20.08.2014, 14:43 Uhr

PostFinance will Kundenprofile zu Geld machen

Die PostFinance plant ein Schnäppchenportal, das auf den Zahlungsverkehr ihrer Kunden als Informationsquelle zurückgreift.
Bei PostFinance wird der Kunde zunehmend gläsern
Seit einer Woche werden E-Banking-Kunden der PostFinance beim Einloggen neue Teilnahmebedingungen angezeigt. Einerseits, weil Mitte Oktober eine neue E-Banking-Plattform aufgegleist wird. Andererseits, weil darin schon die Teilnahmebedingungen für ein neues «Schnäppchenportal» enthalten sind. Nach einem Bericht des Tages-Anzeigers könnte die PostFinance demnächst Kundenprofile für gezielte Rabattwerbung an Firmen weiterverkaufen. Angeblich tüftelt das Unternehmen schon länger an einer Möglichkeit, Kunden personalisierte Rabatte einzublenden. Konkret sollen Informationen aus den Kontobewegungen gewonnen werden. Die PostFinance bestätigte gegenüber Computerworld die Einführung der neuen Dienstleistung: «Geplant ist die neue Plattform voraussichtlich auf Herbst 2015», meinte Marc Andrey, der Mediensprecher der PostFinance.

Transaktionsauswertungen für neue Rabatte

Wer etwa bei einem Kinobesuch mit der PostFinance-Karte bezahlt, könnte, so ein fiktives Beispiel, im Rabattportal der PostFinance ein dazu passendes Vergünstigungsangebot sehen und so beim nächsten Besuch von einer Gutschrift profitieren. Allerdings nur, wenn mit der PostCard bezahlt wird. Die PostFinance würde damit auf Zahlungsverläufe der Kunden zugreifen und anhand der getätigten Einkäufe Kundenprofile generieren. Von Drittfirmen würde sich PostFinance entsprechende Provisionen zusichern, zumal diese über die Plattform gezielte Rabattaktionen einblenden könnten. Nächste Seite: Opt-Out auf Empfehlung des Datenschutzbeauftragten Die Teilnahmebedingungen für die neue Plattform habe man bereits unter Punkt 20 reingenommen, meinte der Mediensprecher auf Anfrage. Es werde jedoch, sobald der Dienst eingeführt wird, auch eine Opt-Out-Funktion geben, erklärte Andrey. Diese optionale Abmeldefunktion kommt nicht von ungefähr: Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte hat eine solche Empfehlung bereits an das Unternehmen abgegeben, nachdem die Post im Januar den Datenschutzbeauftragten zum ersten Mal darüber in Kenntnis setzte.

Datenschützer rät zu Transparenz

«Die Kunden müssen über die Schritte transparent informiert werden, damit sie ihre Einwilligung geben können», sagt Thürs Sprecher Tsiraktsopoulos gegenüber dem Tages-Anzeiger. Vor allem müssten sie die Möglichkeit haben, sich vom Dienst abzumelden, was den Angaben der Post zufolge offensichtlich geplant ist. Der Datenschützer gibt bereits zu verstehen, dass man die Umsetzung der Empfehlungen prüfen werde. Gleichwohl muss die Anonymität der Kunden bei solchen Angeboten gewährt bleiben. Sollten sie nicht den Kriterien des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten entsprechen, behalte man sich weitere Schritte vor.

Daten werden schon länger ausgewertet

Die Eckpfeiler für den neuen Dienst hat die Post bereits vor zwei Jahren in ihrem E-Cockpit-Portal abgesteckt. Dieses E-Cockpit erfasst unter anderem Einzahlungen und kategorisiert sie nach Rechnungsart. Auch Direktzahlungen in Geschäftten werden automatisch Kategorien wie Arzneimitteln zugeordnet. Dadurch, dass die Zahlungen automatisch Kategorien zugeordnet werden, lässt sich etwa das familiäre Monatsbudget nach Einnahmen und Ausgaben analysieren.



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