«USM setzt weiter voll auf Digitalisierung»

Support für Macs und iPhone des Inhabers

CW: Was war Ihr bisher grösster beruflicher Erfolg ­während Ihrer Tätigkeit bei USM?
Flügge: Wir sitzen alle drei bis vier Monate mit Inhaber Alexander Schärer zusammen. Er ist – wie erwähnt – sehr technikaffin und lässt sich gern die möglichen Alternativen erklären. Beim Entscheid legt er dann hohen Wert auf unsere Meinung. Das ist für mich ein grosser Erfolg.
CW: Zeichnen Sie auch für die persönliche Computerausstattung der Schärer-Familie verantwortlich?
Flügge: Ja. Oder genau genommen für die Mac-Geräte von Herrn Schärer. Er hat auf seinem iPhone einen dedizierten Container mit Corporate-Apps installiert, der auch von uns gemanagt wird – und den «normalen» Restriktionen unterliegt. Einmal hat er für ein «Impossible travel»-Event gesorgt, als er sich in der Schweiz angemeldet hat und nur eine Stunde später ein Zugriff aus Spanien folgte. Wenn Herr Schärer unterwegs ist, geht das natürlich. Die Warnung hat aber auch gezeigt, wie wichtig es ist, dass exponierte Personen einen besonderen Schutz benötigen.
IT-Manager Thomas Flügge leistet für die Macs von USM-Inhaber Alexander Schärer einen speziellen
Premium-Support
Quelle: Samuel Trümpy
Der «Premium»-Support für Herrn Schärer geht aber Hand in Hand mit den vielen Freiheiten, welche die IT auf der anderen Seite besitzt. Der Inhaber ermuntert uns durchaus, neue Technologien auszuprobieren und dabei auch mal nicht erfolgreich zu sein. So ist eine sehr coole Fehlerkultur entstanden, in der mittlerweile niemand mehr Angst hat, wenn er mit einem Vorhaben scheitert.
CW: Haben Sie einen Fehler gemacht, wegen dem Sie allenfalls sogar Angst um Ihren Job hatten?
Flügge: Ja und nein. Während meiner Probezeit 2014 war auf den Netzwerk-Switches eine Firmware installiert, die bei einem bestimmten Kontrollbefehl den Switch zum ­Absturz gebracht hat. Bei einem Routine-Check ist mir ­genau das passiert. Unser Netzwerk brach zusammen und startete automatisch neu. Das dauerte natürlich einen Moment, also ca. zehn Minuten. Der Vorteil war: Auch das Telefon funktionierte nicht mehr, sodass sich auch niemand beschweren konnte. [schmunzelt]
Ich machte mich natürlich sofort auf die Fehlersuche und stellte fest, dass es nicht meine Schuld war. Denn der Switch im zweiten Rechenzentrum stürzte bei dem Kontrollbefehl ebenfalls ab.
Glücklicherweise fanden diese Routineprüfungen in der Mittagspause statt, sodass die Systeme wieder am Netz waren, als die Kollegen in die Büros zurückkehrten. Dass die fehlerhafte Firmware die Ursache war, ergaben die weiteren Tests am Nachmittag. Die Switches konnte ich dann über Nacht aktualisieren.
Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, Angst um den Job hatte ich nicht. Und die Probezeit habe ich dann ja trotzdem bestanden, sonst sässe ich kaum hier.
CW: Welches sind die nächsten Herausforderungen für USM und seine IT?
Flügge: Auch wenn sich das «Metaverse» aktuell noch sehr nach «Second Life» anhört, können wir als Markenunternehmen es wohl nicht komplett ignorieren. Entsprechend beobachten besonders die Kollegen im Marketing die Entwicklungen derzeit sehr genau. Der Entscheid, wie viel Hype ist dabei und wie viel tatsächliches Geschäftspotenzial, ist noch nicht gefallen. Ein denkbares Szenario für USM wäre, dass der Käufer zusätzlich zu jedem Möbel ein NFT (Non-Fungible Token, Anm. d. Red.) bekommt, sodass das Regal auch im Metaverse präsent wäre.
Zudem ist die papierlose Montage ein Ansatzpunkt, um USM weiter zu digitalisieren und zu flexibilisieren.
Zur Person und Firma
Thomas Flügge zeichnet seit acht Jahren als Group ICT Service Manager beim Möbelhersteller USM für die IT-Infrastruktur verantwortlich. Zuvor war er während über zwölf Jahren unter anderem bei Cornèr Banca, Swatch und der Immobilienverwaltung ING tätig. Flügge hat das Informatik-Studium an der Universität Koblenz-Landau abgeschlossen und hält ein Management-Diplom der HSO Wirtschafts- und Informatikschule.
USM wurde 1885 als Metall- und Schlosserbetrieb von Ulrich Schärer in Münsingen gegründet. Das Unternehmen war zunächst spezialisiert auf Fensterbeschläge. In den 1960er-Jahren entwickelte der Enkel des Firmengründers, Paul Schärer, gemeinsam mit dem Architekten Fritz Haller ein Möbelbausystem. Das Herzstück war die Kugelverbindung, für die 1965 das Patent beantragt wurde. USM beschäftigt heute an den Fertigungsstätten in Münsingen und Leipzig sowie den Niederlassungen in London, New York und Tokio über 400 Angestellte. www.usm.com



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