20.03.2009, 09:11 Uhr

Schweizer ICT-Verbandsunion geplatzt

Die geplante Fusion der drei Verbände ICTswitzerland, SwissICT und SI zu einem neuen grossen Branchen- und Dachverband ist gescheitert. Die Schweizer ICT-Verbandslandschaft bleibt daher bis auf weiteres ein Flickenteppich.
Haben nicht zu einander gefunden: Die Schweizer ICT-Verbände.
Die geplante Fusion der drei Verbände ICTswitzerland, SwissICT und SI zu einem neuen grossen Branchen- und Dachverband ist gescheitert. Dies im Wesentlichen aufgrund der ablehnenden Haltung des Telco-Verbands asut (14 von 56 Stimmen) sowie der Verbände aus der Romandie und dem Tessin (5 von 56 Stimmen). Insgesamt haben nur sechs von 21 Verbänden die Fusion abgelehnt (21 von 56 Stimmen). Trotzdem reichte dies nicht für die zur Fusion benötigte Drei-Viertel-Mehrheit. Auch in der Generalversammlung der SI wurde das Ja von 75 Prozent nicht erreicht (68 Prozent Zustimmung). Der Fusion zugestimmt hat hingegen die Generalversammlung von SwissICT (98 Prozent Zustimmung).
Laut Thomas Flatt, Präsident SwissICT und einer der wichtigsten Promotoren der IT-Verbands-Konsolidierung, ist das Scheitern der Fusion für die IT-Branche von Bedeutung: «Primäres Ziel der geplanten Fusion war es, die heterogene IT-Verbandslandschaft zu konsolidieren und durch die Bildung einer gesamtschweizerischen IT-Branchenorganisation zukünftig mit einer gemeinsamen und starken Stimme aufzutreten.»
Nicht erfreut über das Verdikt zeigt sich auch André Golliez, Präsident SI: «Die ablehnende Haltung einiger Branchenkollegen ist zu akzeptieren. Aber sie führt dazu, dass die schweizerische ICT-Verbandslandschaft bis auf weiteres verzettelt bleibt.»
Ob damit ein Zusammenschluss der Verbände auf unbestimmte Zeit ad acta gelegt wird, wird unterschiedlich beurteilt. Eine Grossfusion liegt wohl so schnell nicht drin. Allerdings sieht ICTswitzerland eine realistische Möglichkeit, dass sich die IT-Organisationen enger zusammenschliessen, wie dies die Telekommunikationsverbände schon getan hätten. Die ablehnende Haltung verschiedener Delegierter sei nicht generell gegen eine Fusion gerichtet gewesen, sondern gegen das konkrete Projekt.
Wie Thomas Maurer, Medienbeauftragter von ICTSwitzerland ausführt, habe es unter anderem Vorbehalte gegen die geplante Organisationsstruktur und die Statuten gegeben. Vor allem kleinere Verbände hätten Bedenken gehabt, nicht mehr richtig vertreten zu sein. Die Westschweizer Verbände wiederum sahen sich in der geplanten Grossorganisation zu wenig willkommen.
"Wir haben uns schlussendlich der Stimme enthalten, weil wir das geplante organisatorische Konstrukt nicht mehr richtig durchschaut haben", erklärt Monika Giovanoli, Präsidentin des Verbands der Wirtschaftsinformatik (VIW). Wäre die Fusion allerdings zustande gekommen, hätte man sich der neuen Organisation angeschlossen, erklärt sie die Haltung des VIW.
Wie geht es jetzt weiter? Nun werde man nach Wegen Suchen, um Rahmenbedingungen schaffen zu können, damit auch kleinere Verbände in einem grossen ICT-Einheitsverband eine Heimat finden könnten, heisst es von Seiten der Dachorganisation ICTswitzerland. Für Stefan Arn, Präsident von ICTswitzerland, sind die Entscheide denn auch lediglich ein vorübergehender Marschhalt. "Wir haben eine realistische Perspektive gefunden, ohne dass unnütz Geschirr zerschlagen und unüberwindbare Gräben aufgerissen wurden", kommentiert Arn. Für ihn wurde somit dennoch ein Schritt in die richtige Richtung getan, "auch wenn wir ursprünglich schneller voranschreiten wollten".



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