26.10.2007, 08:50 Uhr

Ordnung und Sicherheit fürs Bildarchiv der Polizei

Mit dem Online-Mediaservice «mediaZEN+» hat die Stadtpolizei Zürich ihr digitales Bildarchiv im Griff. Das System ist sicher, schnell und einfach zu nutzen. So hat es sich im Nu bezahlt gemacht.
René Meier, Datensicherheitsbeauftragter der Stadtpolizei Zürich, und Wachtmeister Markus Studer, Anwender des neuen Online-Mediaservices, sind sich einig: «Die neue Lösung vereinfacht das Alltagsgeschäft und spart viel Zeit.»
Blaulicht durchzuckt die Nacht. Ein Körper liegt verkrümmt und regungslos am Boden. Daneben, in einer Öllache, ein völlig zerstörtes Motorrad. Ein Horrorszenario für jeden Vorbeikommenden, Routine für die Beamten der Zürcher Stadtpolizei. Sie nehmen den Fall auf, sichern den Unfallort, befragen Zeugen, sammeln Beweise, dokumentieren das Geschehene - auch auf digital geschossenen Fotos.
Bis zu 150000 solcher Bilddokumente sammeln die rund 2000 Beamten der Stadtpolizei Zürich bei ihren gut 60000 Einsätzen jedes Jahr. Das zur anschliessenden Verarbeitung dienende Bildmanagementsystem muss entsprechend leistungsfähig sein. Aber nicht zwangsläufig teuer. So vertraut die Stadtpolizei Zürich auf ein vergleichsweise günstiges System. Mit einer Gesamtinvestition in Höhe von 400000 Franken für Hardware, Software, Einführung und Schulung sowie 300 neue Digitalkameras realisierte sie eine vernetzte Plattform, die sich innert weniger Monate amortisierte. Dennoch erachtet René Meier, Datensicherheitsbeauftragter der Stadtpolizei Zürich, die Lösung als «Quantensprung im Polizeialltag».

Mehr Zeiteffizienz gefordert

Zeitreise: Das Jahr 2005. Bei der Stadtpolizei Zürich hält die -Digitalfotografie Einzug. Weil dabei der reine Ersatz der bisherigen Analog- und Polaroid--Kameras durch Digitalkameras und Fotoprinter klar zu wenig Effekte gebracht hätte, suchte man eine Komplettlösung für Fotografie, Archivierung und Druck. René Meier erhält den Auftrag zur Beschaffung eines Systems, mit dem sich die Polizeifotos einfach, schnell und sehr sicher speichern und rechtlich einwandfrei verwalten lassen. «Keine leichte Aufgabe», wie er sich erinnert. «Immerhin reden wir von Zigtausenden von Fotografien, von denen 20000 bis 25000 bearbeitet, klassifiziert, entwickelt, ausgedruckt und häufig mehrfach herausgesucht werden müssen.» Was bei der zuvor üblichen Analogfotografie einen mit Fehlerquellen gespickten und mit viel manuellem Arbeitsaufwand verbundenen Prozess bedeutete, sollte künftig schnell und leicht erledigt werden können. Meier: «Wer selbst schon im Privatarchiv Fotos gesucht oder Abzüge nachbestellt hat, weiss, wie viel Zeit das kostet.» Bei der Stadtpolizei, das weisen diverse Studien aus, werden 30 bis 40 Prozent der Gesamtarbeitszeit für das «Information Handling» aufgewendet. Das ist klar zu viel.

Viel Sicherheit - aber einfach

Hinzu kommt, dass - im Gegensatz zum Privatarchiv - die von der Polizei angefertigten Fotografien weit mehr als «Ferienföteli» sind. Polizeifotos haben immer rechtlich eindeutigen Dokumentations- und Beweischarakter in polizeilichen und juristischen Zusammenhängen. Zu den wichtigsten Qualitätsansprüchen gehören etwa Eindeutigkeit und Aussagekraft, absolute Fälschungs- und Manipulationssicherheit, die Wahrung des Daten- und Persönlichkeitsschutzes sowie die Respektierung der Gewaltentrennung.
Harte Kriterien, die alle Aufnahmen erfüllen müssen - obwohl viele von Polizisten an der Einsatzfront angefertigt werden. Und die sind nun einmal in der Mehrzahl Laien- und nicht Profifotografen.
Somit war bei der Wahl der künftigen Online-Mediaservice-Lösung nicht nur die Sicherheit, sondern auch hohe Bedienfreundlichkeit unabdingbar. Es musste gewährleistet sein, dass gerade auch der nicht sehr IT-versierte Anwender alle Funktionen des künftigen Service vollumfänglich würde nutzen können. Daher suchte René Meier im Grundprinzip eine Lösung, die sich an die bekannte Online-Bestellung von Papierabzügen digitaler Fotografien anlehnt. Ein Vorgang, den fast jeder Mitarbeiter der Stadtpolizei Zürich aus dem privaten Umfeld bereits kennt.

