19.03.2010, 14:54 Uhr

Microsoft Project 2010 im Test

Die Version 2010 von Microsoft Project lockt mit einer Excel-ähnlichen Bedienung und SharePoint als Basis.
Timeline-Ansicht: Management-Reporting auf Knopfdruck

Von Stefan Haffner und Sven Hausen



Stefan Haffner ist Senior Manager, Sven Hausen Consultant beim Projektmanagement-Beratungshaus Campana & Schott, www.campana-schott.ch
Der Project-Client wartet mit den umfangreichsten Neuerungen seit Version 98 auf. Am offensichtlichsten ist das Bedienkonzept von Office 2007. Microsoft bietet endlich eine durchgängige Nutzerführung in Client, Browser und Server.
Auch das Management darf sich freuen, denn bislang mussten sich Entscheidungsträger in die Projektpläne einarbeiten. Für Übersichten und Präsentationen sehr vielversprechend: Die neue «Timeline-View» ermöglicht die Darstellung ausgewählter Vorgänge und Meilensteine auf einem Zeitstrahl. Projektleiter bereiten mit dieser Funktion auf einfache Art aggregierte Übersichten zum Projektverlauf direkt auf - auch bei komplexen Projektplänen. Damit kann der Projektleiter kalkulierte Ergebnisse für das Management aufbereiten. Die Zeiten, in denen Projektpläne aufwendig in PowerPoint (nach)gezeichnet werden mussten, sind damit vorbei.
Projektplanung wie in Excel
Ist Excel der grösste Konkurrent von Microsoft Project? Wie auch immer: Project hat in Version 2010 viel von Excel übernommen. Die «Pinned Tasks» - festgesteckte Vorgänge - ermöglichen das gezielte Deaktivieren der Project-Berechnungslogik. Diese Änderung kommt einer kleinen Revolution gleich, denn dies widerspricht den Praktiken des professionellen Projektmanagements. Aber es gibt Gründe, warum eine solche freie Planung sinnvoll ist. Bisher stellte die automatische Integration von Ablaufmodellierung, Aufwandsplanung, Ressourcenzuweisung und Terminrechnung für einige Anwender eine Hürde dar. Die starke Orientierung der Planungssystematik an einer typischen Excel-Planung reduziert diese Einstiegshürde.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Neuerungen Project Server 2010 mitbringt.

Im Unterschied zur Vorversion basiert Project Server 2010 technisch nicht auf einer Neuentwicklung. Das ist gut so. Tests bis zur Integration mit Drittprodukten wie SAP (CS Connect) zeigen, dass die Version 2010 deutlich stabiler und performanter ist. Auch funktional gibt es interessante Neuerungen.
Manager grösserer Projekte bearbeiten Pläne nun auch im Browser - ein lokaler Client ist überflüssig. Das freut IT-Controller punkto Lizenzkosten. Komplett neu implementiert wurde das Projekt-Reporting. Die Office Web Components fallen weg, ebenso der Bedarf, sie auf jedem PC auszurollen. Microsoft bedient sich aus den BI-Komponenten des SQL- und SharePoint-Server. Datenquellen sind die Reporting-Datenbank sowie die verschiedenen Olap-Cubes des Project Servers. Für Berichte wird auf Excel sowie Excel-Services als Frontend und PerformancePoint Services sowie SQL Reporting Services zurückgegriffen. Damit kann auch ein Projektassistent einfach Berichte erstellen.
Das SharePoint-Fundament des Servers hat im Bereich BI viele Vorteile, aber auch eine Einschränkung: Für Project Server 2010 ist SharePoint Server 2010 Enterprise obligatorisch. Angesichts der rasanten Verbreitung von SharePoint dürfte das aber kein Hindernis sein.
Portfoliomanagement
Mit Project Server 2010 vereint Microsoft endlich das Projekt- und Portfoliomanagement. Mit der neuen Version werden die Funktionen zu einem Produkt verschmolzen - der Portfolio Server als eigenständiges Programm verschwindet.
Analog zum Portfolio Server beginnt das Portfoliomanagement mit dem Erfassen von Projektideen. Sowohl die Sammlung als auch der dahinterliegende Workflow lassen sich an individuelle Unternehmensbedürfnisse anpassen. Die anschliessende Optimierung des Portfolios orientiert sich an zuvor eingestellten Nutzenkriterien. Leider ist es bei beiden Schritten nicht möglich, Projektkosten oder -erträge detailliert zu berücksichtigen. Nur die Gesamtwerte lassen sich erfassen, was nicht allen Anforderungen genügen dürfte.
Nach der Optimierung des Portfolios kann der Nutzer prüfen, ob für die Projekte genügend Ressourcen vorhanden sind. Diese neuen Funktionen sind gerade bei knappen Ressourcen wichtig. So kann Project auch beim Management punkten, das künftig besser vorbereitet über die Projektbudgets entscheiden kann.
Fazit: arbeiten statt managen
Project 2010 ist eine gute Antwort auf die Frage nach professioneller Projektunterstützung. Die Neuerungen im Client machen vielen Gelegenheitsprojektleitern den Umstieg von Excel leicht. Profis erledigen ihre Arbeit effizienter. Das Motto: weniger verwalten, mehr projektieren.



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