problem

Dorsey selbst hat kein Problem damit, dass Twitter noch keinen Gewinn abwirft. Er sieht das Unternehmen noch in der Aufbau-und Entwicklungsphase und konzentriert sich nach eigenen Aussagen auf den Ausbau des Netzwerkes. Twitter wurde am 21. März 2006 in San Francisco von Jack Dorsey, Evan Williams, Noah Glass und Biz Stone gegründet. Die Aufbauphase zieht sich also bereits über zehn Jahre hin. Dorsey - Forbes schätzt sein Vermögen auf 2,7 Milliarden US-Dollar - amtiert bei Twitter als Teilzeit-CEO. Er steht ebenfalls dem von ihm 2009 gegründeten mobilen Bezahldienst Square vor. Laut CNN übt die Wallstreet Druck auf Dorsey aus, er solle Twitter als Vollzeit-CEO führen und seine zweite Firma Square aufgeben.

Weg mit 140-Zeichen-Limit

Seit Längerem wird diskutiert, das 140 Zeichen-Limit aufzugeben und die Funktionalität der Kurznachrichten auszuweiten. Das würde sich positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg von Twitter auswirken. Noch gibt es Hoffnung: Twitter repräsentiere ein einzigartiges Online-Asset mit dem Puls an Real-Time-Daten, sagte Analyst Mark May von Mizuho Securities (USA). Das Unternehmen habe es jedoch versäumt, einer breiten Kundenbasis den Wert des Dienstes zu erklären. Ausserdem habe sich der Kampf um Werbedollars verschärft. May verzichtet daher auf eine Abwertung der Aktie auf "sell" und stuft Twitter trotz der Kursverluste auf "neutral" ein. Möglichkeiten, mit Twitter Geld zu verdienen, gibt es viele: Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam arbeitet an einer Analyse-Software, die jede S-Bahn-Fahrt in der Metropole Berlin intelligenter machen soll. Die Software soll Twitter-Postings in Echtzeit auswerten und bei Unregelmässigkeiten im Betrieb schnellere Alternativrouten aufzeigen.



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