09.12.2009, 08:42 Uhr

Zürcher Forschung für Autos als Energiespeicher

Auf der dänischen Insel Bornholm sollen Elektroautos Windenergie speichern. IBM-Forscher aus Rüschlikon sind an dem Projekt zur umweltfreundlichen Mobilität beteiligt.
Vehicle to Grid: Elektroautos sind Abnehmer und Zwischenspeicher für Windenergie
Die dänische Ostsee-Insel Bornholm wird zum Testparcours für Elektroautos, die mithilfe von regenerativer Windenergie betrieben werden. In Zukunft sollen die dortigen Windräder aber nicht nur Strom für den Autoantrieb liefern, sondern die Fahrzeuge auch als Energiespeicher nutzen können. Ein entsprechendes Regelungssystem entwickeln Wissenschaftler der IBM-Forschungslabore in Rüschlikon zusammen mit Kollegen von der Technischen Universität Kopenhagen. Das Projekt «Edison» (Electric vehicles in a distributed and integrated market using sustainable energy and open networks) will helfen, die verfügbare Windenergie optimal auszulasten.
Windenergie nicht kalkulierbar
Im Vergleich mit herkömmlichen Energielieferanten hängt die Verfügbarkeit regenerativer Windenergie von unbeeinflussbaren Faktoren ab. Die Produktion in Kraftwerken lässt sich drosseln oder steigern, Wind dagegen nicht beliebig hoch- und herunterdrehen. Damit sich die Windenergie auf Bornholm aber unabhängig vom sonstigen Stromnetz bestmöglich nutzen lässt, bedarf es Zwischenspeichern, die Energie bei erhöhter Nachfrage ins Netz einspeisen. Diese Aufgabe sollen Elektrofahrzeuge auf der dänischen Insel übernehmen.
Die Partner im «Edison»-Projekt statten die Fahrzeuge mit leistungsfähigen Batterien aus, so dass sie eine stabilisierende Funktion für das Versorgungsnetz übernehmen können. Den IBM-Forschern zufolge eignen sich die Autos insbesondere deshalb, weil über 90 Prozent aller Fahrzeuge durchschnittlich täglich nur eine Stunde in Gebrauch sind. Betankt und entladen werden die mobilen Energiespeicher an Ladestationen in der Privatgarage oder auf öffentlichen Parkplätzen.
Windbetriebene Autos und Tumbler
Ziel des «Vehicle to Grid»-Ansatzes ist, den Anteil der Windenergie von derzeit 23 auf 50 Prozent zu steigern, sagt Dieter Gantenbein, Projektleiter am Rüschlikoner IBM-Labor. Dafür wird auch simuliert, wie sich eine steigende Zahl der Elektrofahrzeuge auf das Energiesystem der Insel auswirkt. Eine eigens entwickelte Software-Simulation läuft auf einem Server aus den IBM-Laboren. Parallel dazu messen die «Edison»-Projektteilnehmer das Bornholmer Stromnetz und optimieren ihre Systeme anhand der gewonnen Daten.
«Der entscheidende Punkt bei den Simulationen ist es, die vorhandene Netzlast mit der Windenergie einerseits und den Batteriekapazitäten und Transportbedürfnissen andererseits abzugleichen», erklärt Carl Binding vom IBM-Team. Werden die Fahrzeuge in windigen Zeiten mit Energie aufgeladen, lassen sich nebenbei auch CO2-Emissionen senken.

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