03.02.2011, 09:44 Uhr

Keine IPv4-Adressen mehr - was nun?

Jetzt ist es offiziell: die letzten Adressen der vierten Version des Internet Protokolls (IPv4) sind an die regionalen Vergabestellen verteilt worden. Was sind die Folgen?
Keine IPv4-Adressen mehr: Doch Panik ist nicht angebracht.
Bald gibt es keine IPv4-Adressen mehr (Computerworld.ch berichtet). Gehen nun die Internet-Lichter aus? Wohl kaum, denn nach wie vor ist der reine IPv6-Verkehr, also basierend auf dem Nachfolgeprotokoll mit einem beinahe unendlich grossen Adressraum, verschwindend gering. Nach Angaben von Arbor Networks, einer Firma, die Netzwerküberwachungslösungen an zwei Drittel aller Internetprovider verkauft, basiere 0,1 Prozent des IP-Verkehrs derzeit auf Version 6. «Das liegt fast unter dem Schwellenwert dessen, was wir messen können», sagt Craig Labovitz, Wissenschaftlicher Leiter bei Arbor Networks. Grund hierfür ist, dass die Migration auf IPv6 teuer ist und wirtschaftlich in den meisten Fällen nichts bringt. Und dass IPv6-Surfer auf IPv4-Seiten nicht mehr zugreifen können, wird zumindest in Europa in den nächsten Monaten kaum vorkommen. Zum einen wächst bei uns das Internet nicht so schnell wie in Asien und der letzte Block à 16 Millionen Adressen wird eine Weile für genügend IPv4-Adressen sorgen. Zum anderen setzen Provider auf NAT (Network Adress Translation), die als Übersetzer zwischen den beiden Protokollen dienen. Mit NAT können sich mehrere User eine IPv4-Adresse teilen. Dies birgt allerdings Gefahren in sich. So können grosse NAT-Implementationen zu einem Flaschenhals werden, wenn die Übersetzer zu viele Anfragen erhalten. Zudem könnten die IP-Brücken das Ziel von DDoS-Attacken (Destributed Denial of Service) werden. Schliesslich könnten die Surfer plötzlich mit eigenartige Inhalten konfrontiert werden. Da Werber auf Grund der IP-Adresse Anzeigen schalten, teilen sich die Surfer diese dann auch. Wenn der Surfnachbar sich für den Fischfang interessiert, erhält auch jener Internaut, der dieselbe IPv4-Adresse hat, die Anzeigen zu dem Thema, obwohl er nicht einmal weiss, wie man eine Angelrute hält. Deshalb hoffen grössere ISP auch, dass etwa Firmen eigene NAT installieren.

Generalprobe im Juni

Ob diese Vorkehrungen für ein Nebeneinander von IPv4 und IPv6 funktionieren, wird sich am 8. Juni 2011 zeigen. An diesem Tag wird die Internet Society einen Test durchführen, bei dem grosse Webauftritte wie Google, Yahoo und Facbook temporär ganz auf IPv6 umstellen werden. «Es ist wohl möglich, dass einige Anwender ihre Konfigurationen ändern müssen, um auf die Seiten zugreifen zu können», meint Leslie Daigle, Chief Internet Technology Officer der Organisation. Wenn Firmen allerdings die Migrations gut planen, sollten sie keine grösseren Probleme bei der Umstellung haben, ist sie überzeugt. Allerdings müssten sich alle in nächster Zeit auf Änderungen gefasst machen. «Surfer müssen für die nächsten Monate mit Turbulenzen rechnen», meint Daigle.



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