05.05.2006, 13:56 Uhr
Plattform ersetzt Sektionschefs
Im Zuge einer Restrukturierung hat das Zürcher Amt für Militär und Zivilschutz (AMZ) die Datenplattform Milva eingeführt.
Daniel Bosshard, Informatikverantwortlicher beim Amt für Militär und Zivilschutz, verzeichnet eine deutlich verringerte Fehlerquote dank Milva.
Von müdem Amtsschimmel sei hier für einmal nicht die Rede. Im Gegenteil: Was mit der vom Zürcher Regierungsrat verordneten Sanierung der kantonalen Militärverwaltung 2004 seinen Lauf nahm und per 1. Januar 2006 zur fast schon bahnbrechenden Abschaffung einer rund 150-jährigen Schweizer Tradition führte - 171 Sektionschefs des Militärs wurden in Pension geschickt - mündete schliesslich in einer modernen und für bürokratische Verhältnisse wegweisenden IT-Plattform, die des Lobes wert ist. Das System mit Namen Milva (Militärverwaltung) automatisiert heute beim Amt für Militär und Zivilschutz des Kantons Zürich (AMZ) den Datenfluss zwischen den Amtsstellen. Unter restriktiven Vorgaben wurde eine wiederverwendbare Architektur für die Abwicklung zivilschutztechnischer und militärischer Verwaltungsaufgaben konzipiert und in kurzer Zeit implementiert. Regierungsvertreter und verantwortliche AMZ-Kader haben Milva nun am Donnerstag vergangener Woche vorgestellt. Die Architektur betreffend baut Milva auf dem Projekt E-Voting des Kantons Zürich auf. Die von Unisys stammenden Techniken für die Anbindung der Gemeinden und die sichere Datenübermittlung aus den Einwohnerregistern standen also schon bereit. Die Kommunikationsinfrastruktur stellt das kantonale Netzwerk Leunet. Die Steuerung der Drehscheibe hat Abraxas realisiert. Die verwaltungsübergreifende Plattform liefert nun regelmässig die Änderungen von Adress- und Zivilstandsdaten der Armeeangehörigen aus allen 171 Zürcher Gemeinden an das AMZ. Von dort aus werden die Daten an das Personale der Armee in Bern, an die zuständige Zivilschutzstelle und die Wehrpflichtersatzverwaltung des Kantons geschickt. Laut AMZ-Informatik-Chef Daniel Bosshard konnte der Informationsfluss zwischen Gemeinden, Kanton und Bund beschleunigt und der manuelle Bearbeitungsaufwand auf ein Minimum reduziert werden. Auch datenschutzrechtlichen Belangen sei Genüge geleistet. «Milva wurde durch den Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich geprüft und für gut befunden. Als explizite Drehscheibe legt das System kein Register mit Bürgerdaten an, sondern sorgt lediglich für deren einwandfreie Weiterleitung. Nach Abschluss eines Falles werden die Daten unwiderruflich gelöscht. Der Datenschutz ist somit gewährleistet», erklärt er. Mit der Einführung des Informatiksystems wird nun nicht nur der Sparauftrag aus dem Sanierungsprogramm 04 umgesetzt - die Abschaffung der Sektionschefs erleichtert den Haushalt des AMZ jährlich um rund eine Million Franken - sondern es werden auch zusätzliche Kosten eingespart. Nach einer Betriebsphase von sechs Monaten seit Januar 2006 werden die Investitionen für Milva amortisiert sein, heisst es. Erste Erfahrungen von Mitarbeitern auf den Einwohnerkontrollen der Gemeinden hätten gezeigt, dass der Informationsfluss dank Milva heute weitgehend fehlerfrei von statten gehe. Aufforderungen zur Wehrpflicht an Personen, die ihren Dienst quittiert und das Material gerade erst abgegeben haben, gehörten nun der Vergangenheit an, versichern die Verantwortlichen.
Michael Keller