«Digitale Transformation ist der falsche Begriff»

Zukunftspläne

CW: Welchen Einfluss nimmt die Inhaberfamilie auf das Geschäft von Vorwerk?
Ganns: Die Familie ist im Beirat der Gruppe aktiv, also nicht im operativen Management. Das Geschäft wird geführt von persönlich haftenden Gesellschaftern, die das Unternehmen im Sinne der Familie langfristig führen. Insbesondere die Langfristigkeit bildet eine hervorragende Grundlage für das Geschäft – auch im Vergleich mit den Börsenkonzernen, bei denen ich früher unterwegs war.
CW: Heute muss ich viel Geld in die Hand nehmen, wenn ich ein Vorwerk-Produkt nutzen möchte. Ist die Sharing Economy ein Thema für Vorwerk Digital?
Ganns: Selbstverständlich wird die Sharing Economy in Zukunft auch bei Vorwerk eine Rolle spielen. Jedoch sind generell neue Geschäftsmodelle ebenfalls für uns wichtig. Die Kaufgewohnheiten der Menschen haben sich mittlerweile verändert – nehmen Sie beispielsweise die Modelle Care by Volvo oder Sixt Unlimited. Früher haben die Menschen so lange gespart, bis sie sich ein teures Produkt kaufen konnten. Heute zahlen sie in Raten, leasen das Produkt oder lösen ein Abo. Einige Optionen gibt es heute schon über die Vorwerk-Tochtergesellschaft akf Bank. In Zukunft kann es noch andere Modelle geben. Schon heute in der Sharing Economy aktiv ist Vorwerk bei den Rezepten. Die Kunden können eigene Kreationen der Community zur Verfügung stellen.
Julius Ganns sieht viel Potenzial für den Vorwerk-Konzern im Bereich Smart Home
Quelle: Stefan Walter / NMGZ
CW: Aktuell ist der Thermomix offenbar das Haupt­geschäft von Vorwerk Digital. Welche Pläne haben Sie zum Beispiel für die Staubsauger?
Ganns: Richtig, bis anhin waren nur die Küchengeräte der Fokus von Vorwerk Digital. Das wird sich schrittweise ändern, denn auch das Staubsauger-Business wird noch mehr digitale Lösungen bekommen. Wir haben ja jetzt bereits die dritte Generation des Saugroboters im Markt, die allerdings schon seit Jahren von anderen innovativen Teilen innerhalb der Gruppe entwickelt wird. Da gibt es viele naheliegende Anwendungsbereiche rund um ein smartes Zuhause. Der Trend zu autonomen, akkubetriebenen Haushaltshelfern ist nicht mehr aufzuhalten.
CW: Vorwerk hat noch weitere Geschäftsfelder. Wann lancieren Sie den intelligenten Teppich?
Ganns: [lacht] Stimmt, die Teppichwerke sind ein Traditionsgeschäft von Vorwerk. Es ist verhältnismässig klein, aber für die Unternehmerfamilie neben den Haushaltsgeräten dennoch recht wichtig. Die Idee für einen intelligenten Teppich ist schon Jahrzehnte alt: Dabei ging es um die Sicherheit im Haushalt. Wenn ein Bewohner stürzt und sich nicht mehr regt, kann das der Teppich registrieren und auch melden. Ein entsprechendes Feature wurde mal vor Jahren von Ingenieuren vorgeschlagen. Es schaffte es aber nicht zur Marktreife. Eine andere Anwendung wäre eine Augmented-Reality-App, die einen Vorwerk-Teppich virtuell in den Wohnraum legt. Eine spannende Technologie, die seit Kurzem auch für die Erklärung des Saugroboters eingesetzt wird.
Zur Firma
Vorwerk Digital
Das Familienunternehmen Vorwerk hat sich in seiner 135-jährigen Firmen­geschichte von einer Teppichfabrik zu einer internationalen Unter­nehmensgruppe ent­wickelt. Die Firma stellt heute Haushaltsgeräte, Kosmetika sowie Teppiche her und agiert auch als Finanzdienstleister. 2016 etablierte ein Manager-Team die virtuelle Organisation «Vorwerk Digital» in Zürich und an anderen Standorten, um digitale Ergänzungen für das Kerngeschäft zu entwickeln.



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