30.04.2008, 08:34 Uhr

IT/Business-Alignment erfolgreich auf den Boden bringen

Trotz eines sorgfältigen IT/Business-Alignments auf strategischer Ebene können Projekte scheitern, weil die eingeführten Lösungen den Fachbereich auf operativer Ebene nicht geeignet unterstützen.
Peter Jaeschke ist Studienleiter Master of Advanced Studies in Business Process Engineering an der FHS St.Gallen. Rainer Endl ist Leiter des Instituts für Informations- und Prozessmanagement an der FHS St.Gallen.
Die optimale Unterstützung der operativen Geschäftsprozesse durch IT-Lösungen lässt sich nur durch die konsequente Erhebung der Anforderungen sicherstellen. Requirements Engineering umfasst das Erheben, Dokumentieren, Prüfen und Verwalten von Anforderungen an IT-Lösungen. Die FHS St.Gallen führt aktuell eine Bestandsaufnahme durch, wie Requirements Engineering in den Unternehmen gelebt wird. Auszüge der Ergebnisse werden im Anschluss in der Computerworld veröffentlicht.
IT/Business Alignment beinhaltet die konsequente Ausrichtung der IT auf die Geschäftstrategie und die optimale Unterstützung der Geschäftsprozesse und umfasst in der Praxis im Allgemeinen:
- die Erstellung einer aus der Geschäftsstrategie abgeleiteten IT-Strategie
- die Zusammenstellung und Priorisierung eines Projektportfolios zu Umsetzung der Strategien
- die Konzeption einer IT-Architektur und Applikationslandkarte zur Unterstützung der Geschäftsprozesse
Sowohl die richtige Zusammenstellung und Priorisierung des Projektportfolios als auch die Konzeption der IT-Architektur und der Applikationslandkarte sind zwar Voraussetzungen für den Umsetzungserfolg, stellen diesen allein noch nicht sicher.
Die Problemstellung wird am folgenden, vereinfachten Beispiel erläutert.
Im Rahmen des IT/Business-Alignments wird entschieden, dass ein Customer Relationship Management System mit den nachfolgenden Zielen eingeführt wird:
- Das System muss den Aussendienst unterstützen, sich auf die Kunden mit dem grössten Potenzial zu konzentrieren.
- Das System muss dem Aussendienst alle relevanten Informationen für einen erfolgreichen Kundenkontakt zur Verfügung stellen.
- Das System muss die Regionalleitenden bei der Planung, Steuerung und Überwachung der Verkaufsaktivitäten in ihrer Region unterstützen.
Aber erst ein systematisches Requirements Engineering klärt,
- wie die Kunden mit dem grössten Potenzial in der Gesamtheit erkannt werden können.
- welches die relevanten Informationen für einen Kundenkontakt sind, mit welcher Aktualität und in welcher Form diese zur Verfügung gestellt werden müssen.
- welche Funktionalitäten und Informationen zur Planung, Steuerung und Überwachung der Verkaufsaktivitäten benötigt werden.
Nur so kann verhindert werden, dass
- eine Privatkundin vernachlässigt wird, obwohl sie Geschäftführerin unseres grössten Firmenkunden ist.
- ein Kundenberater im Falle eines Kundenanrufs 5 Minuten benötigt, um die benötigten Informationen in 8 verschiedenen Dialogen zusammenzusuchen.
- ein Verkäufer mit allen Auftragsinformationen der Vergangenheit zu einem Kunden fährt, ohne zu wissen, dass gestern eine Reklamation einging, weil die verkauften Maschinen wegen eines Software-Fehlers 4 Stunden ausgefallen waren.
- der Verkaufsleiter erst Monate später feststellt, dass ein grosses Angebot nicht konsequent verfolgt wurde.
Ein konsequentes Requirements Engineering ist eine wesentliche Voraussetzung, die im IT/Business Alignment gestellten Weichen zu Lösungen zu führen, mit denen die operativen Geschäftsprozesse für den Fachbereich optimal unterstützt werden.
Peter Jaeschke, Rainer Endl



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