03.11.2005, 18:17 Uhr

Schneller Durchblick nicht nur für Manager

Immer mehr Unternehmensanwender lassen sich im Tagesgeschäft von Management Cockpits unterstützen, den grafischen Armaturenbrettern zur Überwachung und Steuerung von Prozessen und Kennzahlen. Viele IT-Hersteller bieten solche Tools an. Doch ihr Funktionsumfang variiert stark.
Management Cockpit liefern Fachexperten kompakte und aktuelle Informationen über Geschäftsprozesse. Ziel ist es, Mitarbeitern, die für Prozesse verantwortlich sind, möglichst zeitnah diejenigen relevanten Informationen zukommen zu lassen, die sie für die optimale Überwachung und Steuerung der jeweiligen Prozesse beziehungsweise Prozessschritte benötigen.
Der Name Management Cockpit soll dabei zum Ausdruck bringen, dass alle wichtigen Informationen so übersichtlich wie in einem Cockpit präsentiert werden, und dass sich die Informationen an Manager und Fachleute, nicht aber an Techniker richten. Diese Lösungen setzen häufig Visualisierungen ein, die den Armaturen in einem Auto oder Flugzeug ähneln. So signalisieren zum Beispiel tachometerähnliche Zeiger mit rotem und grünen Bereich, welche Prozesskennzahlen kritische oder normale Werte aufweisen. Alternativ werden auch die Bezeichnungen Business respektive Executive respektive Management Dashboards verwendet.

Schneller Durchblick nicht nur für Manager

Management Cockpit berücksichtigen drei Aspekte: Erstens die Integration relevanter Daten und Ereignisse aus unterschiedlichen Systemen und Anwendungen. Dies erfolgt entweder direkt oder indirekt über eine zentrale BPM/EAI-Lösung (Business Process Management/Enterprise Application Integration). Zweitens die Verarbeitung und Auswertung der eingesammelten Daten. Dies umfasst zum Beispiel den Abgleich von Ist-/Soll-Daten, die Überprüfung von Schwellwerten, die Verknüpfung von Daten aus unterschiedlichen Quellen, die Suche nach Verletzungen von Business-Rules oder -Policies. Und drittens die Weiterleitung der ausgearbeiteten Daten an die jeweils zuständigen Mitarbeiter, inklusive adäquater Präsentation der Information. Dies beinhaltet beispielsweise das Anzeigen von Prozesszuständen, die Generierung von Alerts, das Vorschlagen von Handlungsoptionen in Fehler- und Ausnahmesituationen oder auch den Vergleich von aktuellen Daten mit Durchschnittswerten.

Aktueller Leistungsumfang

Die Berliner IT-Marktbeobachterin Berlecon Research hat das Potenzial dieser Management Cockpits und die Herausforderungen für die Anwenderunternehmen bei der Einführung analysiert. Analyst Joachim Quantz fasst zusammen: «Management Cockpits liefern fachlichen Experten kompakte und aktuelle Informationen über Geschäftsprozesse in grafisch aufbereiteter Form. Die Cockpits sollen Mitarbeitern möglichst zeitnah genau die Informationen zur Verfügung stellen, die sie für die optimale Überwachung und Steuerung von Prozessen benötigen. Dadurch können Mitarbeiter schneller fundierte Entscheidungen treffen, was Kosten senkt und Prozesse beschleunigt.»

Schneller Durchblick nicht nur für Manager

Die modernen Management Cockpits unterscheiden sich hinsichtlich ihres Funktionsumfangs deutlich von früher gängigen Informationstools wie den Executive-Information- und Managment-Information-Systemen der 1990-er Jahre. Management Cockpits basieren auf Echtzeitinformationen, integrieren analytische Auswertungen in operative Abläufe, lassen sich zu relativ geringen Kosten realisieren und adressieren - trotz ihres Namens - nicht nur die Führungskräfte im Unternehmen.
Die wichtigsten Herausforderungen bei der Einführung von Management Cockpits sind zwei Punkte: die Auswahl der dargestellten Kennzahlen sowie ihre Generierung aus den operativen Systemen. «Die optimale IT-Lösung für die Verwirklichung von Management Cockpits wird dabei je nach Ausgangslage und unternehmensspezifischen Bedürfnissen andere Schwerpunkte setzen müssen. Entsprechende Software findet sich mittlerweile bei Spezialisten aus den Bereichen Enterprise Application Integration, Business Intelligence (BI), Business Process Management (BPM), Corporate Performance Management (CPM) oder Business Activity Monitoring (BAM). Und natürlich haben auch die grossen vier Anbieterinnen - IBM, Microsoft, Oracle und SAP - Lösungen für Management Cockpits im Angebot», erläutert Quantz.

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Bunte Anbieterlandschaft

Die einschlägigen Softwareprodukte res-pektive ihre Herstellerinnen unterscheiden sich dabei erheblich hinsichtlich ihrer jeweiligen Positionierung und der Einbindung in ein Gesamt-Produktportfolio. Die vier grossen Anbieterinnen für Unternehmenssoftware IBM, Microsoft, Oracle und SAP bieten jeweils vermehrt Lösungen für BI beziehungsweise CPM an. Die drei erstgenannten haben dabei den Vorteil, dass ihre Datenbanken bereits als Basis der Data Warehouses dienen. SAP wiederum punktet mit ihrer Stellung als Applikationsanbieterin sowie der breiten Installationsbasis im Enterprise Resource Planning.Unter den zahlreichen Anbieterinnen von EAI respektive BPM tummeln sich diverse Neueinsteiger. Die Plattformen bieten grafische Oberflächen zur Modellierung von Geschäftsprozessen und zur Visualisierung. Manche der Tools lassen sich bereits zu Management Cockpit weiterentwickeln. Die einschlägigen Anbieterinnen sprechen hier allerdings eher von Business Activity Monitoring als von Management Cockpits. Zu dieser Sparte zählen etwa Axway, BEA, Fuego, Handysoft, IDS Scheer, Metastorm, Pegasystems, Pikos, Savvion, Seebeyond, Tibco, Ultimus und Webmethods.

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Auch BI-Spezialisten positionieren sich zunehmend im Coporate Performance Management und bieten damit verstärkt Funktionalität für Management Cockpit an. Damit sollen komplexe analytische Anwendungen auch Fachexperten zugänglich werden, die über keine detaillierten BI-Kenntnisse verfügen. Solche Software kommen unter anderen von Business Objects, Cognos, Hyperion, Microstrategy und SAS.
Als letzte Gruppe sind diejenigen BAM-Softwarelieferanten zu nennen, die sich auf die visuelle Aufbereitung von Geschäftsdaten konzentrieren. Dies sind Celequest, Proxima und Quantive.

Immer populärer

«Wir gehen davon aus, dass Management Cockpits in Unternehmen zügig weiter Verbreitung finden, denn die Kosten für ihre Verwirklichung sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. Ihr viraler Charakter wird diese Entwicklung unterstützen: Wenn ein Unternehmen Management Cockpits an einer Stelle einführt, möchten andere Mitarbeiter die Zahlengrundlage für ihre Entscheidungen ebenfalls grafisch aufbereitet haben», bilanziert Berlecon-Manager Quantz.
Der Autor: Joachim Quantz ist Senior Analyst bei Berlecon Research. Bestellung der Studie unter
www.berlecon.de
Joachim Quantz



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