15.11.2017, 06:49 Uhr

Trump-Sohn im Wikileaks-Sumpf

Wikileaks wollte angeblich den US-Wahlkampf zum Nachteil Clintons manipulieren und hat aus diesem Grund den Sohn von Donald Trump kontaktiert.
Donald Trump, Jr.
Die Russland-Affäre lässt US-Präsident Donald Trump und dessen näheres Umfeld weiter nicht los: Präsidentensohn Donald Trump Jr. musste nun direkte Kontakte mit der Enthüllungsplattform Wikileaks einräumen.
Am Montagabend veröffentlichte Trump Jr. auf Twitter eine umfangreiche Konversation mit dem Twitter Account von Wikileaks aus dem Sommer Jahr 2016 - also vor der Wahl Trumps zum US-Präsidenten. Der Wortlaut der Kommunikation legt nahe, dass nicht Wikileaks-Gründer Julian Assange der Schreiber am anderen Ende war. Assange bestätigte die Informationen zunächst nicht. Damit wird Trump Jr. immer mehr zur Person im Zentrum des Ermittlerinteresses bei der Ausarbeitung der Russland-Affäre und in der Frage, ob das Trump-Team im Wahlkampf mit einer ausländischen Macht zusammengearbeitet hat. Der 39-Jährige war bemüht, die Bedeutung der Mitteilungen herunterzuspielen. Darunter befänden sich ganze drei «kolossale» Antworten von ihm selbst, schrieb er auf Twitter. Er reagierte mit der Veröffentlichung auf einen Artikel des Magazins «The Atlantic», das über den Inhalt der Nachrichten berichtet hatte.

Pikante Neuigkeiten

Die Neuigkeiten sind pikant, weil Wikileaks während des Präsidentschaftswahlkampfs eine bedeutende Rolle inne hatte. Die Plattform veröffentlichte gehackte E-Mails aus dem demokratischen Lager um Hillary Clinton. Sie zeigten unter anderem, wie innerhalb der demokratischen Partei Clinton gegenüber ihrem Widersacher Bernie Sanders möglicherweise illegal bevorzugt wurde. Das schadete womöglich der von den Demokraten zur Kandidatin gekürten Clinton im Wettstreit mit Trump. US-Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, hinter den Hacker-Angriffen zu stehen. Julian Assange hatte jedoch mehrmals betont, die Informationen stammten nicht von einer staatlichen Organisation. Der Australier Assange sitzt weiterhin in der Botschaft Ecuadors in London fest, wohin er wegen Ermittlungen der schwedischen Staatsanwaltschaft gegen ihn im Juni 2012 geflohen war. Nächste Seite: Mehrere Anfragen von Wikileaks

Mehrere Anfragen von Wikileaks

Aus den von Trump Jr. veröffentlichten Nachrichten geht hervor, dass er mehrmals Anfragen von Wikileaks bekam - auch noch im Juli dieses Jahres. Einige der Nachrichten stammen aus der Zeit, als die Plattform noch dabei war, E-Mails von Clintons Wahlkampfmanager John Podesta zu veröffentlichen. Wikileaks schickte Trump Jr. zunächst im September 2016 eine Frage zu dem Initiator eines politischen Aktionskomitees. Er antwortete, er wisse nicht, wer das sei, wolle sich aber umhören. In der nächsten Nachricht bat Wikileaks ihn, einen Bericht über Clinton öffentlich zu kommentieren. Trump Jr. entgegnete, er habe dies bereits getan. Dann fügte er hinzu: «Es ist erstaunlich, womit sie durchkommt.» In der dritten Nachricht fragte er Wikileaks, was hinter einer Enthüllung stecke, von der er gelesen habe. Die Plattform bat ihn dann darum, einen Link zu verbreiten. Dies tat er zwei Tage später. Ab diesem Punkt finden sich aber keine weiteren Antworten des 39-Jährigen unter den veröffentlichten Nachrichten. Es folgen nur noch Mitteilungen von Wikileaks. So schlug ihm der Nutzer des Twitterkontos im Oktober 2016 vor, der Plattform die Steuererklärung seines Vaters zu geben, damit diese sie dann enthüllen könne. Ausserdem empfahl Wikileaks, dass Trump sich im Fall einer Niederlage am Wahltag nicht geschlagen geben, sondern das Ergebnis anfechten solle. Wikileaks-Gründer Julian Assange schrieb zunächst auf Twitter, er könne die Nachrichten nicht bestätigen. Nachdem Trump Jr. diese veröffentlicht hatte, verbreitete er sie aber in dem Kurznachrichtendienst weiter. Die Angelegenheit ist für Trump Jr. heikel, weil er ohnehin im Fokus der Russland-Affäre steht. Im Juli hatte er einräumen müssen, während des Wahlkampfs ein Treffen mit einer russischen Anwältin arrangiert zu haben. Aus E-Mails geht hervor, dass er der Begegnung zugestimmt hatte, weil ihm kompromittierendes Material über Clinton versprochen worden war.

Russland-Affäre wird untersucht

In einer E-Mail an ihn ist von einem Versuch der russischen Regierung die Rede, dem älteren Trump zu helfen. Dies gilt als Indiz dafür, dass Mitglieder aus Trumps Wahlkampflager bereit gewesen sein könnten, mit Russland zusammenzuarbeiten, um den Wahlkampf zu beeinflussen. In der letzten Nachricht vom Juli ging Wikileaks auf genau dieses Thema ein. Man sei sehr daran interessiert, Kopien der E-Mails zu veröffentlichen, die zu dem Treffen geführt hätten, heisst es darin. Trump Jr. reagierte darauf nicht. Die E-Mails veröffentlichte er später selbst. Die Russland-Affäre wird von einem Sonderermittler und mehreren Komitees des Kongresses untersucht. Trump Jr. erklärte am Montagabend, einer dieser Ausschüsse stecke hinter der Enthüllung seiner Kommunikation mit Wikileaks. «The Atlantic» hatte berichtet, seine Anwälte hätten diese an die Ermittler im Kongress übergeben.



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