01.02.2011, 11:30 Uhr

Ägypten komplett vom Internet abgenabelt

Seit gestern Nacht ist auch noch dem letzten lauffähigen Provider in Ägypten der Stecker gezogen worden. Doch die drastischen Massnahmen der Regierung scheinen im Sand zu verlaufen - der Informationsfluss scheint nicht unterbrochen.
404 - Wenn denn die Ägypter diesen Netzwerk-Error überhaupt zu sehen bekommen.
(Frank Arndt / pixelio.de)
Laut Berichten ist in Ägypten auch der letzte noch lauffähige ISP - Noor ISP - gestern Nacht von der Regierung blockiert worden. Es wird angenommen, dass das BGP (Boarder Gateway Protokoll), welches für die Kommunikation zwischen verschiedenen Netzwerken sowie dem Ausland zuständig ist, gestört wurde. Wie es sich herausstellt, ist diese Massnahme äusserst effektiv, bedingt aber einen staatlichen Zugriff oder zumindest willfahrige Helfer bei den verschiedenen ägyptischen ISP's. Ägyptische Festnetz- sowie einzelne Mobilfunkanbieter scheinen jedoch nach wie vor ihre Services zur Verüfgung zu stellen. Daher können  die Menschen theoretisch via Analog-Modems oder Smartphones mit dem Rest der Welt kommunizieren. Google hat inzwischen einen speziellen Voice-Mail-Dienst auf SayNow eingerichtet. So können Ägypter via ausländischen Telefonnummern ihre Nachrichten hinterlassen, die mit dem Suchwort #Egypt abgehört werden können. Der arabische Sender Al-Jazeera, der mit einem Sendeverbot in Ägypten belegt wurde, rief Demonstranten auf, ihre Videos, Bilder und Textnachrichten direkt zuzusenden und schaltete einen Live-Blog auf.

USA diskutieren über Kill-Switch-Gesetz

In den USA ist auf Grund der Revolution in Ägypten die Diskussion über ein Kill-Switch-Gesetz wieder neu aufgeflammt. Der vom unabhängigen Senator und Ex-Präsidentschaftskandidaten Joe Liebermann eingebrachte und schon mehrmals abgelehnte Gesetzestext soll es dem Präsidenten erlauben, strategisch wichtige Infrastrukturen abschalten zu können. Gemeint sind neben Netzwerken von Regierung, Behörden und Militär auch vernetzte Strukturen von privatwirtschaftlich kontrollierten Branchenzweigen, wie zum Beispiel die Wasser- oder Stromversorgung. Das Gesetzesvorhaben ist aber bei vielen einflussreichen politischen Gruppierungen höchst umstritten und auch Präsident Barack Obama hat das Gesetz im Juni noch ausdrücklich abgelehnt.



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