Drei Faktoren entscheidend

Fündig wurde Meier, der für die Ausschreibung klare Kriterien festgeschrieben hatte, bei der Firma «Futurelab», einer spezialisierten Anbieterin aus Winterthur. Ausschlaggebend für Meiers Entscheid waren drei Faktoren: Nachgewiesene Kompetenz und Erfahrung im Bereich Online-Bildverwaltung, gute Referenzen und - vor allem - die richtige Lösung.
Letztere kombiniert einfache Bedienbarkeit mit hoher Flexibilität und umfassender Funktionalität. Mit dem neuen System können die Beamten die Bilder der einzelnen Fälle erfassen, archivieren und gemeinsam nutzen. Dazu gibt es Recherche- und Administrationsfunktionen und die Bilder werden mittels digitaler Wasserzeichen gegen Fälschung geschützt. Zudem können rasch und einfach Papierabzüge bestellt werden. Dazu müssen einfach die gewünschte Bildauflösung, das Format und die erforderliche Anzahl der benötigten Kopien eingegeben werden. Fein regelbare Zugriffsrechte erlauben es, abhängig von der Art des Deliktes, ganz genau zu definieren, wer welche Bilder einsehen und nutzen darf.

Fixfertiges System geliefert

Heute sind bei der Stadtpolizei Zürich 300 einfache, robuste Digitalkameras im Einsatz - in den Fahrzeugen, auf den Wachen und bei den Teams vor Ort. Hinzu kommen spezielle Hightech-Ausrüstungen für den unfalltechnischen Dienst UTD. «Das wichtigste Element des Ganzen ist aber das vernetzte Bildmanagement-System mit zentral verwalteten Servern und Internet-ähnlichen Benutzeroberflächen», erklärt Meier.
Das System basiert auf der Software . Diese wurde, fixfertig installiert, auf einer dedizierten Hardware geliefert, welche nun im Rechenzentrum der Stadtpolizei Zürich lokal betrieben wird. Neben der nahtlosen Integration in die bestehende IT-Infrastruktur inklusive Benutzerauthentifizierung wurde auch die Anbindung an eine digitale Produktionsanlage Fujicolor -Minilab Typ 350 realisiert.
Heute kann sich jeder Mitarbeiter, die nötigen Zugriffsrechte vorausgesetzt, direkt von seinem Arbeitsplatz aus ins System einloggen und alle für ihn dediziert freigegebenen Funktionen nutzen. Er kann Bilder suchen, ansehen, drucken, klassifizieren oder mit Kollegen austauschen.
Die von den Einsatzkräften angefertigten Digitalfotografien werden von diesen direkt am eigenen Arbeitsplatz via USB-Schnittstelle von der Kamera ausgelesen und ins System eingespeist. Dort werden die Originalbilder unmittelbar bei der Einspeisung mit einer Nummer versehen und danach sicher und unveränderbar archiviert.
Für die weitere Nutzung können die User nur auf Bildkopien zugreifen. Die Originale sind absolut fälschungs- und manipulationssicher gespeichert. Überdies werden jeder Zugriff und jede Verwendung von Bildern protokolliert. Meier: «Alle Arbeitsschritte werden nachweisbar dokumentiert. Manipulationen oder Missbräuche sind jederzeit nachweisbar.»

Weiteres Potenzial nutzen

Die Investitionskosten haben sich rasch bezahlt gemacht. Zumal von der Gesamtinvestition von 400000 Franken weniger als die Hälfte für die Software ausgegeben wurde. Meier: «Wenn jeder Mitarbeiter durch das neue System auch nur 30 Sekunden Arbeitszeit täglich bei der Bildrecherche spart, hat sich das System schon jetzt mehr als bezahlt gemacht.» Und Meier will noch weitere Effekte erzielen. Bis Ende dieses Jahres werden die Online-Mediaservices auf der bestehenden Plattform weiter ausgebaut. Zusätzlich zur bereits realisierten Entwicklung von Fotos im eigenen Fotolabor und der Bearbeitung, der Administration, der Archivierung und dem Druck digitaler Bilder können künftig auch Videos, Sound-Files und später auch Video-Streams (etwa von Überwachungskameras) abgerufen werden. Auch befindet sich eine erweiterte Bild- und Videobearbeitung für die Fahndungsgruppen der Stadtpolizei in der Realisierung. Meier: «Wenn all diese Dateien mit den eigentlichen Rapporten integriert werden, ist ein digitales mit Single Sign On bei der Stadtpolizei Zürich Realität. Durch diese Integration werden natürlich der Rationalisierungseffekt und die Effizienzsteigerung nochmals gesteigert.»
Peter Fürst



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