12.10.2007, 08:50 Uhr

Erfolgreiche IT-Vereinigung

Mag die juristische und betriebswirtschaftliche Zusammenlegung von Unternehmen auch noch so einfach sein. Die anschliessende IT-Konsolidierung stellt die neue Firma vor echte Herausforderungen. Das hat auch die Langenthaler Ammann-Gruppe erfahren.
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Franz Furrer, CIO der Ammann-Gruppe: Die Konsolidierung der IT war alles andere als trivial ? aber sie hat sich gelohnt.
Weil sie ihre verschiedenen Gesellschaften zusammenlegen wollte, hatte die Langenthaler Ammann-Gruppe - neben juristischen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen - auch komplexe IT-Probleme zu lösen. Die Bauausrüsterin, spezialisiert auf Maschinen, Systeme und Dienstleistungen im Strassenbau, wollte durch den Zusammenschluss ihrer Produktionsgesellschaften im In- und Ausland zwei Ziele erreichen, wie Franz Furrer, CIO der Ammann-Gruppe, erläutert: «Einerseits sollte die Abwicklung in den Bereichen Finanzen, Beschaffung und Logistik erleichtert werden. Andererseits erhofften wir uns durch die einheitliche IT-Infrastruktur sinkende Betriebskosten und mehr Flexibilität für künftige Umorganisationen.»
Die Zusammenlegung wurde in zwei Projekte mit den klangvollen Namen «Symphony» und «Harmony» gegliedert. Für die IT-Konsolidierung holte Furrer das SAP-Beratungsunternehmen SNP aus Dübendorf ins Boot. «Wir benötigten strategische, betriebswirtschaftliche und technische Unterstützung. SNP legte uns als einziges der angefragten Beratungshäuser ein konkretes, verbindliches Angebot für den gewünschten Zeitraum vor. Zudem waren wir uns, aufgrund eines früher mit SNP gemeinsam realisierten Projektes zur Kostenplanumstellung sicher, dass die SNP-Berater unsere Anforderungen vollumfänglich verstanden», erklärt Furrer und ergänzt: «Zudem hatte SNP mit (SLO) ein geeignetes System zur Verfügung.»

Phase 1: Projekt Symphony

Im ersten Teilprojekt wurden die beiden Schweizer Aktiengesellschaften «Ammann Verdichtung» und «Ammann Aufbereitung» juristisch zur «Ammann Schweiz» konsolidiert. Dabei mussten die bisherigen zwei SAP R/3-Systeme - je eines für den Geschäftsbereich «Systeme» und eines für den Bereich «Maschinen» konsolidiert werden. «Insbesondere die Migration der komplexen Buchungskreise aus ihrem angestammten ins neue, zentrale IT-System und deren nachfolgende Zusammenlegung war schwierig», erinnert sich Furrer. «Denn die Funktionen der migrierten Buchungskreise mussten zwingend vollständig erhalten werden, oder sollten gar erweitert werden.»
Daher wurde das am 10. Mai 2005 begonnene Projekt in drei Schritte gegliedert. Zunächst wurde der Buchungskreis der «Ammann Verdichtung» aus dem IT-System des Bereichs «Maschinen» herausgelöst. Dann wurde er in die Anwendung migriert, welche im Geschäftsbereich «Systeme» eingesetzt wurde. Abschliessend erfolgte die Zusammenführung mit dem Buchungskreis «Ammann Aufbereitung». Das Projekt endete am 1. Januar 2006 mit der Inbetriebnahme der neuen IT-Infrastruktur der Ammann Schweiz.
Ermöglicht wurde die IT-Konsolidierung durch die SLO-Methode. Deren Herzstück, die «Technical Conversion Workbench» (TCW), hilft, fachliche Vorgaben für die Migration in einem Regelwerk zu implementieren. Daraus werden die Programme zur Umstellung der Daten und Prozesse automatisch erzeugt. Zudem werden die ERP-Module im Zielsystem originalgetreu abgebildet. «Mit TCW konnten unsere Daten zügig umgestellt werden und die gesamte Historie blieb erhalten», freut sich Furrer. «Im Gegensatz zu herkömmlichen Migrationsmethoden erfolgt dabei die Umstellung nicht über die Anwendungsschicht, sondern auf Datenbankebene.»

