06.04.2006, 12:43 Uhr
Abalon ruft Weko auf den Plan
Jetzt wirft die Providerin Abalon Telecom IT aus Cham der Swisscom-Tochter Solutions-Verstösse gegen das Kartellgesetz vor.
Die Providerin Abalon Telecom IT aus Cham verliert auf Ende April einen wichtigen Grosskunden an Swisscom-Solutions. Die Tochter der Ex-Monopolistin soll das Geschäft ergattert haben, indem sie über ein Paket-Angebot die Preise um bis zu 60 Prozent gedrückt habe. Über die Wettbewerbskommission (Weko) liess Abalon den Fall nun prüfen. Im Schreiben an die Weko vom 22. März 2006 wirft Abalon-Chef Otto Reimann der Swisscom «Verstösse gegen das Kartellgesetz» vor. Konkret habe Swisscom-Solutions, um einen Grosskunden von Abalon abzuwerben, ein Gesamtpaket mit drastisch den Wettbewerb verzerrenden Rabatten geschnürt. Bei Swisscom gibt man sich gegenüber den von Reimann erhoben Vorwürfen gelassen. Swisscom-Pressesprecherin Pia Colombo teilt mit: «Im Geschäftskundenmarkt stehen wir in einem sehr harten Wettbewerb mit der Konkurrenz. Uns ist das Schreiben an die Weko bekannt. Wir sehen einer allfälligen Anfrage der Weko ruhig entgegen. Swisscom-Solutions und Swisscom Fixnet sind der Ansicht, wettbewerbsrechtlich korrekt gehandelt zu haben.» Laut dem Reimann-Schreiben an die Weko soll das Swisscom-Angebot vom 24. Februar 2006 gegenüber den bisher in Rechnung gestellten Gebühren satte Rabatte ausweisen: Für die ISDN-Primäranschlüsse 60 Prozent, für die ISDN-Basisanschlüsse 30 Prozent und für die DDI-Nummernblöcke wiederum 60 Prozent. Zudem soll der Kunde von einem Gesprächstarif für die Telefonverbindungen in der Schweiz profitieren, der tiefer ist als der Preis, den die Provider als Interkonnektionstarif an die Swisscom abliefern müssen (bei der Interkonnektion wird die gegenseitige Nutzung des Netzes verrechnet). Pikant: Das Angebot kann nur als Gesamtpaket abgeschlossen werden. Und schliesslich habe Swisscom als Bedingung für die guten Konditionen vorgeschrieben, dass bei allen Nummern die CPS-Schaltung (Carrier Preselection) aufgehoben werden muss, sodass keine andere Dienstleisterin als Preselect-Anbieterin gewählt werden kann. Die Antwort vom stellvertretenden Weko-Direktor Patrik Ducrey, die bereits am 24.März 2006 an Abalon ging, verweist auf die schon am 16.Februar 2004 eingeleitete Untersuchung in Sachen Swisscom. Juristische Streitigkeiten hätten das Dossier lange blockiert, sagt Ducrey. Unter anderem seien diese Verzögerungen durch Auseinandersetzungen mit der Swisscom über die Auskunftspflicht entstanden. Wann das Verfahren abgeschlossen sein wird, kann Ducrey allerdings auch jetzt, nach der Deblockierung, noch nicht genau angeben.Diese Verschleppung des Verfahrens ist von mehr als einem Provider mit Empörung zur Kenntnis genommen worden. Zumal Reimann die Weko auf ein «ähnliches Angebot» hingewiesen hat, das «die Swisscom- Solutions auch dem Migros-Genossenschaftsbund gemacht» hat (siehe: Computerworld 8 und 9/2005). Ausserdem verwies Reimann auf eine Vereinbarung mit der SRG, in der sogar ein Rabatt von 80 Prozent und Minuten-Tarife im Schweizer Festnetz von nur 0,02 Franken gewährt sein sollen. Interessantes Detail: Die beiden Vertragsunterzeichner für das einstige Migros-Geschäft arbeiten heute nicht mehr für Swisscom.
Meinug
Marktanteile um jeden Preis?
Von Volker Richert.
Noch bis 2005 hat Swisscom die kleineren Internet Service Provider (ISP) bei der Etablierung von ADSL unterstützt. Seit sich das durchgesetzt hat, gibt sich die Ex-Monopolistin wieder als spröde Konkurrentin. Geht es ums Geschäftskundensegment, steigt Swisscom mit einem ISP nur dann ins Boot, wenn sie ihn übernehmen kann. Und die Vorwürfe, dass Swisscom Geschäfte «kauft» und mit massiven Rabatten gegen das Kartellgesetz verstösst, können erst jetzt - nach jahrelangen juristischen Spielereien - von der Weko geklärt werden. Wie viel derartigen Konkurrenzkampf, wie viel Anrüchigkeit will die Schloter-Company verkraften, nur um Verluste von Marktanteilen zu kompensieren?
Marktanteile um jeden Preis?
Von Volker Richert.
Noch bis 2005 hat Swisscom die kleineren Internet Service Provider (ISP) bei der Etablierung von ADSL unterstützt. Seit sich das durchgesetzt hat, gibt sich die Ex-Monopolistin wieder als spröde Konkurrentin. Geht es ums Geschäftskundensegment, steigt Swisscom mit einem ISP nur dann ins Boot, wenn sie ihn übernehmen kann. Und die Vorwürfe, dass Swisscom Geschäfte «kauft» und mit massiven Rabatten gegen das Kartellgesetz verstösst, können erst jetzt - nach jahrelangen juristischen Spielereien - von der Weko geklärt werden. Wie viel derartigen Konkurrenzkampf, wie viel Anrüchigkeit will die Schloter-Company verkraften, nur um Verluste von Marktanteilen zu kompensieren?
Volker Richert