20.11.2006, 09:28 Uhr

Öffentliche Gelder für Breitband

Soll die Stadt Zürich öffentliche Mittel für den Aufbau eines Breitbandnetzes zur Verfügung stellen? Letztlich ein politischer Entscheid.
Stadtrat Andres Türler würde sich über 200 Millionen Franken freuen.
«Früher brauchte eine Stadt vor allem gute Strassen, heute braucht sie eine gute Datenautobahn», begründet Stadtrat Andres Türler die Telekom-Pläne des Elektrizitätswerks Zürich (EWZ). Ginge es nach Türler, würde Zürich das tun, was Bern, Basel und Genf schon länger tun: ein städtisches Breitbandnetz über Glasfasern anbieten. Dafür braucht er Geld, beantragt hat er einen Rahmenkredit von 200 Millionen Franken. «Wir wollen den Wettbewerb anheizen und die Gefahr verringern, zum Spielball internationaler Konzerne zu werden.» Schliesslich, erklärt Türler weiter, will der Bund die Swisscom-Anteile irgendwann abstossen.
Den Vorwurf, dass die Breitbandambitionen der Stadt und des EWZ ein bisschen spät keimen, will auch EWZ-Pressesprecher Harry Graf nicht gelten lassen: «Unsere Basisinfrastruktur steht bereits. Geändert hat sich lediglich, dass wir künftig aktiver in Erscheinung treten wollen und unsere Glasfasernetze ausbauen wollen. Vermieten werden wir diese all denjenigen, die entsprechende Leitungen anfordern. So auch der Swisscom, falls ihr die Kupferleitungen der letzten Meile zu langsam sind.»
Die Frage von Swisscom und anderen Breitbandanbietern, ob die veranschlagten 200 Millionen Franken öffentlicher Gelder allerdings ausreichen und erst noch richtig investiert sind, ist nicht unberechtigt. So gibt es in Städten wie Zürich heute schon verschiedenste konkurrierende Telekom-Infrastrukturen wie z.B. mehrere Glasfaser-Citynetze, ein Kabelfernsehnetz, vier GSM-Mobilfunknetze, drei UMTS-(HSDPA-)Mobilfunknetze und viele WLAN-Hotspots verschiedenster Anbieter.
Während die einen den Vorstoss des EWZ als Schaden an der Privatwirtschaft deklarieren, Preisdumping befürchten und etwas gar schwarz malen, freuen sich indes all diejenigen, die kein Glasfasernetz besitzen, wie etwa der Mobilfunkanbieter Orange oder das Telekomunternehmen Tele2. «Jedes Angebot, das hilft, unsere Kosten zu minimieren, ist ein willkommenes Angebot», erklärt Tele2-Chef Roman Schwarz auf Anfrage. Letztlich werden die Wähler entscheiden, 2008 soll die Vorlage an die Urne gelangen.
Desiree Sterchi



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