TELEFONIE 31.10.2005, 08:00 Uhr

Kosten sparen durch Umstellung auf Voip

Als bei der hiesigen Lebensmittelhändlerin Spar die Telefonanlage um einige Ports erweitert werden musste, zeigte die Kostenanalyse, dass eine strategische Entscheidung anstand.
Spars IT-Projektleiter Patrik Fischer favorisiert Voip, weil es Kostenvorteile bring und zukunftsoffen ist.
Dass der Umstieg auf Voip (Voice over IP) aus praktischen Gründen auch in einer herkömmlichen, bestehenden Infrastruktur sinnvoll sein kann, zeigt die zur Zeit bei der Lebensmittelgross- und Einzelhändlerin Spar durchgeführte Voip-Migration. Am St.Galler Spar-Hauptsitz ging es ursprünglich nur darum, an die bestehende Telefonanlage 16 neue Endgeräte anzuhängen - ein Ausbau, wie er auch in anderen Unternehmen immer wieder einmal die IT-Abteilung beschäftigt. Bei Spar hätten zwei zusätzliche Einschübe mit 16 Ports ausgereicht, um die redundant ausgelegte Anlage so auszubauen, dass die Infrastruktur wieder komplett gewesen wäre.
Doch Wolfgang Mähr, Chef der 13-köpfigen IT-Abteilung der rund 1000 Mitarbeiter umfassenden Schweizer Ladenkette, hat den vorliegenden Fall einer eingehenden Kostenanalyse unterzogen. Die zeigte schnell, dass der Einstieg in die IP-basierte Telefonie erhebliche Kosteneinsparungen bringen könnte. Mähr wollte genau wissen, was real möglich ist, und initiierte unter der Leitung von Patrik Fischer ein entsprechendes Projekt. Heute sind bereits gut ein Drittel der 39 eigenen Spar-Filialen auf Voip umgestellt.
Fischer hatte bei einem ersten, wie er sagt, «nicht sehr zeitraubenden» Preisvergleich festgestellt, dass sich die Voip-Umstellung bei seinem Arbeitgeber lohnen musste. Denn rund 90 Prozent des Telefonverkehrs der Filialen mit dem Hauptsitz in St. Gallen wird intern getätigt und bisher über einen Provider gesondert abgerechnet. Weil die Filialen über ADSL-basierte VPNs (Virtuell Privat Network) ohnehin in das bestehende LAN (Local Area Network) integriert waren, so Fischer, war bald klar, dass die Telefonkosten zumindest zu einen grossen Teil eingespart werden konnten, wenn erst einmal über den PC telefoniert wird.
Um den Kostenvorteil zu realisieren, hatten die IT-Spezialisten von Spar allerdings erst einmal einige strategische Prob-lem zu lösen. Fischer erläutert, dass man diverse Szenarien abzuwägen hatte: «Zunächst fragten wir uns, ob der neue Wählprozess via PC den Mitarbeitern auch zumutbar ist». Dann wurde abgeklärt, was gegen und was für eine Aufrüstung der bestehenden Technik zu einer Hybridanlage spricht. Zudem sei die Zukunftsfähigkeit sowohl der Hybrid- als auch der reinen Voip-Technik thematisiert worden, wobei bei jeder dieser Varianten die Spar-IT-ler die Kosten zu überprüfen hatten.
«Dieser Evaluierungsprozess war dennoch nicht sehr aufwändig», sagt der Projektleiter: «Die Auswahl der Voip-Anbieter ist ja durchaus übersichtlich und in Sachen Hybrid-Technik sind wir vom Hersteller unserer bisherigen Anlage gut beraten worden». Das Consulting der Hersteller und deren Offertenstellung hat Fischer allerdings als unbefriedigend in Erinnerung. «Teilweise hat man uns einfach nicht ernstgenommen», schildert der Projektleiter seine Erfahrungen, «und einige Angebote sind schlicht unrealistisch gewesen».
Am Ende hat sich Spar dann für die sukzessive Migration auf eine standardoffene Voip-Installation entschieden. Technisch präsentiert sich diese Lösung von aussen betrachtet einigermassen simpel. An die vorhandene, einen ganzen 19-Zoll-Schaltschrank belegende PBX-Anlage ist ein spezieller Gateway angeschlossen, der -anders als die übliche und relativ teure Voicedirector-Anbindung mehrerer Telefonanlagen via Qsig-basierten (Q-Interface Signalling Protocol) - eine Nummernselektion vornimmt. Der Gateway belegt im Schaltschrank nur eine Höheneinheit und wählt sich zur Weiterverarbeitung via IP-Protocoll die Voip-Nummern aus. Die klassischen Rufnummern leitet er dagegen einfach an die bisherige PBX weiter.
«Wir haben uns einen Zeithorizont von ungefähr fünf Jahren vorgegeben, wobei unser Ziel dann die vollständig Internet-basierte Telefonie ist», sagt Fischer. Ihm und auch seinem Chef ist diesbezüglich aber wichtig, dass man bei Spar weder auf irgendein Produkt noch auf einen bestimmten Hersteller fixiert ist.
Die Aufrüstung auf eine Hybrid-Anlage kam laut Fischer auch deshalb nicht zu Stande, weil «in wenigen Jahren ohnehin ein Ersatz für die schon heute etwas betagte Anlage fällig gewesen wäre». Die jetzt gewählte Lösung verspricht dagegen auch dann noch einsatzfähig zu sein, wenn Spar die Telefonie vollständig IP-basiert abwickelt, frohlockt Fischer.
Volker Richert



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