Phonothek 01.09.2005, 16:44 Uhr

Soundspur ins Web

Bei der Schweizer Landesphonothek in Lugano ist ein Projekt angelaufen, das die gesamten Audiobestände im Web abbilden soll.
Projektleiter Stefan Cavaglieri koordiniert die durchgängige Digitalisierung der Phonothek.
Im Jahre 1987 wurde die Schweizerische Landesphonothek in Lugano gegründet, um all diejenigen Tonträger zu sammeln, die in irgendeinem Zusammenhang zur Geschichte und Kultur Helvetiens stehen. Kein leichtes Unterfangen, da in der Schweiz für veröffentlichte Tonträger im Gegensatz zu Print-erzeugnissen keine gesetzliche Ablieferungspflicht besteht. Trotzdem ist die Phonothek im Laufe der Jahre zu einem riesigen Archiv angewachsen. Derzeit lagern bereits 220000 Tonträger in Lugano. Darin enthalten sind auch viele historische Sammlungen, die angekauft oder geschenkt bekommen wurden. Primäre Aufgabe der Stiftung war es bisher, die Sound-Dokumente, die auf diversen physischen Tonträgern aufgenommen wurden, - etwa CDs, MCs und LPs - zu dokumentieren und unter optimalen logistischen und klimatischen Bedingungen zu bewahren.
Logischerweise ist auch an der Phonothek das digitale Zeitalter nicht spurlos vorübergegangen. Längst hat man begonnen, auch digitale Audiofiles zu sammeln und analoge Dokumente zu digitalisieren, um sie elektronisch bereit zu stellen. Bisher wurden diese Daten mit einer Datenbank gemanagt, die von der US-Firma Revelation Software entwickelt wurde. Mittlerweile stieg das Volumen der Audiofiles aber derart an, dass man an die Performancegrenzen gestossen ist. Daher wurde jetzt ein Projekt gestartet, dessen Endziel es ist, das gesamte Audioarchiv zu digitalisieren und via Web verfügbar zu machen. Laut Projektleiter Stefano Cavaglieri orientiert man sich dabei am internationalen Oasis-Standard (Open Archival Information System). Oasis regelt die Funktionen und Dienste, die bezüglich der Konservierung, Speicherung und des Daten- und Zugriffsmanagements zu berücksichtigen sind.
Aus technischer Sicht braucht Cavaglieri zur Digitalisierung des Archivs zwei leistungsfähige Workstation, die mit einem Server gekoppelt sind, der für die Umwandlung der verschiedenen Formate sorgt. Diese spe-ziell dafür designten Systeme werden genauso wie der Ein-TByte-NAS-Temporärspeicher (Network Attached Storage) und die Administrationsworkstation von der in Wien domizilierten NOA Audio Solutions geliefert. Datenbankseitig wird die Revelation-Lösung durch die post-re-la-tionale Datenbank Caché von Intersystems abgelöst. Caché dient dabei nicht nur dem Datenmanagement, sondern durch die aufgesetzten Caché Server Pages auch als Schnittstelle zum Web. Als Archivspeicher benötigt die Phonothek ein System mit mindestens 48 TByte Kapazität, erweiterbar auf 250 TByte. Wobei die Daten zusätzlich auf ein zweites System gespiegelt werden sollen. Eigenen Aussagen zufolge bevorzugt Cavaglieri speicherseitig eine hybride Lösung bestehend aus einem Disk-array und Bandspeichern. Aus Budgetgründen dürfte sich die Speicheranschaffung jedoch etwas hinauszögern.
Karlheinz Pichler



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