25.03.2011, 10:17 Uhr
Zieht die mobile Revolution an Intel vorbei?
Der Tech-Blogger Sascha Pallenberg zeigte in seiner Keynote zur Android-Entwicklerkonferenz Droidcon in Berlin auf, wohin sich die Hardware von Smartphones und Tablets in nächster Zeit entwickeln wird.
Pallenberg lebt seit mehreren Jahren in Taipeh und ist ein profunder Kenner der Mobile-Computing-Szene. Die eindeutig dominierende Chip- beziehungsweise SoC-Plattform für mobile Endgeräte ist aus seiner Sicht das Design von ARM (aktuell «Cortex A9») in den verschiedenen Ausprägungen von Chip-Herstellern wie Apple («A5»), Texas Instruments («OMAP4»), Samsung, Qualcomm («Snapdragon») oder Nvidia («Tegra 2»). Bereits 2012 erwartet Pallenberg auch in mobilen Endgeräten Taktraten von zwei Gigahertz sowie Quadcore-Prozessoren auf Basis von ARMs «Cortex A15» wie Nvidias Tegra 3 oder die nächste Snapdragon-Generation. Und auch bei den Grafikchips dürfte es bis dahin bereits Silizium mit bis zu 16 Kernen geben. Der auf Desktops und Servern dominierende Hersteller Intel bleibt voraussichtlich aussen vor - dabei hatte Intel von 2002 bis 2006 sogar selbst ARM-Designs («Xscale») gefertigt, die seinerzeit nur mässig erfolgreiche Sparte dann aber an Marvell verkauft. Bei Tablets erwartet Sascha Pallenberg vorerst 10 Zoll («Micromobility», für den Einsatz auf dem Sofa) und «richtig» mobile Geräte mit 7 Zoll als dominierende Formfaktoren. Dazwischen schieben sich noch ein paar «in between»-Geräte mit 8,9 Zoll Diagonale, wie sie aktuell beispielsweise die südkoreanischen Anbieter Samsung und LG lancieren. Die Tablet-Preise dürften nach seiner Einschätzung zum Ende des Jahres deutlich nachgeben - Marktforscher rechnen für 2011 mit 40 bis 50 Millionen verkauften Tablets, jedoch dürften die Hersteller heuer nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Hypes um diese von Apple neu belebte Kategorie 80 bis 90 Millionen Geräte produzieren. Apropos Apple: Der Tablet-Marktanteil des Herstellers aus Cupertino soll laut Pallenberg von aktuell noch um die 95 Prozent bereits in absehbarer Zeit und primär zugunsten von Android deutlich zurückgehen auf 50 bis 60 Prozent Ende 2011 und Ende 2012 bei nur mehr 20 bis 30 Prozent liegen. Weiter gehts auf der nächsten Seite. Was Smartphones angeht gibt es dem Blogger zufolge es einen deutlichen Trends zu sogenannten «Superphones» mit Display-Grössen zwischen 4 und 5 Zoll, Dual-Core-Prozessor (ab 2012 Quad Core), Wiedergabe von HD-Movies und Spielen. Solche Geräte machten nach Zählung der US-Marktforscher von NPD im vierten Quartal 2010 bereits 24 Prozent des Marktes aus. Preislich dürfte sich diese Kategorie laut Pallenberg mittelfristig bei 500 Dollar einpendeln. Und was die Betriebssysteme betrifft, setzen die Besucher der Droidcon aus Sicht des Keynoterspeakers auf das richtige Pferd: «Android is going to be the superior mobile OS», rief Pallenberg dem Auditorium im gut gefüllten Humboldt-Saal der Berliner Urania entgegen. Der Branchenkenner gibt allerdings auch zu, dass er bis dato noch keine echte «Killer-App» für Superphones und Tablets entdeckt hat. Bislang beschränkten sich zu viele Entwickler noch darauf, Anwendungen von kleineren Screens (Smartphones) hoch- oder von grösseren Bildschirmen (Desktop) herunterzuskalieren. Potenzial Richtung Killer-App sieht Pallenberg derzeit primär in der Kombination von Augmented Reality mit Location Based Services. In ein ähnliches Horn blies übrigens auch der zweite Droidcon-Keynote-Redner, Peter Meier vom Münchner AR-Spezialisten Metaio. Der von Pallenberg skizzierte enorme Leistungszuwachs bei der Geräte-Hardware werde zusammen mit Neuerungen im Bereich Computer Vision dafür sorgen, dass sich Augmented Reality 2012 endlich von einer Gelegenheits- zur alltäglichen Anwendung entwickelt. Auch der Metaio-CTO glaubt freilich nicht daran, dass künftig jedermann nur noch mit Superphone oder Tablet vor der Nase durch fremde Städte stolpert - zunächst einmal dürften sich aus seiner Sicht Indoor-Applikationen durchsetzen, wie in anderen Bereich auch. Dieser Artikel stammt im Original von unserer deutschen Schwesterpublikation Computerwoche (Autor: Thomas Cloer)