Wisekey-Chef schätzt Unternehmen viel zu gut ein 01.04.2016, 13:23 Uhr

Aktie verliert am ersten Tag 50 Prozent.

Mit der Genfer Cybersecurity-Firma WiseKey ging erstmals seit über einem Jahr wieder eine ICT-Firma an die Börse. Und legte einen Katastrophenstart hin.
Gestern wagte Wisekey den Börsengang. Es war das erste Initial Public Offering (IPO) des Jahres und der erste Tech-IPO seit Sunrise im Februar 2015. Es war ein Katastrophenstart. Im Vorfeld des IPO glaubte CEO Carlos Moreira, sein Unternehmen hätte einen Börsenwert von 340 Millionen Franken. Der Markt bewertet es nach dem ersten Tag mit lediglich 130 Millionen Franken.  Der Referenzpreis der Wisekey-B-Aktie betrug 15 Franken. Dieser beruhte auf eigenen Einschätzungen des Unternehmens, unternehmensfremden Bewertungen von Investmentbanken sowie früheren Kapitalbeschaffungsrunden, sagte die Cybersecurity-Firma am Mittwoch. Direkt nach Börsenstart stellte sich heraus, dass dieser Preis deutlich zu hoch angesetzt wurde. Der Eröffnungskurs kam bei CHF 12.- zustande, ein Fünftel unter dem Referenzpreis. Und danach ging die Talfahrt erst richtig los: Bis auf 5,50 Franken stürzte das Papier ab. Derzeit (12.10 Uhr, 1. April 2016) steht die Aktie bei 6.50 Franken

Rote Zahlen überall

Das Vorgehen des Unternehmens scheint alles andere als lehrbuchmässig: Man konnte sich bei Börsenstart zwar an Wisekey beteiligen, wusste aber nicht genau, was man da kauft. Denn der Kotierungsprospekt wurde erst im Verlaufe des Vormittags veröffentlicht. Aus diesem geht hervor, dass die Westschweizer Firma in den vergangenen Jahren stets in den roten Zahlen operiert hat. Der Umsatz für die Vorgängergesellschaft Wisekey SA wird für das Geschäftsjahr 2014 auf 3,47 Millionen Dollar beziffert, das waren knapp 40 Prozent weniger als im Jahr davor. Davon wurden ganze 88 Prozent mit dem Uhrenhersteller Hublot erzielt. Unter dem Strich resultierte 2014 ein Fehlbetrag von 32,84 Millionen Dollar. Grund für den Verlust waren massive Investitionen in die Geschäftserweiterung. Im ersten Halbjahr 2015 erzielte Wisekey einen Umsatz von 1,45 Millionen Franken. Der Verlust lag bei 5,05 Millionen Franken.

Keine Kapitalerhöhung, keine Dividende

Der gesetzte Referenzpreis war auch ein eher ungewöhnliches Vorgehen. In der Regel wird ein Ausgabepreis angegeben, den es hier nicht gab, weil das Unternehmen den Börsengang ohne Kapitalerhöhung durchführte. Konkret fand im Vorfeld ein Tauschangebot für die bestehenden Aktionäre der Wisekey SA für neue B-Aktien der Wisekey International Holding statt, welche zur neuen Holdinggesellschaft der Wisekey-Gruppe wurde. Die Papiere der Kategorie B verfügen zwar mit rund 65 Prozent über die Mehrheit am Kapital, jedoch nur über eine Minderheit der Stimmrechte (27 Prozent). Die Valoren der stimmrechtsprivilegierten A-Papiere befinden sich laut Wisekey im Besitz «einer Kerngruppe von Aktionären». Firmengründer und CEO Carlos Moreira kontrolliert einen Anteil von 56,41 Prozent der Stimmrechte. Dividenden sind in naher Zukunft keine zu erwarten.



Das könnte Sie auch interessieren