Probleme mit griechischem Lieferanten 01.04.2019, 23:01 Uhr

Bei IT-Projekt der Bundesverwaltung drohen Mehrkosten

Bei einem Informatikprojekt der Bundeskanzlei ist ein griechischer Anbieter zum Zug gekommen. Jetzt drohen Terminverzögerungen und höhere Kosten sowie kritische Fragen zum Beschaffungswesen.
(Quelle: Jens Stark / NMGZ)
Bei einem Informatikprojekt der Bundeskanzlei drohen Terminverzögerungen und höhere Kosten. Der Grund sind Schwierigkeiten mit einem ausländischen Lieferanten. Die Probleme werfen grundsätzliche Fragen zu öffentlichen Beschaffungen auf.
Das Ziel des Informatikprojektes ist die Modernisierung der Bundesrechtsplattform, die täglich Tausende Personen besuchen. Das bestehende System ist am Ende seiner Lebensdauer angelangt. Die Plattform verwaltet das Kompetenzzentrum Amtliche Veröffentlichungen der Bundeskanzlei.
Den Zuschlag für die Entwicklung einer neuen Lösung hatte ein Unternehmen mit Sitz in Griechenland erhalten. Dieses liefert nun aber nicht wie vorgesehen. Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat das Projekt unter die Lupe genommen und ist zum Schluss gekommen, dass die angestrebten Ziele nicht erreicht werden. In einem am Montag veröffentlichten Bericht bezeichnet sie die Situation als «heikel».

Mangelhafte Qualität aus Griechenland

Die Fristen würden um zwei bis sechs Monate überschritten, sodass die Lebensdauer des derzeitigen Systems verlängert werden müsse. Die Lieferungen des Dienstleisters entsprächen nicht den vorgegebenen Qualitätskriterien.
Das wird das Projekt verteuern. Veranschlagt wurden Kosten von 14,7 Millionen Franken. Nach dem Entscheid zur Auslagerung der Entwicklung kamen 4,2 Millionen Franken dazu. Die EFK befürchtet, dass es zu weiteren Budgetüberschreitungen kommen wird. «In Anbetracht der aktuellen Dynamik beurteilt die EFK die Aussichten als wenig verheissungsvoll», heisst es im Bericht.
Nach Angaben der Bundeskanzlei verursachte die Verspätung bisher in der Bundesverwaltung Mehrkosten von rund 1,8 Millionen Franken. Zu einer Erhöhung der Entschädigung an den Lieferanten führe die Verspätung nicht, hält die Bundeskanzlei fest.

Gutes Projektmanagement beim Bund

Der Bundesverwaltung macht die EFK keine Vorwürfe: Insgesamt werde das Projekt gut geführt, schreibt sie. Die Projektdokumentation sei von sehr hoher Qualität, die Führungsprozesse seien der Komplexität angepasst. Auch die Organisation des Risikomanagements sei insgesamt zweckmässig.
Das Problem ist die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten. Die räumliche Distanz zu den Entwicklern in Griechenland erschwere diese, stellt die EFK fest. Auch bei den Arbeitsmethoden, der Auffassung von Verpflichtungen und den Prioritäten gebe es «erhebliche Differenzen». Die Bundeskanzlei hat Notfallpläne aktiviert. Sie halte das angesichts der angespannten Situation mit dem Lieferanten für gerechtfertigt, schreibt die EFK.



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