Glasfaser 16.12.2011, 10:08 Uhr

Dach-Region hinkt hinterher

In der Dach-Region (Deutschland, Östereich, Schweiz) geht der Glasfserausbau nur schleppend voran. Führend sind hingegen Länder wie beispielsweise Litauen.
Europaweit werden zunehmend mehr Haushalte an das Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetz angeschlossen. Während sich immer mehr Länder zu Investitionen in die Telekominfrastruktur bekennen, hinkt die Dach-Region jedoch weiter hinterher. Lediglich die Schweiz könnte vielleicht die Haushalts-Penetrationsschwelle von einem Prozent knacken und noch den Aufstieg in das nächste Ranking schaffen, welches das FTTH-Council auf einer Konferenz kommenden Februar präsentieren wird.

Gute Breitbandversorgung steigert Produktivität

«Es gibt mittlerweile Studien, die zeigen, dass die breite Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen einen positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum hat », sagt Hartwig Tauber, Generaldirektor des Councils. Bereits Mitte Januar wird man sich auf einer Pressekonferenz genauer mit der Situation in Deutschland auseinandersetzen. Tauber warnt allerdings schon heute: «Deutschland wird die Ziele der digitalen Agenda verfehlen.»

Deutschland: langsames Erwachen

Der Plan der Bundesregierung sieht vor, bis 2013 alle Haushalte mit Breitbandinternet zu versorgen. Die Realität sieht jedoch anders aus, insbesondere im Bereich der Glasfasernetze. Dort lag die Penetration Mitte 2011 bei rund 0,25 Prozent aller Haushalte. Hoffnung gibt Tauber jedoch Ankündigungen des nach wie vor marktbeherrschenden Ex-Monopolisten «Deutsche Telekom», die das Gefühl vermitteln, dem Thema Glasfaserausbau werde langsam ein wichtigerer Stellenwert zugeschrieben. Nächste Seite: österreichische Tristesse und Aufbruchsstimmung in der Schweiz

Österreichische Tristesse

Eher trist ist auch die Situation in Österreich. Dort läuft der Aufbau und die Vermarktung von Hochgeschwindigkeitsnetzen immer noch zaghaft. Vor sechs Monaten hatten rund 0,5 Prozent aller Haushalte Zugang zum modernen Netz. Auch hier sieht der FTTH-Council-Vertreter wenig Chancen für die Erreichung der Ziele des «Breitbandplans». Vorgesehen war, bis 2013 überall Surfgeschwindigkeiten von 25 MBit/s verfügbar zu machen, doch insbesondere in ländlichen Gegenden stagniert die Entwicklung seit Jahren.

Um die Situation zu verbessern sieht der Council-Generaldirektor sowohl die Politik als auch die ehemals staatliche Telekom Austria in der Pflicht, endlich klare Bekenntnisse abzugeben und Taten sprechen zu lassen. «Ohne einen nationalen Kraftakt ist das Ziel ernsthaft in Gefahr.»

Aufbruchstimmung in der Schweiz

Ebenfalls bei kargen 0,5 Prozent lag die Penetration im Juni 2011 in der Schweiz. Dort wurden in den vergangenen Jahren jedoch viele Netze errichtet, sodass der Experte mit einem deutlichen Anstieg dieser Zahl rechnet. Das FTTH-Ranking erfasst Länder, in denen mindestens ein Prozent aller Haushalte Zugang zu Internet via Glasfaser hat. Die Eidgenossen könnten es bereits in die Rangliste zum Jahresabschluss schaffen, sollten aber spätestens 2012 in der Statistik aufscheinen. Nächste Seite: Vorbild Litauen

Vorbild Litauen

Europaweit zeigt der Trend in eine andere Richtung. Hier holen Staaten aus dem Osten, wie etwa die Ukraine und Rumänien stark auf. Infolge von 2009 beschlossenen Investitionen gehört auch das krisengebeutelte Portugal zu den Ländern mit den am stärksten wachsenden Glasfasernetzen. Traditionell führend bleiben Skandinavien und die baltischen Staaten.

In Ländern wie Schweden oder Norwegen zeigen Gemeinden viel nötige Eigeninitiative, um die oft grossen geographischen Distanzen mit guter Telekom-Infrastruktur zu kompensieren. In Litauen, dem Land das mit 26,56 Prozent die mit Abstand höchste Versorgungsrate aufweist, ermöglichte ein starkes politisches Commitment und das Engagement des Ex-Monopolisten TEO den Aufbau breitflächiger Fiber-Versorgung im Zuge der Erneuerung des maroden Telekommunikationsnetzes, erklärt Tauber abschliessend. (Quelle: Pressetext.com)
Harald Schodl



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