19.05.2005, 15:17 Uhr

Netzwerke quelloffen verwalten

Junge Open- Source- Werkzeuge versprechen Vorteile gegenüber gängigen Management-Tools, doch noch scheint ihre Zeit nicht reif. von MICHAEL KELLER
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Trotz intensivem Werben der Hersteller werden Netzwerk- und Systemverwaltungssoftware seitens der Anwender nach wie vor als teure und komplexe Instrumente wahrgenommen, die umfangreiche Integrationsarbeiten erfordern und zeitraubende firmenspezifische Anpassungen mit sich bringen. Im
Open-Source-Segment wächst derweil eine junge Gattung an Produkten heran, die die Netzwerkverwaltung in ein besseres Licht stellen könnte, indem sie flexible und leicht implementierbare Tools zu günstigen Bedingungen liefern.
Zwar gilt Verwaltungssoftware als ein bis anhin wenig gereifter Bereich der Open-Source-Arena, und Freeware- Anwendungen wie der altgediente Multi Router Traffic Grapher oder Big Brother konnten
sich in Grossfirmen meist aufgrund von Skaliebarkeits- und Support-Bedenken nicht durchsetzen.
Jüngere quelloffene Management- Programme, die von Firmen wie Groundwork oder Hyperic kommerzialisiert werden, kommen deshalb mit umfangreichen Support- und Wartungsverträgen
daher. Und wenn die Produkte auch nicht gratis sind, tragen sie bestimmt nicht die Millionen-Dollar-Etiketten herkömmlicher Tools wie BMC Patrol, CA Unicenter, HP Open View oder IBM Tivoli. Dem Urteil früher Anwender zufolge bringt Open-Source- Management-Software zudem gewisse Vorteile mit sich.
Diesbezüglich spielen finanzielle Aspekte zwar meist eine erfreuliche, jedoch untergeordnete Rolle. Für Andres Andreu etwa, CIO bei der New Yorker Werberiesin Ogilvy & Mather, liegt der Mehrwert vielmehr darin, dass er Produkteinführungszeiten nun effektiv kontrollieren kann. Andreu verwendet Hyperic HQ zur Überwachung von Webservern und Webservices der weltweiten IT-Infrastruktur. Vor drei Jahren suchte er eine Management- Plattform, fand jedoch keine, die seinen Ansprüchen gerecht wurde - dazu zählte etwa die Möglichkeit, Anpassungen rasch vornehmen zu können, aber auch das Monitoring von Open- Source-Tools wie JBoss, Apache und My-SQL. Dass bei Quelloffenem der Source-Code verfügbar ist, hilft Andreu, selbst Plugins zu schreiben. Die Möglichkeit, den Quelltext bei Bedarf zu erweitern, gilt gemeinhin als Vorteil.
Hyperic HQ ist ein Hybrid-Produkt bestehend aus quelloffener und proprietärer Technik zur Verwaltung der gesamten Web- und Open-Source-Infrastruktur. Wie Hyperic-CEO Javier Soltero geltend macht, wurde die Applikation darauf getrimmt, die Installationszeit auf ein Minimum zu reduzieren. Das Werkzeug verwendet eine eingebaute Datenbank und wird auf einem dezidierten Server installiert. Die zu kontrollierenden Maschinen werden mit Agenten versehen. Im Unterschied zu Freeware-Monitoringsoftware wie Nagios könne Hyperic HQ auch Performance- Probleme erkennen, bevor diese entstehen, sagt Soltero.
Trotz dem Optimismus früher Anwender ist qelloffene Software in der Verwaltungs- Disziplin noch wenig etabliert. Laut Forrester-Research-Analyst Michael Goulde haben wenige Firmen quelloffene Tools im Einsatz und entwickeln diese selbst weiter. «Der heilige Gral der Verwaltung ist noch immer die End-to-End-Kontrolle von Software über Client und Backend- Server. Die Technik jedoch ist noch nicht soweit, weder in der kommerziellen noch in der Open-Source-Welt.»
www.hyperic.net
www.itgroundwork.com
Michael Keller



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