14.06.2012, 15:43 Uhr

Gartner testet Microsoft, Citrix, Oracle, VMware und Red Hat

Virtualisierung: Gartner testet die grossen Platzhirsche. VMware führt, aber Microsoft holt auf. Aktueller Trend: 70 Prozent der Kunden nutzen zwei Hypervisor parallel.
Gartner seziert die Stärken und Schwächen der grossen Virtualisierungsanbieter. Punkto X86-Servervirtualisierung haben sich, im Vergleich zum Vorjahr, die Gewichte verschoben. "VMware ist immer noch der tonangebende Platzhirsch, hat aber an Vorsprung eingebüsst, Verfolger Microsoft (Platz 2) kämpft sich langsam nach vorne", sagte Gartner-Analyst Thomas Bittman auf dem Gartner Summit "IT Infrastructur & Operations Management" am 12. Juni in Frankfurt. Citrix, in Gartners aktuellem "Magic Quadrant for X86 Server Virtualisation" auf dem dritten Platz, konnte seine Marktanteile punkto Desktop-Virtualisierung zwar erfolgreich behaupten, hat aber bei den Servern (weiter) an Momentum verloren. Ein gemischtes Bild also, Citrix wird für Gartner "immer schwieriger zu beurteilen", so Bittman in Frankfurt.

Trend: Heterogene Lösungen

Die Nummer 4 Oracle erscheint den Gartner-Analysten mehr und mehr als interessante zweite Alternative. Oracle habe definitiv den Fuss in der Tür. Das ist besser, als es sich anhört. Denn lediglich 5 Prozent der Kunden haben nur einen einzigen X86-Server-Hypervisor im Einsatz. 70 Prozent nutzen zwei Lösungen, 18 Prozent sogar drei Lösungen parallel. Das ergab eine Umfrage unter 107 Teilnehmern auf dem Gartner Data Center Event im Dezember letzten Jahres. In Folge wird das Management heterogener Virtualisierungslandschaften in den nächsten Jahren an Bedeutung zunehmen. 45 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschen sich bis 2015 eine lösungsübergreifende Plattform. Eine leidenschaftliche Diskussion entspannte sich über die Stärken und Schwächen der einzelnen Anbieter. Hier die Ergebnisse in der Zusammenfassung:

Citrix Systems

Stärken: Citrix bietet viel Funktionalität für wenig Geld (angefangen mit der kostenlosen XenServer-Edition). Gartner sieht grosses Potenzial auf dem Cloud-Service-Anbietermarkt (dort ist Open-Source Xen sehr verbreitet). Ein weiteres Plus ist der sehr grosse und loyale Channel. Schwächen: Punkto Open-Source steht Citrix in starker Konkurrenz zu Red Hat. Die Partnerschaft mit Microsoft wird unter strategischen Gesichtspunkten immer schwieriger.

Microsoft

Stärken: Microsoft ist finanziell sehr stark und kann auf eine grosse installierte Windowsbasis vertrauen. Windows-Admins sind die Lösungen vertraut. Microsoft offeriert sehr gute Lösungen für KMU, zu attraktiven Preisen. Schwächen: Unternehmen mit VMware-Technologie stossen bei der Konvertierung auf Schwierigkeiten. Microsoft konkurriert mit VMware um Service-Anbieter. Channel-Partner und generell um Einfluss. Der Innovationszyklus von Microsoft ist lang (Major Release alle vier Jahre).

Red Hat

Stärken: Starke und loyale Kundenbasis, die Red Hat Enterprise Linux (RHEL) einsetzt und noch nicht virtualisiert hat. Dort gibt es also noch Potenzial. Der Hypervisor ist in den Linux-Betriebssystem-Kernel integriert. Starke Performance und hohe Sicherheit, leichte Bedienung und Installation. Schwächen: Schwach ausgebildetes Ökosystem, besonders punkto Werkzeuge und Erweiterungen. Red Hat muss verstärkt Partnerschaften eingehen. Viele RHEL-Instanzen laufen auf VMware. Schwache Vertriebs- und Marketingaktivitäten.

VMware

Stärken: VMware ist Technologie- und Innovationsführer auf dem Virtualisierungsmarkt. Seine Strategie-Roadmap Richtung private und hybride Cloud überzeugt. Starke Vorteile sind die hohe Kundenzufriedenheit, eine grosse Kundenbasis, besonders unter Grossunternehmen, sowie ein zahlreiches und wachsendes Öko-Partnersystem. Kunden können daher unter mehreren Service-Anbietern wählen. Schwächen: Das Geschäftsmodell ist stark abhängig von vSphere, dem "Betriebssystem" der Cloud. Für VMware wird es immer schwieriger, Umsatzsteigerungen in einem Markt zu erzielen, der bereits zu mehr als 50 Prozent gesättigt ist (Server-Virtualisierung). VMware-Kunden befürchten ausserdem den sogenannten Vendor Lock-in, und Service-Partner fordern ein differenzierteres Angebot. Kaufempfehlungen: Gartner rät zu Citrix, wenn Kunden Synergien mit bereits bestehenden VDI-Installationen (Virtual Desktop Infrastructure) suchen. Microsoft bietet attraktive Preise und empfiehlt sich insbesondere für KMU, die bereits Microsoft-Technologie im Einsatz haben. Unternehmen mit einer starken Oracle-Installationsbasis sollten zu Oracle greifen. Wer Red Hat wählt, der entscheidet sich für Linux (beziehungsweise hat sich bereits dafür entschieden). VMware überzeugt unter anderem mit weitreichenden Automatisierungsoptionen, verlangt aber auch recht hohe Lizenzgebühren.



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