Phase 2: Projekt Harmony

Nur zwei Monate nach Abschluss der ersten Konsolidierungsphase startete im März 2006 mit dem Projekt «Harmony» Phase 2. Dabei wurden die Prozesse der internationalen Produktionsgesellschaften weitgehend zusammengeführt. «Vom Projekt betroffen waren unsere Gesellschaften in Langenthal, in Hennef, in Metzingen, in Alfeld und in Shanghai», erläutert Furrer. Aussen vor blieben nur die Handels- und Servicegesellschaften der Amman-Gruppe.
Wie schon in Phase 1 der Konsolidierung wurden die Buchungskreise der einzelnen Unternehmen schrittweise im zentralen SAP-System zusammengeführt. Heute, gut neun Monate nach Abschluss des Projektes (1. Februar 2007) hält Furrer fest: «Durch die einheitliche IT-Plattform profitieren wir von optimiertem Reporting, klareren Support-Prozessen und Verantwortlichkeiten sowie geringeren Betriebskosten. Zudem können wir künftige IT-Projekte einfacher und billiger realisieren, etwa die Einführung von CRM-Anwendungen (Customer Relationship Management) für die Archivierung oder das Business Information Warehouse.»

Die IT in der Schlüsselposition

In beiden Teilprojekten der Konsolidierung spielte die IT eine Schlüsselrolle. Furrer: «Die IT-Unterstützung umfasste wichtige Kernfunktionen wie etwa Vertrieb, Kundenservice, Projekt- und Warehouse-Management, Materialwirtschaft, Produktionsplanung, Personal, Finanzwesen sowie das Controlling.»
Zusätzlich war, so erläutert er, im Geschäftsbereich «Systeme» ein MDMP-System (Multi Display Multi-Processing Codepages-System) im Einsatz. Dieses bietet, durch Verwendung mehrerer Codepages auf dem Anwendungsserver, die Möglichkeit, Sprachen aus verschiedenen Codepages in einem einzigen System zu nutzen.
«Im Zentrum stand aber nicht nur die technische Zusammenführung der Systeme, sondern auch die Vereinheitlichung der Prozessstrukturen sowie hunderttausender Materialstammsatzdaten. Dazu mussten zunächst die geeigneten Systemeinstellungen definiert werden», erläutert Furrer.
Rückblickend ist er daher froh, dass alles vergleichsweise reibungslos geklappt hat. «Natürlich war die Zusammenlegung aller Prozesse, Daten und Systeme der einzelnen Gesellschaften alles andere als trivial», erklärt er. «Es waren gesamthaft 30 eigene Mitarbeiter und SNP-Berater an fünf Standorten involviert und es brauchte schon einige Testmigrationen, bis alles reibungslos lief», erinnert er sich und verschweigt dabei nicht, dass es «teilweise recht schwierig» gewesen sei, die Motivation des Projektteams über eine Projektzeit von immerhin 20 Monaten hinweg aufrechtzuerhalten. Dennoch ist er mit dem Verlauf und dem Resultat zufrieden. «Die Kooperation war angenehm und letztendlich verlief der Produktivstart, trotz aller zwischenzeitlich auftretenden Hürden, problemlos», resümiert Furrer. Und das Ziel, die Konzerngesellschaften optimal im neuen, zentralen IT-System abzubilden, wurde erreicht.
Weitere Informationen

Ammann-Gruppe

Ammann ist ein Bauausrüster für Maschinen, Systeme und Dienstleistungen im weltweiten Strassenbau mit Kernkompetenz im Asphaltbau. Das 1869 gegründete Familienunternehmen ist in Europa und ausgewählten Märkten Asiens und Nordamerikas aktiv. Firmensitz, der rund 2700 Beschäftigte zählenden Firma, ist Langenthal.
Alina Huber, Jörg Rothweiler



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