Mega-Gigant Dell Technologies 09.09.2016, 13:45 Uhr

«Wir haben einen Haufen neuer Stellen ausgeschrieben»

Am 7. September fusionierten Dell und EMC zum Mega-Giganten Dell Technologies. Was bedeutet das für die Schweizer Landesniederlassungen, für Schweizer Kunden und Partner? Das sind die Antworten der Schweiz-Chefs von EMC und Dell.
Am 7. September fusionierten Dell und die EMC Gruppe zu Dell Technologies. Einem Riesen-Unternehmen mit 140'000 Mitarbeitern in 180 Ländern, und einem avisierten Jahresumsatz von 74 Milliarden US-Dollar. Auf der internationalen Pressekonferenz war viel die Rede von Synergien und 'Cross-Selling-Oportunitäten'. Veränderungen in den Landesgesellschaften stünden 'nicht unmittelbar bevor', sagte CEO Michael Dell. Wird es (danach) Veränderungen oder sogar Entlassungen geben? So lautet die bange Frage. In der Schweiz offensichtlich nicht. «Wir haben einen Haufen offener Stellen ausgeschrieben, vor allem im Vertrieb», sagte Dell-Schweiz-Chef Achim Freyer zu CW. Wie geht es weiter mit den Schweizer Landesniederlassungen und was bedeutet die Fusion für Partner und Kunden? CW sprach mit Frank Thonüs, Country Leader von EMC Schweiz und Achim Freyer.
Herr Freyer, Herr Thonüs, am 7. September hat Michael Dell die Akquise von EMC abgeschlossen. Dell und EMC sind – zumindest formaljuristisch - zum neuen Unternehmen Dell Technologies fusioniert. Was bedeutet das für die Landesniederlassungen von Dell und EMC in der Schweiz?
Frank Thonüs: Bis zum 31. Januar 2017 bleiben die Organisationen in den beiden Landesniederlassungen so bestehen, wie sie sind. Wir funktionieren weiter wie gewohnt bis zum Ende des Fiskaljahres 2016. Die Counterparts von Dell und EMC werden sich kurz schliessen und schauen, wie sie gemeinsam Probleme lösen und voneinander profitieren können.
Die Lösungsportfolien beider Unternehmen sind zwar weitgehend komplementär, aber nicht vollständig. Im Midrange-Storage gibt es Überlappungen. Ist mit Entlassungen zu rechnen, um Doppelbesetzungen zu vermeiden?
Achim Freyer: Auf Konzernebene gibt es gewisse Redundanzen, aber nicht in der Schweiz. In der Schweiz sind wir, auch durch das hohe Gehaltsniveau und den starken Franken, sowieso schon ziemlich schlank aufgestellt. Ganz im Gegenteil: Wir suchen neue Mitarbeiter und haben einen ganzen Haufen offener Stellen ausgeschrieben, besonders im Vertrieb.
Im Midrange Storage gibt es Überlappungen zwischen Dell und EMC, da haben Sie recht. Aber der Umsatz im Infrastrukturmarkt steigt ja auch. Wir werden Synergien und Cross-Selling-Opportunitäten zwischen unseren Portfolien nutzen und der adressierbare Markt bleibt dabei mindestens gleich gross, also die Summe aus dem Dell- und dem EMC-Markt. Ich glaube, er wird eher grösser, weil unsere Kunden Clients, Server, Storage, Sicherheit und Software jetzt aus einer Hand beziehen können.
Thonüs: Meistens wird nach grossen Fusionen erst einmal ein Einstellungsstopp verfügt. Das stimmt, viele Fusionen laufen so ab. Bei uns und in der Schweiz ist das aber nicht so, wir stellen neue Mitarbeiter ein.
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Welche Vorteile haben die Kunden vom neuen Unternehmen Dell Technologies?
Freyer: Den Hauptvorteil für unsere Kunden sehen wir im Betrieb und in der einfacheren Wartung der Lösungen. Das Management der gesamten Infrastruktur wird unkomplizierter, weil Sie vom Client über den Server bis zur Speichermaschine sämtliche Komponenten von einem Hersteller beziehen. Die Analyse zum Beispiel von Flaschenhälsen, also den Gründen für Performance-Engpässe, prüft alle Einzelkomponenten. Schon heute kann unsere Management-Software auch Fremdprodukte integrieren, darunter auch EMC-Storage. Das werden wir weiter ausbauen mit dem Ziel, dem Kunden ein End-to-End-Management über alle Infrastrukturkomponenten zu ermöglichen.
Thonüs: Die Vorteile erstrecken sich aber nicht nur auf den technischen Bereich. Statt zwei Ansprechpartnern haben Kunden demnächst nur noch einen Ansprechpartner, der ihnen beim Betrieb, der Wartung und Optimierung ihrer Systeme hilft. Auch dort wird es für Kunden einfacher.
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Wie gut passen die beiden Firmenkulturen zueinander? Bei Unternehmensfusionen ist das ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor.
Thonüs: Ich spüre unter meinen Mitarbeitern grosse Inspiration, nicht Desillusion. Bei uns herrscht Aufbruchsstimmung. Die Kollegen beider Firmen gehen aufeinander zu, sind neugierig, diskutieren miteinander. Es ist eine sehr spannende Zeit für uns.
Freyer: Michael Dell ist Texaner, das Hauptquartier von EMC liegt in Hopkinton, Massachusetts an der amerikanischen Ostküste. Aber in Bezug auf die Unternehmenskultur sind wir uns doch sehr ähnlich: Wir haben beide eine Arbeitsatmosphäre, die sich durch Offenheit, Vertrauen und Inklusion auszeichnet. Dell war schon immer ein international aufgestelltes Unternehmen.
Schauen Sie, Brian Humphries, unser President Worldwide Enterprise Solutions Sales, Alliances and Strategy, ist Ire und sitzt mir im Office in Genf gegenüber. Dell ist es gewöhnt, mit unterschiedlichen Nationalitäten umzugehen und sie in die Firma zu integrieren.
Was steht in den nächsten Wochen konkret auf der Agenda?
Freyer: Die einzelnen Account-Manager von Dell und EMC werden sich austauschen, um beim Kunden ein einheitliches Bild abzugeben. Das ist in grossen Teilen bereits vollzogen und Realität. Denn unsere Kunden sollen von der Fusion der beiden Unternehmen möglichst schnell und möglichst optimal profitieren.



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