14.12.2012, 15:13 Uhr
Apples Schicksal entscheidet sich (auch) in China
Seit heute wird das iPhone 5 auch in China verkauft. Die Begeisterung darüber ist allerdings nicht mit derjenigen in Europa oder Nordamerika zu vergleichen. Ein grosses Problem für Apple.
Wenn in unseren Breitengraden ein neues iPhone in die Läden kommt, kommt Stimmung auf wie an einem Justin-Bieber-Konzert. Hunderte «Groupies» reihen sich vor den Läden auf, campieren teilweise tagelang, nur um als einer der ersten ein Gerät in den Händen halten zu können. Ähnlich sieht es in den USA aus, bloss dass dort die Schlangen noch wesentlich länger sind. China hat gleich viele Einwohner wie Europa und Nordamerika zusammen, Apple müsste sich also ungemein auf den China-Verkaufsstart heute Morgen gefreut haben. Doch vermutlich schaute man in Cupertino dem Termin mit gemischten Gefühlen entgegen. Zu Recht, wie sich jetzt herausstellte: Gerade einmal zwei Menschen sind in Peking vor einem Apple-Laden angestanden, um gleich bei Türöffnung das neuste Produkt erstehen zu können, berichtet unser China-Korrespondent Michael Kan. «Ich dachte, es würden mehr Leute anstehen», sagte der 21-Jährige Tian Jishen, der die zweite Person in der Reihe war.
Unausgereiftes System
So enttäuschend dies für die Apple-Leute sein mag, ganz überraschend kam es wohl nicht. Denn noch bei der Vorstellung des iPhone 4S vor elf Monaten warteten hunderte Menschen vor dem gleichen Apple-Store gespannt auf Einlass. Doch der Laden verkaufte am ersten Tag nicht, motivierte stattdessen eine Person, Eier an die Gebäudewand zu werfen. Daraufhin verordnete Apple einen Verkaufstop in physischen Läden und rief ein Online-Reservationssystem ins Leben, um solche Vorfälle zu verhindern. Doch dieses hat seine Probleme. «Ich dachte, ich hätte keine Möglichkeit eins zu bestellen», sagt Tian, der sich am Tag zuvor nach diversen Versuchen erfolgreich registrierte: «Ich habe Freunde, die eine Reservation ebenfalls versuchten, aber scheiterten». Doch auch wenn die Reservierung klappt, sind die Benutzer nicht zwangsläufig glücklich. So können nur zwei iPhones pro Person via Internet bestellt werden, um den Schwarzhandel einzudämmen. «Wir haben keine andere Wahl», sagte ein Verkäufer. «Beim Start des iPhone 4 gab es zu viel Chaos.» Unter Hinweis auf die Schieber, die vor der Tür das iPhone 5 mit Aufpreis verkaufen, sagte der Apple-Angestellte: «Sie sind der Grund. Sonst würden wir es einfach über die Ladentheke verkaufen.» Lesen Sie auf der nächsten Seite: iPhone-5-Erfolg wäre wichtig, aber...
Nutzer sind unzufrieden
Die Nutzer zeigen sich auch verärgert über die Preise, das iPhone 5 kostet gut 20 Prozent mehr als in den USA und zehn Prozent mehr als in Honking. «Wir sind doch nicht blöd» oder «sehr unerfreulich», lauteten Kommentare. Der frühere Google -China-Chef Li Kaifu schrieb in seinem Mikroblog über den hohen Preis: «Apple ist nicht sehr ehrlich.» Das kleinste Modell wird in China für 5288 Yuan, umgerechnet 780 Franken verkauft - mit dem gegenwärtigen Umrechnungskurs noch etwas teurer als in der Schweiz. Doch nicht nur der Preis hält die Chinesen ab. «Eigentlich wollte ich mir das neue iPhone kaufen», sagte die 31-jährige Zhang Li. «Ich mag das Design aber nicht. Es ist hässlich.» Auch die neuen Funktionen hätten sie «nicht beeindruckt». Sie findet den etwas grösseren Bildschirm des iPhone 5 auch weiter zu klein für die Eingabe von Schriftzeichen. «Da habe ich mir lieber ein Samsung -Smartphone gekauft», sagte die Sekretärin. Samsung hat in China den grössten Marktanteil, gefolgt von den chinesischen Marken Lenovo, Coolpad, ZTE, Huawei und schliesslich Apple.
Viel hängt von China ab
Apple kämpft also mit Problemen aller Art in China. Doch es wäre für das Unternehmen extrem wichtig, mit dem iPhone 5 erfolgreich zu sein. Weltweit wurden sie im Smartphone-Bereich von Android ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"60777","page":0,"text":"dieses Jahr abgeh\u00e4ngt","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#! und mit Windows Phone gibt es einen neuen Konkurrenten. An der Börse ist die Aktie momentan 529 Dollar wert, im September waren es noch 700 Dollar. Gute Verkäufe in China würden darum helfen, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, denn der dortige Markt ist riesig. Doch einheimische Experten zweifeln, ob dies möglich sein wird. «Das iPhone 5 ist weiter der Star der Smartphones», sagte der Telekom-Experte Fu Liang, der «China Business Daily». «Aber grundsätzlich wird der Verkauf des iPhone 5 nicht den unglaublichen Erfolg der 4er-Ära wiederholen können. Das iPhone 4 war eine Erleuchtung, aber die Zeit vergeht und Smartphones haben sich in der ganzen Welt verbreitet.» Experten sehen auch wenig Kundenloyalität in China. Weniger als elf Monate nach dem Start des iPhone 4 in China sei der Zyklus der Neueinführung auch einfach zu kurz. Ausserdem hiess es: «Das iPhone 5 ist nicht so eine Neuheit.»