Netbreeze-Chef 21.03.2013, 10:51 Uhr

«Wir mussten eine Exit-Strategie haben»

Microsoft hat erstmals seit acht Jahren wieder ein Schweizer Unternehmen gekauft. Die Firma Netbreeze liefert Montoring-Tools für Social Media, unter anderem für Dynamics CRM. Netbreeze-Mitbegründer François Rüf weilt momentan in den USA und nimmt an der Convergence 2013 teil. Dort erreichte ihn Computerworld am Telefon.
Netbreeze-Mitgründer und CEO François Rüf spricht über die Übernahme durch Microsoft
Hallo Herr Rüf. Haben Sie gut geschlafen?
Danke, ich habe sehr gut geschlafen.
Die Frage kam, weil sie scheinbar keine Wahl hatten, ob Sie das Unternehmen verkaufen. Denn ihre Investorengruppe Ammer Partners konnte die Minderheitsteilhaber – darunter auch Sie – verpflichten, zu verkaufen.
Wir haben uns 2008 entschlossen, das Projektgeschäft in ein Produkt- und Plattformbusiness zu transferieren. Für die Finanzierung haben wir mit Ammer Partners einen Venture Capitalist (VC) ins Team geholt. Deren Ziel ist es immer, eine Firma mit gutem Gewinn weiterzuverkaufen. Es war daher klar, dass diese irgendwann aussteigen. Darum mussten wir eine Exit-Strategie haben. Entweder man sucht einen neuen Partner oder man versucht es alleine. Aber letzteres ist schwierig.
In 5 Jahren zu kolportierten 14 Millionen. Hatte ihr Investor damit gerechnet?
Wir haben die Kaufsumme nicht kommuniziert  - zu Gerüchten nehmen wir keine Stellung.  Wir hatten einen guten VC Partner und wussten, dass im Social-Media-Markt eine Konsolidierung stattfindet. So etwas ist nicht planbar, es braucht auch immer etwas Glück.
Sind sie also glücklich, dass ihr Käufer Microsoft heisst?
Ja, absolut. Denn es wird nicht nur die Software übernommen, sondern auch das gesamte Team. Das ist natürlich eine grosse Auszeichnung. So können wir in einem internationalen Umfeld weiterführen, was wir bisher in einem kleineren Rahmen gemacht haben.
Dafür müssen Sie nach Seattle ziehen?
Nein, das Unternehmen bleibt in der Schweiz.
Die Partnerschaft mit Microsoft bringt viele Vorteile. Aber ich kann mir vorstellen, dass damit auch Restriktionen verbunden sind.
Bisher waren wir eine offene Plattform. Neu werden wir in das Microsoft-Universum integriert.
Und die bestehenden Kunden wie Migros oder Swiss Re, was geschieht mit ihnen?
Momentan bleibt alles so, wie es ist. Über die künftigen Entwicklungen werden wir zu gegebener Zeit informieren. Aber was wir angefangen haben, werden wir weiterführen. Man muss bedenken, dass wir von der CRM-Division übernommen wurden. Da steht unter anderem das Thema Social-CRM im Fokus.
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Was ändert sich denn für Dynamics-CRM-Kunden? Sprich, was ist ihre genaue Aufgabe im Microsoft-Universum?
Dazu werden wir zu gegebener Zeit über die weiteren Pläne informieren.
Was genau sollen die Monitoring-Lösungen bringen? Es setzen zwar fast alle Anwenderunternehmen auf Social Media, aber dies zu Geld zu machen, ist bisher noch keinem von ihnen gelungen.
Was man unter gewinnbringender Möglichkeit versteht, kommt auf den Standpunkt an. Als die ersten Websites aufgeschaltet wurden, haben sich die Unternehmen auch gefragt, was ihnen das bringen soll.  Das Social-Media-Geschäft steht noch am Anfang. Klar ist aber bereits jetzt, dass Kunden über diese Kanäle kommunizieren wollen. Und es gibt immer mehr Studien die zeigen, dass Unternehmen die erfolgreich auf Social Media kommunizieren am Markt besser aufgestellt sind.
Und Microsoft liess sich von ihnen überzeugen. 
Es kommt nicht sehr häufig vor, dass Schweizer Technologie-Firmen von grossen, internationalen Playern übernommen werden. Ich finde die Beteiligung deshalb auch eine riesige Bereicherung  für den ICT-Standort Schweiz. Das aktuelle Beispiel signalisiert auch anderen Start-Ups, dass hartnäckiges Festhalten an Zielen auch in einem äusserst dynamischen Umfeld zum Erfolg führen kann.



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