16.12.2008, 11:33 Uhr

Schweizer Manuskriptsammlung online

Seit gestern sind 333 mittelalterliche Handschriften aus 16 verschiedenen Schweizer Sammlungen auf einer Web-Plattform vereint.
Über E-Codices sind diverse Handschriften aus Schweizer Beständen wie diese lateinische Gedichtssammlung jerdermann zugänglich.
Bei der virtuellen Handschriftenbibliothek der Schweiz, E-Codices, handelt es sich um ein nationales Projekt, das an der Universität Freiburg angesiedelt ist. In dessen Rahmen werden die mittelalterlichen Handschriften der Schweiz sukzessive digitalisiert. Die jahrhundertealten, handgeschriebenen und illuminierten Codices werden dabei vollständig digital reproduziert, mit aktuellen wissenschaftlichen Beschreibungen verknüpft und im Internet der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Stadtbibliotheken, Kantonsbibliotheken, Klosterbibliotheken und Archive zwischen Schaffhausen und Genf arbeiten dabei eng mit dem Freiburger Projekt zusammen. So stehen heute bereits 333 mittelalterliche Handschriften aus 16 verschiedenen Schweizer Sammlungen für die kostenlose Betrachtung zur Verfügung; ein Angebot, das laufend erweitert wird.

158'000 Aufnahmen

Bisher wurden über 158'000 digitale Fotografien von Schweizer Handschriften erstellt, die aus Sicherheitsgründen in dreifacher Kopie und an verschiedenen Orten archiviert sind. Die Digitalisierung von Handschriften ist dabei nicht mit der Massendigitalisierung von gedruckten Büchern zu vergleichen: die Belastungen einer wertvollen Handschrift müssen auf ein Mass begrenzt bleiben, das deutlich unter einer durchschnittlichen Benützung des Objekts, wie etwa im Lesesaal oder während einer Ausstellung, liegt. Deshalb verfügt E-Codices in seinem Digitalisierungsatelier in der Stiftsbibliothek St. Gallen über zwei in Graz entwickelte Spezial-Kameratische und ein geschultes Fotografenteam.
Durch die Förderung von E-lib.ch (Elektronische Bibliothek Schweiz) digitalisiert E-Codices bis Ende 2011 insgesamt 100 weitere Handschriften aus verschiedenen Schweizer Bibliotheken. E-lib.ch wird als Gesamtprojekt von der Schweizerischen Universitätskonferenz, dem ETH-Rat und dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie getragen. Bis Ende 2009 kommen aus dem Weltkulturerbe der Stiftsbibliothek St. Gallen jene 355 Handschriften hinzu, die vor dem Jahr 1000 geschrieben wurden. Ein Vorhaben, das von der New Yorker Andrew Mellon Foundation unterstützt wird.

Verschiedene Suchmöglichkeiten

E-codices ist in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch zugänglich. Die Webanwendung bietet diverse Möglichkeiten: Es können entweder alle digitalisierten Handschriften oder nur die Auswahl jeweils einer Bibliothek oder Sammlung angezeigt werden. Ferner lässt sich nach Autor, Signatur, Entstehungszeit oder Entstehungsort browsen. Es lassen sich zwei Seiten nebeneinander betrachten, gleichsam als aufgeschlagenes Buch. Wer möchte, kann die teils prachtvoll ausgeschmückten Handschriftenseiten direkt aus e-codices an eine beliebige E-Mail-Adresse versenden. Auch lassen sich die wissenschaftlichen Beschreibungen zu den Handschriften im Volltext oder nach Teilbereichen durchsuchen. Schon heute erarbeiten Forscher aus der ganzen Welt diese wissenschaftlichen Beschreibungen nicht mehr nur für den Druck, sondern exklusiv für e-codices.

Link zu diesem Artikel



Das könnte Sie auch interessieren