25.09.2008, 16:01 Uhr

Die Jungen wollen keine heisse Luft

Für Zurich ist die IT überlebenswichtig. Bei der Rekrutierung der IT-Mitarbeiter stellt der weltweit tätige Versicherungskonzern deshalb besondere Ansprüche. Der Leiter der HR-Abteilung erklärt, worauf es ankommt.
Das Urteil traf uns hart - wenn auch nicht überraschend: Kürzlich hat eine Umfrage von Computerworld ergeben, dass Schweizer Unternehmen im Kampf gegen den Spezialistenmangel in der IT fantasielos zu Werke gehen (Computerworld Nr. 17/2008). Das lässt natürlich jeden HR-Menschen aufhorchen, zumal in einem weltweit tätigen Unternehmen wie Zurich, bei dem Informatik einen der wesentlichen Erfolgsfaktoren darstellt. Nachwuchskräfte fürs Unternehmen zu gewinnen, ist schliesslich eine der wichtigsten Aufgaben im HR. Doch trifft der Vorwurf der Fantasielosigkeit auch ins Schwarze? Ja und nein.
Ja, insofern es unserer Branche in den letzten Jahren nicht gelungen ist, bei jungen Menschen die Leidenschaft für Informatik zu wecken. IT-Berufe haben imagemässig Nachholbedarf. Dabei stehen auch wir als Unternehmen neben der Politik und den Ausbildungsstätten in der Pflicht, den Informatikermangel nachhaltig zu beheben. Und nein, weil die neue Generation von Studenten, Mittelschülern und Lehrlingen sich nicht einfach durch eine vordergründig lustvolle und trendige Verpackung der Bil-dungsangebote locken lässt. Ein Feuerwerk von schönen Rekrutierungsveranstaltungen kann über fehlende Attraktivität der Berufswege nicht hinwegtäuschen. Am Ende des Tages zählt auch für junge Menschen die Substanz. Insofern spielt für uns in der Gewinnung von Informatiknachwuchs die Fantasie eine untergeordnete Rolle.
Der Erfolg in der Rekrutierung liegt für die IT im Aufzeigen von individuellen, anforderungsreichen und attraktiven Berufswegen, die wir als internationales Unternehmen anbieten können. Und dies sage ich ohne falsche Bescheidenheit: Die Welt, die auf IT-Leute wartet, ist faszinierend, vielseitig und voller Entwicklungsmöglichkeiten. Die Berufschancen sind enorm.
Auch wenn die niedrigen Studentenzahlen zu Sorgen Anlass geben - mittelfristig ist Pessimismus fehl am Platz. Ich bin davon überzeugt: Die Faszination der Informatik wird bald wieder vermehrt junge Berufsleute, aber auch geeignete Quereinsteiger anlocken. Zurzeit haben wir bei Zurich in der Schweiz rund 60 offene IT-Stellen. Uns geht es jedoch nicht einfach darum, diese so schnell wie möglich zu besetzen. Solange wir nicht die richtige Person für den richtigen Job finden, ziehen wir eine Vakanz vor. Zu wichtig ist uns jeder einzelne im Unternehmen. Dass wir es uns nicht leicht machen, hat Gründe: Die Herausforderungen an IT-Fachleute sind facettenreich. Entsprechend vielschichtig sind die Kriterien, nach denen wir Kandidatinnen und Kandidaten auswählen. Welche Bewerber sind für die Anforderungen in einer zeitgemässen IT eines Unternehmens geeignet? Nach welchen Kriterien suchen wir im Markt nach IT-Kräften? Bei Zurich spielen verschiedene Themen eine Rolle, wenn es darum geht, auf diese Fragen Antworten zu finden.
Zum Autor: Chris Dunkel ist Leiter Human Resources beim Versicherungskonzern Zurich Schweiz

Jobprofil: Neue Fähigkeiten gefragt

Lag früher der Schwerpunkt für IT-Mitarbeitende auf technologischen Fertigkeiten, ist heute ein umfassenderes Rollenverständnis nötig. Wer bei Zurich in der IT erfolgreich sein will, muss drei Dimensionen unter einen Hut bringen: Verständnis fürs Geschäft, Versicherungswissen und ein Grundverständnis für IT-Prozesse. Die IT ist heute ein reiner Anbieter von Dienstleistungen. Entsprechend sieht das Jobprofil der IT-Kräfte aus: Es gilt, die Bedürfnisse mit den Fachbereichen zu analysieren, externe Partner müssen begleitet, kontrolliert und weiterentwickelt werden. Hierzu braucht es keine Programmierer im klassischen Sinn, sondern IT-Experten, die Prozesse und Projekte managen können. Kein Vergleich zu früheren Zeiten, als sich mit reinem Technologieverständnis noch eine tolle Karriere machen liess.
Bewerberauswahl: Potenzial erkennen
Wir alle wissen: Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Gerade die Versicherungsindustrie steht vor enormen
Herausforderungen. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass sie in Sachen Industrialisierung und Prozessoptimierung noch viel Nachholbedarf aufweist. Das bietet IT-Fachkräften ein spannendes Betätigungsfeld. Diesen Faktor gilt es auch in der Rekrutierung zu berücksichtigen. Wie gross sind die Chancen, dass sich jemand schnell in neue Rollen einleben kann? Hat ein Kandidat, eine Kandidatin die Persönlichkeit, um kommende Karriereschritte schnell und überzeugend anzugehen? Für unsere Talent-Planung und die Weiterentwicklung des Unternehmens sind diese Fragen natürlich von enormer Bedeutung. Entsprechend grossen Raum nimmt die Potenzialbeurteilung im Auswahlprozess ein

