Schweizer Kunden sind deutlich zufriedener

Software-Anbieter

Der Schweizer Business-Software-Anbieter Abacus hat sich in der Gesamtwertung im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert und besonders markant bei den Beratungsdienstleistungen zugelegt. Der Preis steht zwar nach wie vor in der Kritik, aber andere Software-Häuser mussten noch deutlich schlechtere Bewertungen einstecken. «Dass die Beratungsdienstleistungen von den Kunden markant positiver als bisher wahrgenommen werden, dürfte damit zusammenhängen, dass Abacus vermehrt dazu überging, bei Endanwendern aktiver in Erscheinung zu treten, um Vertriebspartner intensiver bei ihrer Beratungstätigkeit zu unterstützen.» So erklärt sich jedenfalls Abacus-CEO Claudio Hintermann die deutliche Steigerung im Vergleich zu 2016. «Die konsequente Weiterentwicklung unserer ERP-Software in den letzten Jahren trägt Früchte», freut sich Hintermann. Auch die Qualitätsnote fiel besser aus.
“Die konsequente Weiterentwicklung unserer ERP-Software trägt Früchte„
Claudio Hintermann, Abacus
Spitzenreiter im Software-Segment ist der Virtualisierungsspezialist VMware, eine unabhängige Tochter von Dell Technologies. Auch VMware hat seine Zufriedenheitswerte im Vergleich zu 2016 deutlich gesteigert, enthielt sich aber gegenüber Computerworld eines Kommentars, woran das denn liegen könnte. Wozu auch lang kommentieren: Die sehr guten Noten der Kunden sprechen für sich. VMware sieht im Internet der Dinge und im 5G-Standard einen lukrativen Zukunftsmarkt, denn dafür braucht es auch netzwerkfähige Virtualisierungs-Software.

Heftige Lizenzstreiterei bei SAP

Auffallend ist, dass der in der Schweiz dominierende ERP- und Business-Software-Konzern SAP zwar seine Gesamtnote halten konnte, aber punkto Qualität des Produkts respektive der Dienstleistung abrutschte. Auch der Preis steht noch stärker in der Kritik der Kunden als im Vorjahr (2017: 30 Punkte). Der Preisstreit zwischen dem ERP-Weltmarktführer und seiner Kundschaft entzündet sich wieder einmal an den Lizenzen. SAP-Lizenzkosten fressen auf Kundenseite einen grossen Teil des gesamten IT-Budgets auf. Im Fokus steht die sogenannte indirekte Nutzung. Wenn also Kunden mit Software eines Konkurrenten auf Daten zugreifen, die in einer SAP-Datenbank abgelegt sind. Dafür fordert der Software-Anbieter zusätzliches Geld. Kunden dagegen sehen darin ein finanzielles Fass ohne Boden und weigern sich teilweise, diese Kosten zu bezahlen.
Unangenehm für die Kunden: Ein britisches Gericht hatte SAP in einem Lizenzverfahren gegen den US-Getränkekonzern Diageo recht gegeben. Diageo hatte mit Salesforce-Software auf SAP-Systeme zugegriffen, dem Getränkehersteller drohen nun Ersatzzahlungen in Millionenhöhe. Nicht immer also ist der ERP-Primus aus Walldorf der Böse. Ein weiterer Streitpunkt sind die berühmt-berüchtigten Doppellizenzen, wenn also Kunden Software teils On-Premise, teils aus der Cloud beziehen. Die Oberen der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG zogen auf ihrem Jahreskongress im Oktober in Bremen gegen Doppellizenzen und dadurch entstehende Mehrkosten kräftig vom Leder.
Auch hier liegt das Eisen noch im Feuer und es stieben kräftig die Funken. Die DSAG erarbeite aber gerade zusammen mit SAP eine für Kunden akzeptable Lösung, beschwichtigte Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG, im Gespräch mit Computerworld. Details wollte er nicht nennen, um die Gespräche nicht unnötig zu belasten. Auch bei SAP Schweiz enthielt man sich gegenüber Computerworld zum pikanten Thema Preise und Lizenzen jeglichen Kommentars.

Schlechte Noten, gute Umsätze

Die Preise des Datenbankanbieters Oracle stehen schon seit geraumer Zeit in der Kritik der Kunden. Die inoffizielle aktuelle Preisnote (19 Punkte) ist die schlechteste im gesamten Testfeld. Allerdings erhielten wir zu Oracle lediglich 14 Kunden-Feedbacks, die statistische Relevanz der Bewertungen ist also mit grosser Vorsicht zu geniessen. Wie auch immer, die Geschäfte von Oracle scheinen in der Schweiz gar nicht so schlecht zu laufen. Schweizer Kunden migrieren in die Oracle-Cloud. Die Anlaufphase habe in der Schweiz zwar etwas länger gedauert als in anderen Regionen und Ländern, verriet uns der Schweizer Oracle-Country-Manager Hanspeter Kipfer. Das neue Liefermodell «Cloud at Customer» und ein neues Rechenzentrum in Frankfurt/Main haben aber auch in der Schweiz den Durchbruch gebracht. Grosso modo, so Kipfer, seien Oracles Software-as-a-Service-Angebote der stärkste Umsatztreiber in der Schweiz und international.
Oracle hat in den vergangenen Jahren viel in sein Cloud-Portfolio investiert, Dutzende von Unternehmen akquiriert und erntet jetzt die Früchte seiner Arbeit. Die Firma ist aber auch auf steigende Einnahmen aus den Cloud-Abos angewiesen. Denn die Tage des unangefochtenen Datenbankkönigs Oracle sind tempi passati. Die Cloud-Datenbanken von AWS, Microsofts SQL Server und Open-Source-Datenspeicher wie PostgreSQL machen Oracle das Leben schwer. Nicht wenige Kunden – Marktkenner schätzen etwa 50 Prozent – ziehen mittlerweile einen Wechsel in Erwägung.
Microsoft, das grösste Software-Unternehmen der Welt, erhält in der Zufriedenheitsumfrage regelmässig Durchschnittsnoten. Peter Weibel, IT-Chef der Sabag Gruppe, zieht dennoch eine positive Bilanz. Microsoft Office laufe sehr stabil und sei grundsolide gut. Die Server-Palette – Windows-, Exchange- und SQL-Server – habe gegenüber der Konkurrenz aufgeholt, sei innovativ und laufe stabil. Nur mit Windows 10 gebe es in seinem Unternehmen «laufend viele Überraschungen und Instabilitäten». Patches und Updates etwa verschiessen laut Weibel den Update-Mechanismus derart gründlich, dass man den Rechner neu aufsetzen muss. Immerhin habe Microsoft aus den Fehlern mit Windows Vista und Windows 8.0/8.1 gelernt.



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