Berufsfeld im Wandel: Flexibel & mobil

Es ist kein Zufall, dass es in der IT-Branche schwerfällt, die verschiedenen Berufsfelder der Informatik exakt zu beschreiben und zu schubladisieren: Zum einen ist die Vielfalt der Aufgabenstellungen enorm und Trennlinien kaum auszumachen; zum anderen ist das Tempo der technologischen Weiterentwicklungen atemberaubend. Das hat natürlich auf die Rollen und Aufgaben eines jeden grossen Einfluss. Für Leute, die Sicherheit und klare Leitplanken suchen, mag das ein Nachteil sein. Kandidaten müssen sich jedoch offen auf dieses Veränderungstempo einlassen können. Flexibilität zeigt sich auch bei der Mobilität. Wir arbeiten mit externen Partnern weltweit zusammen. Dies kann dazu führen, dass wir IT-Fachleute auch im Ausland einsetzen. Fachkräfte, die sich darauf einlassen wollen, haben einen grossen Vorteil. Die Bereitschaft zum flexiblen Arbeiten ist heutzutage Voraussetzung für eine Berufslaufbahn in der IT. Wir nehmen auch in der Rekrutierung diesen Aspekt genau unter die Lupe, denn er ist wegweisend für uns

Ausbildung: Viele Wege führen zur IT

Neben dem Potenzial und der Flexibilität fallen bei uns natürlich weiterhin Ausbildung und Erfahrung ins Gewicht. Viele Wege führen zur IT bei Zurich: via Informatiklehre, Praktikantenstellen, internationales Trainee-Programm oder Hoch- und Fachhochschule, aber auch gestandene Praktiker oder Quereinsteiger, die aus dem Geschäft kommen und eine starke Affinität für IT aufweisen, wechseln zu uns. Für alle gilt: Wir suchen IT-Kräfte, die sich weiterentwickeln wollen und dafür auch eigenverantwortlich aktiv sind. Ständige Weiterbildung ist angesichts des hohen Veränderungstempos ein Muss. Es ist deshalb logisch, dass für Zurich die Förderung der Mitarbeitenden einen strategischen Eckpfeiler darstellt - quer über alle Hierarchiestufen hinweg.
Zurich verfolgt in der Informatik eine Multisourcing-Strategie. Dies ist im Schweizer Versicherungsmarkt einzigartig. Es wird in Sachen IT also nicht mehr alles intern gemacht. Unsere IT-Verantwortlichen suchen vielmehr auf dem globalen Markt die überzeugendsten Anbieter, die für unser Unternehmen die besten Lösungen bereitstellen. Das prägt natürlich die Rollen, die unsere IT-Teams in der Schweiz ausfüllen müssen.

Hoher Anspruch: Teams global managen

Die Ansprüche an die Zusammenarbeit und Projektmanagement-Fähigkeiten sind hoch. Auch in Sachen Internationalität. Auf Englisch oder in anderen Sprachen arbeiten zu können, ist Voraussetzung, um in diesem internationalen Umfeld zu bestehen. Unser Multisourcing-Ansatz bringt eine Komplexität in den Alltag, die für unsere IT-Fachkräfte die Faszination ihrer Arbeit ausmacht. Die strategische Bedeutung der IT in modernen Unternehmen bringt IT-Mitarbeitenden zudem die Befriedigung, einen wesentlichen Erfolgsbeitrag an die ganze Gruppe zu leisten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Austausch mit den Besten ihres Fachs dazu führt, dass unsere Kolleginnen und Kollegen in der IT immer nah an den neusten Entwicklungen sind. Unser Bedarf an den neuen «ITlern» ist bei Zurich gross - denn sie sind nicht einfach zu finden. Wer sich in diesem Umfeld wohlfühlt, dem stehen viele Türen zu interessanten Projekten und Arbeitsstellen offen. Und wer in der Schweiz als IT-Frau oder -Mann mit der richtigen Mischung aus Potenzial, Flexibilität, Ausbildung und Erfahrung aufwarten kann, wird auch in einer globalisierten Welt eine rosige Zukunft haben.



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